Thread: Weil’s wichtig ist
Unser Gesundheitssystem ist wegen der Corona-Pandemie am Limit. Aber heute soll es nicht um Personal und Material gehen, sondern um die mehr oder minder unsichtbaren Helfer. Gemeint sind Angehörige, Freunde und Bekannte, die als Patientenbegleiter fungieren. Sie sind zweites Ohren- oder Augenpaar, Trostspender, Mutmacher, privater Krankentransport und vieles mehr. Oftmals alles gleichzeitig. Wegen der Kontaktbeschränkungen müssen viele Patienten auf diesen wichtigen Beistand verzichten. Die Userin @SrUnbequem hat darüber diesen Thread geschrieben.
Weil’s wichtig ist!
Thread !!
Reden wir Mal über Menschen die und en letzten Wochen, Tagen und Monaten allein gelassen worden sind .
Jeden Tag gehen Menschen zu Ärzten, bekommen Diagnosen, Verdachtsdiagnosen, Therapie etc.
Mitunter sind das schwerwiegende Einschnitte …
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
in alles was danach im Leben so kommen wird.
Es wird Krebs diagnostiziert, andere chronische, teils lebensverkürzende Erkrankungen, Vorbereitungen für OPs werden besprochen etc.
Das ganze Paket einmal rauf und runter.
Das macht vielen Angst.— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Diese Menschen brauchen Beistand, jemand der mitgeht, der in emotional belastenden Situationen mit zuhört und dann im Nachgang eine Stütze sein kann.
Vier Ohren hören mehr als zwei.
Selbst wenn es nur um eine vermeintliche „Lapalie“ wie Diabetes geht.— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Was für uns in der Medizin tägliches Geschäft ist, ist für den Patienten einen absolute Ausnahmesituation.
Momentan stellt es sich aber in vielen Teilen Deutschlands so dar, dass Patienten diese Unterstützung nicht mehr mitnehmen dürfen.— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Weder zu Untersuchungen, noch zu Gesprächen.
Eine wichtige soziale Komponente fällt weg.
Die Tochter die mit ihrer Mutter eigentlich ins KH zur Aufklärung fährt weil eine große OP ansteht, kann nicht mehr dabei sein.— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Der Sohn der seinen Vater zum Facharzt begleitet weil schon länger was mit dem Gedächtnis nicht funktioniert, bleibt oft auch außen vor, aus Schutz und Angst vor Infektion.
Natürlich sind Klinik und Praxen vulnerable Bereiche. Keine Frage.
Aber…— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Wir dürfen nicht die Kommunikation vergessen und deren Wichtigkeit.
Nur weil Herr Müller die Krebsdiagnose alleine gut wegstecken kann, heisst das nicht, dass Frau Schmidt ihre Diabetes Diagnose Mal eben so verkraftet.
Sie haben ein Recht darauf aufgefangen zu werden— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Und zwar genau in diesem Moment wo der Einschlag stattfindet, denn nichts anderes ist es. Ein Einschlag.
Nichts ist mehr wie vorher.Und dann siehst du Menschen die für nach Freiheit auf Demos brüllen ohne Sachverstand und damit gleichzeitig die Beschränkungen…
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
..für alle anderen beschließen.
Genau wie eben jene die sich nichts aus Maßnahmen machen und somit das ganze eklatant in die Länge ziehen und wir uns jeden Tag weiter von einem Ende verabschieden.Seid einfach nicht egoistisch. Bitte!
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) November 27, 2020
Das sagen andere User:
Habe nächsten Monat Termin wegen Tumor in der Gebärmutter. Habe Angst. Muss alleine hin. Darf niemanden mitnehmen. Ich find das scheiße. Anders kann ich es nicht ausdrücken
— Lamamama (@Lamamama22) November 27, 2020
Das ist so wahr. Selbst wenn man ein starker, junger, selbstbewusster Mensch ist, braucht man manchmal Unterstützung. Ich musste beim Arzt allein mit dem Schock Fehlgeburt umgehen, und auch allein ins Krankenhaus gehen. Mein Mann war hilflos zuhause. Das wünsche ich niemandem.
— Moni (@monimitka) November 27, 2020
Als ich nach der Blutuntersuchung zur Genetik musste, war ich so davon überzeugt das ich das eh nicht haben kann das ich alleine hin bin.
War dumm von mir, ich bin wie in trance nachhause und hab dann keinen erreicht und ich hatte so ein scheiß Gefühl den ganzen Tag.— mellory nox (@MellNox) November 27, 2020
Vielen Dank für den Thread.
Ich habe PTBS und große Angst auch vor „kleinen“ Arztterminen. Dann dissoziiere ich oft (kann nicht mehr sprechen oder mich bewegen). Brauche dringend eine Begleitperson für solche Termine. Das ist aber aktuell nicht möglich.— Pingüino (@Caetline) November 30, 2020
Genau das! Ich musste meine Fehlgeburt mit anschließendem Eingriff alleine durchstehen. Ich verstehe und begrüße die Einschränkungen, habe aber null (!) Verständnis für diejenigen, die sie uns durch Egoismus und Dunning-Kruger einbrocken!
— Chaosmono bleibt zuhause (@ChaosMono) November 28, 2020