Lohnunterschiede: Was kostet der Mensch?

Wie sagte mein Mann letztens? Eigentlich sollte jeder denselben Stundenlohn haben, egal, was er arbeitet. Wieso ist eine Stunde eines Bankers mehr wert, als eine Stunde eines Busfahrers? Wie seht ihr das?

Warum gibt es eigentlich so hohe Lohnunterschiede? Wir alle müssen arbeiten, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sicher, ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre natürlich ein Träumchen, ist aber nach aktuellem Stand in diesem Land nichts weiter als Utopie. Und damit sind wir auch schon mitten in einem viel diskutierten Thema. Jeder mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit kommt nämlich schnell ins Grübeln, wenn es um das Thema faire Entlohnung geht. Denn manche Berufe oder Arbeitstätigkeiten scheinen mit Gold aufgewogen zu werden, während andere – oft mindestens genauso wichtig für unser tägliches Leben – am Existenzminimum kratzen.

Wir erinnern uns hier an die Corona-Zeit und die sogenannten „systemrelevanten Berufe“. Und klar, ein Herzchirurg rettet Leben und ein Manager trägt Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens. Aber ohne die Busfahrerin, den Müllmann, den Kassierer im Supermarkt oder die Pflegerin läuft in unserer Gesellschaft nichts rund. Zudem verhindern körperlich anstrengende Berufe oft eine durchgehende Beschäftigung bis zum regulären Renteneintritt. Warum gibt es also so riesige Unterschiede beim Stundenlohn?

Natürlich gibt es gute Argumente für differenzierte Bezahlung: Ausbildung, Verantwortung, wirtschaftliche Wirkung. Aber wann ist ein Gehalt „gerechtfertigt“ und wann „absurd hoch“? Und wieso fühlt es sich manchmal so an, als würde nicht die eigentliche Leistung, sondern eine Lobby über den Lohn entscheiden? Genau diesen Nerv hat @Janreile1 auf X getroffen – mit einem simplen Gedanken ihres Mannes. Was danach folgte, war eine hitzige Debatte mit vielen Perspektiven, bissigen Meinungen und ein paar sehr ehrlichen Fragen. Wir haben den Thread mal durchgescrollt und ein paar der besten Reaktionen aus der Community für euch gesammelt.

Wie sagte mein Mann letztens?
Eigentlich sollte jeder denselben Stundenlohn haben, egal, was er arbeitet.
Wieso ist eine Stunde eines Bankers mehr wert, als eine Stunde eines Busfahrers?
Wie seht ihr das?

Die Diskussion ist eröffnet

Ich habe 12 Jahre Ausbildung gehabt für einen Beruf, in dem ich u.a. Menschen Skalpelle in den Hals stecke um ihr Leben zu retten. Kumpel von mir ist bei einem Sicherheitsunternehmen und geht durch leere Häuser. 
Spontan sehe einen Unterschied.

Ist Geld da wirklich der einzige Motivator?

Prinzipiell wäre der Gedanke, dass jeder gleich viel hat, schön. Jedoch stellt sich mir dann die Frage, warum jemand dann studieren sollte. Warum sollte sich jemand bemühen, in eine Führungsrolle zu gelangen?

Stimmt so nicht, aber der Gedanke drängt sich natürlich auf

So ungefähr war der Ansatz in der DDR. Warum soll dann noch jemand Mühen und Entbehrungen eines langen Medizin- oder Ingenieursstudiums auf sich nehmen?

Ja gut, aber wir sprechen über doch über Lohnunterschiede

Rein ethisch betrachtet ist es schlimmer: So lange es Menschen gibt, die hungern und in existentieller Not leben, ist es unmoralisch, mehr für sich zu behalten als lebensnotwendig. Jeder kleinste Luxus ist moralisch verwerflich, so lange Menschen hungern. Wir sind alle Egoisten.

Gesellschaftliches Ansehen für die Berufswahl gibt es ohnehin nicht mehr

Und wie lösen wir das Problem?

einen gerechten Stundenlohn, ja. den selben Betrag für alle, egal welchen Beruf? nein.
alleine schon den Faktor "Schwere der Ausübung" dessen, was der jeweilige Beruf mit sich bringt.
Fakt ist aber, dass so wichtige Berufe, w Pflege, Einzelhandel, Reinigung etc unterbezahlt sind.

Gute Idee, aber ob wir das je erleben werden?

Grundsätzlich richtig.
Allerdings gibt es Berufe die einen höheren Bildungsaufwand (zb Arzt) haben und das sollte honoriert werden.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen scheint mir da sinnvoller zu sein.

Gut gesagt

Es darf Unterschiede geben, weil Ausbildungszeiten länger, bzw. teilweise (z.B. Studium) ohne Verdienst.
ABER
Jeder Job ist wertvoll und jeder wird benötigt.
Die Unterschiede dürfen nicht so hoch sein, wie sie aktuell sind.

Das sollte nicht vergessen werden

Warum rechtfertigt eine längere Ausbildungszeit eigentlich mehr Gehalt, körperlicher Verschleiß, Berufserfahrung oder den Wert den ein Arbeiter produziert aber nicht?

Es liegt also nur am Kapitalismus?!?

Es geht um die Wertschöpfung. Ein Busfahrer macht einen tollen Job und trägt große Verantwortung. Aber die erwirtschaftete Summe ist viel geringer als bei anderen Jobs.

This!

Der Unterschied darf halt nicht so eklatant sein u der Mindestlohn muss ein anständiges Leben ermöglichen. 
Es kann nicht sein, dass nur mehr das arbeitende Kapital was bringt u Arbeit an sich, nur die Menschen ausbeutet. 
Gute Arbeit, gehört gut bezahlt.

Würden wir auch gerne noch erleben

Prinzipiell sehe ich das sehr ähnlich. Wir sollten damit anfangen Lohnunterschiede zu verringern. So kann irgendwann vielleicht jeder von uns nach seinen Stärken und Leidenschaften arbeiten. Und mehr für sich und die Allgemeinheit erreichen. Utopia, eins das ich erleben möchte.

Das ist der Punkt

Die Arbeit am und für den Menschen und der Gesellschaft sollte generell höher bewertet. 

In Konzernen verdient man mit wenig Verantwortung und geregelten Arbeitszeiten oftmals ähnlich viel wie Ärzte. Das ist absurd.

So geht Gerechtigkeit 

Beim Stundenlohn darf es schon Unterschiede geben. Aber es muss die körperliche und psychische Belastung ebenso gewertet werden wie Bildung und geistige Tätigkeiten. Und am Ende ist es entscheidend, dass jeder von seiner Arbeit vernünftig leben kann und eine gute Rente bekommt

NEWSLETTER

Unterhaltsames und Originelles aus der Arbeitswelt – direkt per Mail!

Von Kolleg*innen bis Chefs: Die lustigsten und treffendsten Fundstücke aus dem Berufsleben zum Ausdrucken und Abheften ganz ohne Faxgerät in dein Postfach.
SCHLIESSEN
Artikel Teilen