Gute Absicht oder schon grenzüberschreitend?

Ich arbeite ja als Tagesmutter und wir waren heute mit den Kindern draußen. Als die alle friedlich im Sand gespielt haben kam eine Nachbarin an uns vorbeigelaufen mit ihrem Enkel und hat uns erzählt sie fände ihren Schlüssel nicht und würde niemanden erreichen. Wir haben ihr angeboten uns Gesellschaft zu leisten, damit sie nicht alleine warten muss bis sie jemanden erreicht. Soweit so gut. Doch dann fing sie an unseren Tageskindern an der Rutsche zu helfen. (1/x)

„Das hat uns doch auch nicht geschadet!“ Irgendwie sind wir hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Unverständnis über die Generation, die solche Sätze sagt. Denn um zugeben zu können, dass das Verhalten einem sehr wohl geschadet hat, müsste man sich ja eingestehen, dass die eigene Familie doch nicht alles richtig gemacht hat.

Heutzutage werden die Bedürfnisse und Wünsche von Kindern viel bewusster wahrgenommen. Vieles, was früher als selbstverständlich in der Erziehung von Kindern galt, gilt heute als übergriffig und bevormundend. Dass es hier unweigerlich zu Konflikten zwischen den verschiedenen Generationen kommt, ist vorhersehbar.

Das zeigt sich auch in der folgenden Geschichte der Twitter-Userin @diemitdenlautenkindern. Sie erzählt nicht nur, dass sie in einen solchen Konflikt geraten ist, sondern auch, wieso Fragen nach einer Schwangerschaft so gut wie immer ein absolutes No-Go sind. Die ganze Geschichte und wie die Community reagiert, lest ihr jetzt hier.

Ich arbeite ja als Tagesmutter und wir waren heute mit den Kindern draußen. Als die alle friedlich im Sand gespielt haben kam eine Nachbarin an uns vorbeigelaufen mit ihrem Enkel und hat uns erzählt sie fände ihren Schlüssel nicht und würde niemanden erreichen. Wir haben ihr angeboten uns Gesellschaft zu leisten, damit sie nicht alleine warten muss bis sie jemanden erreicht. Soweit so gut. Doch dann fing sie an unseren Tageskindern an der Rutsche zu helfen. (1/x) Sie hat sie (obwohl sie das können) gar nicht weiter die Sprossen hochklettern lassen, sondern sie genommen, auf die Rutsche gehoben und sie die Rutsche an ihren Händen runterrutschen lassen. Dann hat sie mir währenddessen erzählt sie hätte ja 14 Kinder groß gezogen. Ich habe dann geantwortet, dass das ja schön und gut ist, aber man trotzdem keine fremden Menschen ohne Erlaubnis anfasst und die Kinder sehr wohl alleine rutschen können. (2/x) Daraufhin war sie ganz verwundert, dass die Kinder es offensichtlich auch alleine schaffen. Das werden viele als Hilfsbereitschaft auslegen, für mich war es maximal übergriffig. Das sind Tageskinder, die in unserer Obhut stehen und die sie nie zuvor gesehen haben. Man fasst nicht einfach jemanden an, den man nicht kennt, völlig egal wie alt oder jung dieser Mensch ist. (3/x) Und man muss Kindern auch nicht permanent ihre Selbstständigkeit absprechen und so tun als wären es kleine, hilflose Wesen die nichts alleine schaffen. Vielleicht wartet man ab, traut Kindern mal was zu oder wenn man unsicher ist, fragt man vielleicht einfach die nächste Bezugsperson des Kindes (in diesem Fall uns) ob das Kind vielleicht Unterstützung braucht oder das alleine schafft. (4/x) Zum krönenden Abschluss hat sie dann noch auf meinen Bauch geguckt und mich freudig gefragt, ob ich ein Baby bekomme. Ich hatte unter meiner Jacke eine Bauchtasche und bin aber auch ansonsten kein zartes Reh, also nein, ich bin nicht schwanger, danke, f*ck dich einfach. Auch das ist aus mehreren Gründen so übergriffig, dass ich einfach nicht begreife wie Menschen diese Frage immer noch stellen können. (5/x) Erstens gibt es genug Menschen die mit ihrem Körper struggeln und die du damit richtig hart deprimieren kannst, es gibt Menschen mit Esstörungen, die du damit total triggern könntest, es gibt Menschen die aus unterschiedlichsten Gründen das Gewicht haben was sie haben und warum das so ist geht dich einen Schei* an. Und zweitens versuchen viele Menschen vielleicht seit wahnsinnig langer Zeit tatsächlich schwanger zu werden und damit ist diese Frage noch viel mehr für den Ars*h. (6/x) Ich selber versuche es tatsächlich gerade auch und bin jeden Monat traurig, weil es wieder nicht geklappt hat. Und jetzt werden wieder irgendwelche Klappspaten kommen und sagen: "Boah stell dich nicht so an, nix darf man mehr sagen." Doch, darfst du. Aber vielleicht denkst du einfach mal vorher nach, wählst deine Worte mit Bedacht und bist deinen Mitmenschen gegenüber respektvoll. Und wenn du das nicht kannst hälst du vielleicht einfach lieber deine Klappe. (7/7)

