Hass ist niemals eine Lösung

Mein Vater ist Pastor: Mein Vater ist Pastor, in meiner Kindheit lebten immer wieder geflüchtete Menschen bei uns. Manche in einem Wohnwagen hinten auf dem Hof, einige in der Garage, manchmal welche im Keller. Ich bin damit aufgewachsen, anderen zu helfen.

Wir alle haben die Nachrichten vergangene Woche mit Entsetzen verfolgt: Am Donnerstag, 13. Februar 2025, war ein 24-jähriger Mann mit seinem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di gefahren. 37 Menschen wurden verletzt. Ein zweijähriges Kind und seine Mutter starben. Ein Attentat, so sinnlos wie verstörend. Unser Beileid gilt den Angehörigen der Opfer!

Der Umgang unserer Gesellschaft mit dieser Tat und ähnlichen erweist sich als eine Zerreißprobe. Denn in die Trauer und Hilflosigkeit, die wir alle fühlen, versuchen bestimmte Gruppen noch andere Gefühle zu streuen: Angst und Hass. Sie tun dies nicht, um diese Gesellschaft sicherer zu machen, sondern um ihre eigenen politischen Ziele zu verfolgen. Gerade jetzt, wo die Bundestagswahl zum Greifen nah ist. Die Nationalität des Täters wird wichtiger als das Leid der Opfer. Ein Attentäter bekommt mehr Aufmerksamkeit als die millionenfache Erfolgsgeschichte der Migration in Deutschland. 

Die Familie der beiden Getöteten gab in einem Statement an, ihr sei es wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, „um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren“. Ähnliche Gedanken hat die X-Userin @Dornenresli. Dies ist ihr Thread: 

 

Mein Vater ist Pastor, in meiner Kindheit lebten immer wieder geflüchtete Menschen bei uns. Manche in einem Wohnwagen hinten auf dem Hof, einige in der Garage, manchmal welche im Keller. Ich bin damit aufgewachsen, anderen zu helfen. 1/x

 

Ich habe Spielzeug an Kinder verschenkt, die nichts mehr hatten. Ich habe mit Kindern gespielt, obwohl wir einander nicht verstanden, weil wir verschiedene Sprachen gesprochen haben. Das hat dem Spielen keinen Abbruch getan. 2/x

 

Ich habe aber auch als Kind schon die große Not in den Augen dieser Menschen gesehen, die Traurigkeit, die manche Kinder schon mit sich rumgeschleppt haben. Ich habe verstanden, dass diese Menschen Hilfe brauchten. Auch wenn ich die Hintergründe nicht kannte. 3/x

 

In meiner gesamten Kindheit gab es keinen einzigen gewalttätigen Übergriff von irgendeinem geflüchteten Menschen auf meine Familie. Keinen. Es gab keinerlei Gewalt, nur das Gefühl, dass wir alle eine große Familie sind, die Menschheit. 4/x

 

Ich habe nie Angst gehabt, vor Menschen, die geflüchtet sind. Mitgefühl ja, aber nie Angst. Taten wir heute in München sind grauenvoll. Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei den verletzten Kindern, ich bete, dass sie durchkommen. Ich würde die Tat niemals verharmlosen. 5/x

 

Doch kurz nachdem ich von München erfahren hatte, stand mein Postbote vor der Tür. Ein Mann mit afghanischer Migrationsgeschichte. Immer freundlich, immer zuvorkommend. Ich habe mich heute besonders lange mit ihm unterhalten. Denn für ihn wird der Tag besonders schwer. 6/x

 

Nur weil er aus demselben Land geflohen ist, wie jemand, der Menschen, Kinder grausam angegriffen hat, wird er in dieselbe Schublade gesteckt. Da kann nicht fair sein! Eine Zwölfjährige, die sich dafür entschuldigt, was ein Landsmann getan hat. Das kann nicht fair sein.
7/x

 

Was geschehen ist muss aufgeklärt werden, aber wir müssen aufhören, zu pauschalisieren und müssen stattdessen endlich über die Ursachen sprechen! 
Und die Ursache heißt nicht Migration! 
Es ist keine Lösung, Menschen an Grenzen zurückzuweisen! 
Das ist billiger Populismus! 8/x

 

Wenn wir Menschen zurückweisen, weisen wir auch Menschen die meinen Postboten zurück. Menschen wie das zwölfjährige Mädchen. Menschen wie meinen Freund Nader, aus Syrien. Das ist keine Lösung, Hass ist niemals eine Lösung! 
9/x

 

Ich weigere mich, mich aus Angst diesem Hass anzuschließen! 
Und ich bitte euch von ganzem Herzen, es auch nicht zu tun! 
Lasst Angst nicht darüber bestimmen, wie ihr am 23. wählt! 
Wählt so, dass wir die Ursachen bekämpfen können! 
Das bedeutet konkret:
10/x

 

Traumatisierte Menschen die hier eintreffen brauchen Hilfe, auch therapeutische und psychiatrische Hilfe! 
Wenn gegen Menschen Haftbefehle vorliegen, müssen diese verhaftet werden! 
Die Sicherheitskonzepte der Polizei müssen überholt werden!
All das und mehr ist nötig. 
11/x

 

Was nicht nötig ist: 
Pauschalisieren, Rassismus, Hass und Hetze säen, Angst verbreiten und Menschen verunsichern. 
Ich bin dankbar, dass ich aus meiner Kindheit wenigstens das mitgenommen habe:
Mich niemals dem Hass hinzugeben.
Ich hoffe, ihr tut es auch nicht. 
12/12

 

Kleines PS: nicht dass ihr glaubt, die Leute hätten da gehaust, meine Eltern hatten das alles ausgebaut 😅🙈 also das waren dann keine wirklichen Garagen für Autos mehr und die Kellerräume waren halt auch als Wohnung ausgebaut. 🙈Sorry

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