Thread: Zugfahrt nach Innsbruck
Gamze Eren lebt in Österreich. Dort ist ihr vor einigen Tagen in der Bahn ein sehr unschönes Ereignis widerfahren, das sie in einem Thread verarbeitet hat. Es zeigt leider, dass sich Deutschland und Österreich gar nicht mal so unähnlich sind. Wer nicht aussieht wie ein Einheimischer, wird oft anders behandelt.
Ich kann gerade nicht aufhören wegen dem Verhalten eines Zugbegleiters und mancher Fahrgäste zu weinen. Hin und wieder kommen die Emotionen hoch und sind nicht mehr kontrollierbar, diesen Umstand habe ich auch der politischen Stimmung zu verdanken.
Was passiert ist, ein Thread:
— Gamze Eren (@gamze_ere) September 28, 2019
Ich habe ein App-Ticket von St. Anton im Montafon nach Innsbruck erworben und wurde kontrolliert.
Zugbegleiter: und wo ist ihr Maximo-Ticket? (sehr harsch)
Ich: ich besitze keins
Zugbegleiter: und wieso nicht? (schon laut, alle schauen her)
Ich: ich habe ja ein Einzelticket
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
Zugbegleiter *schreit*: und wo sind Sie eingestiegen?!?
Ich: Ich habe ja ein Ticket für die Fahrt, bin in St. An…
Zugbegleiter *unterbricht*: Sie sind noch in Vorarlberg!
Irgendeine Person im Hintergrund: typisch, DIE lernen es nie
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
Ich *extrem eingeschüchtert, hole tief Luft*: ich bin in St. Anton im Montafon eingestiegen und habe auch ein Ticket für die Strecke
Zugbegleiter schreit mich an: NOCHEINMAL, HABEN SIE EIN MAXIMO FÜR VORARLBERG ODER NICHT???
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
Ich: ich habe kein Ticket ab St. Anton am Alberg, sondern ab St. Anton im Montafon und dort bin ich auch eingestiegen!
Zugbegleiter, schaut auf mein Ticket: achso *dreht sich den anderen Fahrtgästen zu* dort gibt es auch ein St. Anton, wusste ich nicht, haha…
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
*Zugbegleiter schaut immer noch die anderen Fahrgäste an und nicht mich*: entschuldigen Sie
*entfernt sich murmelnd, er habe St. Anton im Montafon ja gar nicht gekannt*, andere Fahrgäste lachen mit, ich drehe mich weg und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
Im Vergleich zu anderen Vorfällen ist das Geschilderte objektiv sehr harmlos. Ich wurde in den letzten 2,5 Jahren offen rassistisch beschimpft, angegriffen und offensichtlich diskriminiert. Ich musste auch schon selbst eingreifen, um rassistische Übergriffe zu verhindern ABER
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
… hin und wieder erwischt es dich unerwartet, dein Schutzschild ist nicht gerichtet. Du bist rhetorisch nicht in Stellung, um adäquat zu reagieren und schon beim ersten Anzeichen das Befürchtete abzuwenden. An solchen Tagen kann es dich emotional unerwartet hart treffen.
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019
Dann wird dir bewusst, dass du dich noch so sehr als vollwertiges Mitglied der österreichischen Gesellschaft verstehen kannst, solange propagiert wird, du wärst ein „Outsider“, solange du und „deinesgleichen“ im politischen Diskurs als Problem verstanden werdet, ist dem nicht so.
— Gamze Eren (@gamze_ere) 28. September 2019