Kommentare & Reaktionen:

Puh, diese Geschichte wurde gegen Ende immer unangenehmer und schwerer zu ertragen. Wieso manche Menschen so wenig Einfühlungsvermögen haben können, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Auch die Kommentare auf diese Geschichte zeigen, dass die alte Dame hier eine rote Linie überschritten hat.

Manchmal hilft nur Schlagfertigkeit

Kundin "Ach, sie sind ja auch schwanger!" "Nein, ich bin nur fett." zack, Ruhe © aber ja, man fragt sowas einfach nicht. Genauso wenig wie man fragt "Wann wollen sie denn mal Kinder haben?" das geht niemanden was an und kann manchen Frauen auch furchtbar weh tun.

Vielleicht wäre das die beste Art gewesen damit umzugehen

Du hättest ihr einfach, als sie das erste Kind ungefragt angefasst hat, darauf aufmerksam machen können. Thema erledigt. Man sollte immer die Intention sehen, dann kann man Menschen freundlich aufklären. Warum bist du nicht eingeschritten?

Wer entscheidet, wie das zu beurteilen ist?

Ach, dann hat sie die Kinder beim Rutschen als Fremde angefasst - vielleicht war sie nicht so höflich, war bestimmt nicht böse von ihr gemeint. Ist das wirklich so schlimm? Wir haben wirklich keine Probleme. Ich finde, das wird alles zu ernst genommen. Versuche das positive zu sehen. Nach der Schwagerschaft zu fragen - sie wollte dich sicher nicht verletzen. Fühle dich umarmt.

So sollte man das handhaben

Ich frage die Kids immer, ob ich ihnen helfen soll (weinendes Kind in einer großen Menschenmenge alleine). Ich fragte ob ich sie auf meine Schultern setzen soll, damit sie gesehen wird. Eltern und Kind waren dankbar.

Ist sie zu hart?

Fragen kostet nichts

Wow. Geht gar nicht. Allein schon dieser 14 Kinder Kommentar zeigt, dass sie denkt, sie wär die Super- Oma/Mama und weiß alles. Kann das gar nicht leiden. Ich frag immer (außer in wirklichen brenzligen Momenten) auch meine oder mir vertraute Kinder, ob sie meine Hilfe möchten/auf den Arm wollen/Hand halten wollen etc. Und sie entscheiden das selbst und ich respektiere das auch. Fremde Kinder - nope.

Es gibt auch Ausnahmesituationen

Nichts an ihrem Verhalten ist hilfreich. Es gibt genau einen Grund der es rechtfertigt Kinder ungefragt anzufassen: wenn sie sich gerade akut in Gefahr begeben. Also bspw Ansätze machen auf eine Straße zu laufen. Ansonsten immer erst mal das Kind ansprechen und fragen. In einem Alter in dem Kinder rutschen können, können sie einem auch sagen ob sie Hilfe wollen oder nicht. Die Hilfe kann man einmal anbieten ubd dann respektieren, wenn das Kind grad keine Hilfe will

Leider gibt es hier keine Gewinner

Einfach Ding-Ding-Ding beim Übergriffigkeits-Bingo.

NEWSLETTER

Das Beste und Witzigste aus dem Familienleben – jeden Samstag in einer Mail!

Lustige Anekdoten über Familie und Erziehung: Alle Highlights von Eltern und ihren Kindern direkt in dein Postfach.
SCHLIESSEN
Artikel Teilen