Thread: Eben beim örtlichen Supermarkt
Habt ihr auch das Gefühl, dass Solidarität und Nächstenliebe immer öfter zu kurz kommen? Dann seid ihr nicht allein. Also lasst uns über das Thema Armut sprechen. Der eine oder andere hat es vielleicht mitbekommen, vor drei Wochen stellte das Statistische Bundesamt eine Untersuchung von zwei Forschungsinstituten vor, die im Ergebnis belegt, was viele längst geahnt haben: Durch die Corona-Krise wird es noch schwieriger, aus Armutsverhältnissen wieder herauszukommen, als zuvor. Die Daten aus dem letzten Jahr sprechen Bände. Demnach haben 44 Prozent aller Menschen unterhalb der Armutsgrenze häufig auch keine Perspektive auf eine Verbesserung. Eine Verdopplung gegenüber dem Wert am Ende der 90er Jahre. Wenig überraschend sind Alleinerziehende, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund am Häufigsten davon betroffen. Beschäftigte in den niedrigen Einkommensgruppen – übrigens häufig auch systemrelevante Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – waren im ersten Shutdown wesentlich öfter arbeitslos oder wurden unbezahlt freigestellt. Die wenigsten hatten zudem die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.
Leider nehmen viele Menschen dieses Problem nur am Rande oder gar nicht war, wenn sie nicht selbst oder im näheren Umfeld betroffen sind. Und so sind es Situationen wie die nun folgende, die die Twitteruserin @DaniBrodesser kürzlich im Supermarkt erlebt und in diesem Thread aufgeschrieben hat, die uns fassungslos und wütend zurücklassen.
Wenn dich beim -50% Regal eine Mutter mit 2 Kleinkindern bittet ob sie die letzte herabgesetzte Milch haben könnte weil das Geld knapp ist, du in deinem Maßanzug antwortest „geh was hackeln faule Sau“ und danach in deinen Porsche SUV einsteigst, dann bist du ein Riesen A-Loch 🤬
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Eben beim örtlichen Supermarkt erlebt. Und selten war ich so aggressiv🔥. Dieses armselige Etwas hat keine Ahnung was er damit anrichtet🤬🤬 warum werden Menschen so? Warum müssen sie Armutsbetroffene wie Dreck behandeln?
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Die Szene hat mich stark getriggert und für einen Moment war ich selbst irrsinnig beschämt obwohl es ja nicht mich betroffen hat. Aber solche Menschen hab ich zur Genüge erlebt und genau solche Szenen bewirken dass man sich nicht mehr fragen traut. Egal in welcher Situation.
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Wünsche selten Menschen was schlechtes aber Exemplaren wie diesen würd es gut tun, mal ein halbes Jahr lang Armut erleben zu müssen🤬😭😭. Dann würden sie allesamt nicht mehr auf uns herabblicken und demütigen. Hab’s so satt.
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Übrigens wollte ich dann der Mutter den Einkauf zahlen (was grad mal 5 Euro waren) dann kam aber eine andere Kundschaft, gab ihr 50 Euro und meinte sie habe selbst solche Zeiten durch und sie solle für sich und die Kinder mal was kaufen was sie gerne essen und nicht da was die
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Geldbörse hergibt. Es gibt auch diese und 😭😭💜💜💜.
Aber das eben hat mir wieder gezeigt wie unglaublich wichtig richtige Sensibilisierung in der Öffentlichkeit wäre und wie viel auch von Seiten der Medien hier noch geschehen muss. Stereotypen haben in der
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Armutsberichterstattung genauso wenig verloren wie „sozial schwach“ oder „Assieltern“ oder „soziale Hängematte“. Genau diese Vorurteile bringen dann Szenen wie heute hervor 😓💪🔥🔥🔥
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Übrigens zittere ich jetzt noch vor Wut🤬.
— FrauSonnenSchein (@DaniBrodesser) March 26, 2021
Das sagen andere User:
Während die eine Hälfte vor Wut schäumt (und das zu Recht), ist die andere Hälfte der User so fassungslos wie die Autorin des Threads selbst. Einige Leser merken an, dass der beschriebene Herr womöglich etwas kompensieren muss oder unter Umständen gar nicht so wohlhabend ist, wie es wohl auf den ersten Blick den Anschein hatte. Aber in einer Sache, da sind sich alle einig: So ein Verhalten geht auf gar keinen Fall und ist unmenschlich. Wir haben die treffendsten Reaktionen für euch hier zusammengetragen.
Wie ungemein mutig oder verzweifelt muss diese Mutter gewesen sein alleine darum zu bitten. Ich hoffe sehr , dass die Reaktionen der Anderen ihr ein wenig Glauben zurück geben konnten,dass es auch anders geht.
— Kejoch (@Kejoch1) March 26, 2021
😠🤬☹️ ich verstehe solche Menschen nicht. Ich hab selbst nicht extrem viel Geld und guck oft nach Reduzierungen und Angeboten, aber wenn jemand so fragen würde, würde ich sofort die reduzierte Ware hergeben – ich komm auch ohne Reduzierung klar, andere vllt nicht. :/
— Ribisl (@Ribislmarmelade) March 26, 2021
Mir wird schlecht wenn ich sowas lese.
Respekt vor deiner Selbstbeherrschung.
Ich zweifle keine Sekunde dass es sich auch genauso zugetragen hat.
Es gibt unfassbar abstoßende Menschen. Zum Glück! gibt es aber auch die anderen immer noch.
Wie dich z.B. 🙏❤️— Shatrinja ★ (@Shatrinja) March 26, 2021
Da könnt ich vor Wut weinen. Ich kann das verstehen, hab sowas schon erlebt. Nicht ganz so arg. Und da kann man gar nicht anders als helfen.
Die Frau war genial, dass sie ihr 50€ geschenkt hat.— Lilasblue (@lil_as_blue) March 26, 2021
Wenn man sich einredet, dass man seinen Reichtum nur durch eigene Leistung und nicht durch privilegierte Startbedingungen erreicht hat und das Menschen, die weniger haben, einfach faul sind, kann man halt so wunderbar nach unten treten. Widerlich!
— Krissi Kn (@KnKrissi) March 27, 2021
Schön, dass ihr bis zum Schluss bei uns geblieben seid. Falls ihr noch einen Thread wie diesen vertragen könnt, probiert es doch mal mit dem hier: