Twitterperlen-Adventskalender 2024 – Türchen 13

Der Twitterperlen-Adventskalender 2024: Tür 13

Larry und die Geister der Weihnacht

Frisch beflügelt durch die Grisworlds setzte Larry seine Reise fort. Doch nach einigen hundert Kilometern wurde ihm eines klar: Fliegen über den Atlantik war kein Pappenstiel. Er war schließlich kein Zugvogel. Seine kleinen Flügel fühlten sich zudem bereits sehr schwer an. Zu seinem großen Glück entdeckte er in einem nahegelegenen Hafen einen alten Dampfer, den der Schriftzug „MS Hope“ zierte und der im Begriff war abzulegen. Larry huschte ein Lächeln über seinen Schnabel und setzte zur Landung an.

Larry ließ sich auf das Geländer des Bugs nieder und gönnte sich ein Nickerchen. Doch während das Schiff durch einen unheimlichen, dichten Nebel glitt, wurde die Atmosphäre immer düsterer. Der Mond spielte hinter den Wolken Verstecken, nur das Knarren der alten Schiffsplanken und das Geräusch der Wellen trotzen der Stille. Larry schüttelte sich, als ihm eine eisige Brise durch die Federn fuhr.
Plötzlich spürte er etwas neben sich. Eine Präsenz, die ihn noch mehr frösteln ließ. Er drehte sich um und sah eine hochgewachsene Gestalt mit glühenden Augen und einem knorrigen Weihnachtsbaum in der Hand. „Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht,“ rief sie mit donnernder Stimme. „Und ich bin hier, um dich daran zu erinnern, wer du einmal warst.“
„Ähm, könnten wir das nicht morgen machen?“ fragte Larry leicht genervt. „Es ist spät, es waren ein paar turbulente Tage und ich …“
„Schweig!“ schimpfte der Geist. Er schwang den Christbaum wie einen Zauberstab und um sie herum wirbelte plötzlich ein noch eisigerer Wind. Larry sah auf einmal Bilder aus seiner Vergangenheit: das Twitterhauptquartier, Millionen von Menschen, die lachten und weinten, seine Kollegen und seine Toptweets. „Das warst du! Eine Inspiration, eine Stimme, ein Symbol!“
Larry kratzte sich am Schnabel. „Ich war ziemlich gut, oder? Aber … warum zeigst du mir das jetzt?“
„Weil du es anscheinend vergessen hast,“ grollte der Geist. Mit einem letzten Schwung seines knorrigen Baums verschwand er in einer Windhose aus Tannennadeln.

Doch als Larry Luft holen wollte, erschien just eine zweite Gestalt. Sie war kleiner und wirkte wuseliger, mit einer blinkenden Lichterkette um den Hals und einem Smartphone in der Hand.
„Ich bin der Geist der gegenwärtigen Weihnacht! Hast du überhaupt gesehen, was gerade auf den sozialen Medien abgeht? Überall nur noch negative Energie und finstere Gedanken. Die Leute brauchen noch immer kurzweilige und lustige Sprüche, Larry! Du hast das alles gestartet! Hör jetzt nicht auf!“
„Wirklich, ich möchte ja,“ erwiderte Larry und schaute interessiert auf das Handy des Geistes. „Aber … warum fühle ich mich trotzdem so verloren?“
„Weil du dich selbst nicht mehr siehst! Du brauchst ein neues Hauptquartier für deine Aufgabe. Einen sicheren Hafen. Du bist auf dem richtigen Weg. Gib nicht auf!“ Der Geist verschwand so schnell, wie er gekommen war. Larry blicke ungläubig in die Leere der Nacht.

„Was ist das hier, eine Intervention?“ witzelte Larry trocken. Dann flackerte ein unheimliches, grünliches Licht auf und eine dritte Gestalt erschien. Diese war riesig, mit einer leeren schwarzen Kapuze anstelle eines Kopfes. Sie sprach nichts, sondern deutete nur mit einem seiner langen knochigen Finger auf den Horizont. Dort sah Larry eine dunkle Zukunft: billige Memes, alte Wortwitze, moralinsaure politische Postings und sehr viele verzweifelte Gesichter, die sich von ihren Smartphones angewidert abwandten. Und über allem thronte das gruselige Gesicht des verrückten Milliardärs, wie er manisch lachte.
„Okay, okay! Das ist jetzt wirklich gruselig,“ piepste Larry. „Ich hab’s verstanden, denke ich.“
Der Geist nickte anerkennend und plötzlich war der Spuk vorbei. Der Nebel begann sich langsam aufzulösen und Larry saß wieder allein auf dem Bug des Schiffes.
„Na super,“ murmelte er. „Nächste Station: Selbstfindung, oder was? Jetzt müsste ich nur noch wissen, wo dieser sichere Hafen ist. Dass diese Geister mit ihren Hinweisen so schwammig wie Spongebob sein müssen. Belastend!“

Aber bevor er weiter nachdenken konnte, rief jemand hinter ihm: „Kapitän! Wir sind komplett vom Kurs abgekommen! Der Kompass spielt total verrückt. Da vorne ist Land!“
„Wo zum Teufel sind wir?“ rief eine zweite Stimme. „Das ist völlig unmöglich.“
Larry sah nach vorne, wo das Meer abrupt endete und das Nordpolarlicht über einem verschneiten und hell erleuchteten Dorf tanzte. „Okay, das wird dann wohl meine nächste Station“, tschilpte er und breitete seine Flügel aus.

Teil 4 von Larrys großer Reise erwartet euch am 17.12. Morgen gibt es eine andere Überraschung. Hier gelangt ihr zurück zu den restlichen Türchen:

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