Twitterperlen-Adventskalender 2024 – Türchen 8

Der Twitterperlen-Adventskalender 2024: Tür 8

Larry und die schrillen Vier

Nach Tagen des ziellosen Umherflatterns landete Larry erschöpft auf einem Ast am Rande eines Campingplatzes. Er hatte Hunger, war müde und völlig verzweifelt. Plötzlich hörte er eine Frauenstimme: „Clark, das Ding ist zu groß!“ Einen Flügelschlag später ertönte ein lauter Wumms.
„That’s what she said …“, sagte eine Männerstimme. Für einen Moment lang herrschte Stille. Aber wenn man ganz genau hinhörte, konnte man die Frau mit den Augen rollen hören. „… und außerdem ist das nicht einfach nur ein Baum, Ellen. Das ist ein Symbol für unser Weihnachten!“

Larry hüpfte näher und betrachtete neugierig den Ursprung des Tohuwabohus. Ein Mann mit einem Lächeln, als hätte man es ihm ins Gesicht gemeißelt, versuchte, einen riesigen Weihnachtsbaum durch eine viel zu kleine Tür eines Wohnwagens zu quetschen. „Hey, ich bin Larry. Guten Tag“, zwitscherte der kleine Vogel zaghaft. Der Mann erschrak und ließ den Baum los. Dann drehte er sich ungläubig zu Larry, rieb sich die Augen und starrte. „Ellen!“ rief er laut, während er Larry weiterhin mit seinem Blick fixierte. „Was hast du in den Eierpunsch getan? Hier sitzt ein sprechender Vogel.“ Ellen quetschte sich durch die Tür und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihren Mann. „Clark, letztes Jahr hast du nach dem fünften Punsch behauptet, die Mülltonne würde sprechen und dann minutenlang mit einem Waschbären gerungen.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie sich daran erinnerte.

„Guten Tag! Ich bin Larry“, tschilpte der Besucher.
Clark blinzelte. „Hab ich‘s dir nicht gesagt?!?“ Ellens Augen weiteten sich vor Überraschung.
Währenddessen humpelte ein Mann im Bademantel dazu. „Noch ein Vogel!? Bisschen mager vielleicht“, rief er begeistert. „Aber zwei sind immer besser als einer, Clarkyboy. Ich hol den Ketchup.“ Er zwinkerte Clark vielsagend zu und verschwand in seinem Camper, der neben Clarks parkte.
„Eddie, das ist nicht …“ rief ihm Clark hinterher. Dann widmete er sich wieder dem sprechenden Vogel. „Willkommen bei den Grisworlds, Larry! Möchtest du sehen, wie ich unsere Weihnachtsbeleuchtung einschalte? Das wird der Wahnsinn!“ Er zeigte wie ein Showmaster auf das dekorierte Wohnmobil. Clarks Sohn Rusty komplettierte mit einer Lichterkette um den Hals, die zu einem fußballgroßem Knäul in seinen Händen wurde, die absurde Szene.
„Dad, das geht so nicht! Das zu entwirren dauert Stunden. Reichen denn die restlichen Ketten nicht? Außerdem brauchen wir einen Starkstromadapter, sonst leucht hier gar nichts!“
„Ich hasse es hier“ ergänzte seine Schwester Audrey, die vom Fenster aus zugesehen hatte. Clark quittierte die Einwände mit einem Achselzucken und schärfte sein Lächeln nach. „Familienzusammenhalt, Kinder! Das ist Weihnachten! Cousin Eddie hat uns eingeladen. Wir machen später weiter.“

Am Abend saß die Familie zusammen an einem Campingtisch und Larry fühlte sich willkommen. Trotz, oder vielleicht gerade wegen, des allgegenwärtigen Chaos. Ellen hatte ihm ein paar Sonnenblumenkerne zur Stärkung gegeben. Er erzählte ihm von seiner Zeit als Twittermaskottchen, Social Media Redakteur und Witzezwitscherer. „Hast du einen Tipp für mich, was ich jetzt machen soll?“, fragte Larry schließlich. „Du scheinst jemand zu sein, der weiß, wie man fröhlich bleibt und nicht den Mut verliert.“

Clark blickte in die Runde, musterte das Chaos und tätschelte Larry den Kopf. „Weihnachten ist wie das Leben. Stressig und chaotisch“, schwadronierte er. „Mal kämpfst du mit einem Waschbären, mal flambierest du aus Versehen die Katze und manchmal brennst du dir beim Einschalten der Lichter die Netzhaut weg. Sicher, sie können dir alles nehmen. Deine Weihnachtsgratifikation, deinen Firmenparkplatz, deinen Job. Aber so lange du deinen Humor nicht verlierst und niemals aufgibst, wird es perfekt genug sein.“
„Perfekt? Perfekt ist, wenn wir Strom haben!“ mische sich Rusty ein.
„Ich hasse es immer noch hier!“ hörte man Audrey aus dem Hintergrund rufen.
Clark zwinkerte Larry zu und holte unter dem Tisch einen Starkstromadapter bevor, den er Rusty reichte. Ellen verließ mit einem warmen Lächeln den Tisch und sah nach Audrey. „Siehst du Larry? Weihnachtsmagie! Und ein kleines Wunder aus dem Elektrofachhandel!“

Eine Weile saßen sie noch beisammen. Von Minute zu Minute wurde Larry gelöster. Er gab ein paar seiner besten Flachwitze zum Besten, spottete über den irren Milliardär und wusste plötzlich ganz genau, was er tun wollte und musste. Ausgeruht und gestärkt bedankte er sich für die Gastfreundschaft und flog mit einem neuen Ziel im Kopf und einem frischen Funken Hoffnung weiter.

Am 13. Dezember erfahrt ihr, wohin es Larry als nächstes verschlägt. Morgen erwartet euch eine andere spannende Geschichte. Hier gelangt ihr übrigens zurück zu den anderen Türchen:

Twitterperlen Adventskalender 2024

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