Das ewige Dilemma mit den Schulnoten
Es gibt ein paar Dinge auf dieser Welt, die sich wohl niemals ändern werden. Dazu zählen nicht nur Gravitationskraft oder das schlechte Wetter in Hamburg, sondern auch die ewige Debatte über Schulnoten, wenn Eltern mal wieder nicht mit der Beurteilung ihrer Sprösslinge einverstanden sind. Die Diskussion, ob das Benotungssystem fair ist oder total veraltet, gleicht einer zerkratzten Schallplatte aus den 70ern, die immer wieder an der gleichen Stelle für Aussetzer und Wiederholungen sorgt. Es ist natürlich verständlich, dass Eltern das Beste für ihre Kids wollen und sich dafür auch einsetzen. Wir sind beim Thema Schulnoten trotzdem gespaltener Ansicht. Sicher, Noten geben klare Hinweise auf den Lernfortschritt und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Auf der anderen Seite gibt’s aber auch zu recht kritische Stimmen, die finden, Schulnoten sind total ungenau, frustrierend und berücksichtigen die individuellen Talente viel zu wenig.
Aber mal im Ernst, trotz all dem Hin und Her bleibt das Notensystem hartnäckig bestehen. Warum? Nun, erstens schafft es eine Art Standard, um uns Feedback über unsere Leistungen zu geben. Das erleichtert die Kommunikation zwischen Lehrern und den Eltern. Und ganz nebenbei sorgt es dafür, dass alle ungefähr auf dem gleichen Wissensstand sind. Schulnoten sind ein bisschen wie der Kompass im Bildungsdschungel. Unternehmen und Unis gucken eben nun mal auf die Noten, um eine schnelle Einschätzung über Bewerber*innen zu kriegen.
Ja, das System ist nicht perfekt. Es könnte wirklich besser sein. Vielleicht, indem wir nicht nur auf schriftliche Abschlussprüfungen setzen, sondern auch vermehrt andere Methoden einbauen, bei denen die Schülerinnen und Schüler zeigen können, was wirklich in ihnen steckt. Vielleicht sollten die Notenskalen auch etwas flexibler sein. Eine feinere Abstufung könnte helfen, individuellen Fortschritte besser zu erkennen. Das setzt natürlich voraus, dass das Thema Fachkräftemangel im Bildungssektor auch zeitnah gelöst wird. Denn hierfür braucht es auch schlicht mehr Personal.
Wie dem auch sei: Die Debatte um Schulnoten wird wohl nie enden. Aber anstatt Noten und Lehrer zu verteufeln, macht es Sinn mit den einzelnen Beteiligten ins Gespräch zu gehen und sich alles erklären zu lassen, statt die Abschaffung des Systems zu fordern. Wir haben dafür ein schönes Beispiel für euch, denn die Twitteruserin und Lehrerin @fingurplaustert kennt die Thematik nur allzu gut.
Ich hatte mal ein Gespräch mit einer Mutter, die mit der Note ihrer Tochter auf ein Referat (sie war also nicht dabei) nicht einverstanden war. Ich legte ihr über 30 Minuten lang dar, welche Kriterien galten und wie und warum ich zu meiner Benotung gekommen war. Ihre Reaktion:
— MissTrelawny (sic!) (@fingurplaustert) November 7, 2023
„Ach, Noten sind doch immer subjektiv!“
Ich sagte:“Aber meine „subjektiven“ Kriterien lagen Ihrer Tochter vor. Hätte sie sich halt besser daran gehalten.“Und dann gab die Tochter mir recht.
Wenn eure Kids daheim schimpfen und sich über die ungerechten Lehrkräfte auskotzen,
— MissTrelawny (sic!) (@fingurplaustert) November 7, 2023
ist das oft einfach Frustabbau. Hört dem Kind zu, sucht nach Verbesserungsmöglichkeiten, aber fahrt nicht immer gleich die Schiene: „Der Lehrer ist schuld!“.
— MissTrelawny (sic!) (@fingurplaustert) November 7, 2023
Kommentare und Reaktionen:
Bevor die Kommentarspalte gleich anfangen wird zu brennen, bedenkt bitte, dass Lehrer*innen erstens auch nur Menschen sind und Noten in vielen Bereichen nicht alles aussagen können. Dennoch sollten wir den Lehrerinnen und Lehrern Vertrauen entgegenbringen, dass sie wissen, was sie tun. Eine einzelne schlechte Note zur Diskussion zu stellen kostet die Lehrkräfte unter Umständen auch wertvolle Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Eltern sollten sich zudem auch immer ihrer eigenen Doppelmoral bewusst sein, wenn sie dem Lehrkörper mangelnde Objektivität vorwerfen. Aber hören wir doch mal ein paar Stimmen aus der Community dazu.
Es ist eben nicht so einfach wie es scheint
In Deutsch ist die Bewertung bei Schreibaufträgen deutlich subjektiver. Die Themen sind viel komplexer. Deswegen macht die Lehrkraft vorher Kriterien, Schwerpunkte und Bedingungen transparent, schon in der gemeinsamen Vorbereitung.
Das kriegen aber die Eltern nicht mit!
— MissTrelawny (sic!) (@fingurplaustert) November 7, 2023
Garantiert nicht
War ich der einzige, dessen Eltern IMMER auf Seiten der Lehrer waren? Ich hatte nicht mal eine Chance mich rauszureden, es war einfach sinnlos. Als ich auf eine neue Schule kam und die Lehrerin nichts zu meckern hatte, dachten meine Eltern, dass die Lehrerin kaputt ist.
— Strohmannbauer (@Strohmannbauer) November 7, 2023
Kann man natürlich auch so sehen
Die Eltern wären gut beraten, sich aus den schulischen Belangen ihrer Kinder herauszuhalten u ihren Erziehungsauftrag zu Hause wahrzunehmen, da wäre allen geholfen. Bei so einem Verhalten vergeht einem doch das Unterrichten.
Ich bin zwar Mutter, aber keine Lehrerin.— lisa lenz (@ElisabethEnzlb1) November 8, 2023
Never forget
Vielleicht hilfts dir ja weiter. Nach Loriot sind Eltern auch Menschen, und sie sind, was die Herstellung und Aufzucht von Nachwuchs betrifft, so etwas wie ungelernte Arbeiter.
— Florian Schaal (@schaal_it) November 7, 2023
Böse Falle
Zum Glück sehr selten. Ich hatte mal so ein Gespräch. Am Ende verplapperte sich die Mutter und entlarvte sich als Autorin der Arbeit
— Exilsylter (@UGeertsen) November 7, 2023
Das ist der springende Punkt
Eltern sind eben auch nicht objektiv. Das muss man sich als Elternteil auch immer wieder ins Bewusstsein rufen. Hier hat das Kind eine Deutscharbeit nach Hause gebracht, deren Korrektur voller Fehler war. Nichtsdestotrotz hat die Note exakt die Leistung der Arbeit wiedergegeben.
— Laura van de Steen (@ChicagoMay) November 7, 2023
So erklärt man das, ja
„Wieso hat X auf das Referat keine 1 bekommen? Es war doch gut!“
„Eben. Es war gut, aber es war nicht sehr gut, weil…“— Crazy Cat Lord (@TheCrazyCatLord) November 7, 2023
Das sollte nicht vergessen werden
Ich finde es ziemlich seltsam, wenn die erste Reaktion von Eltern auf eine schlechte Note ist: ich muss dafür den Lehrer angehen.
Ist das so ein Auswuchs davon, dass Leute ihr Kind so sehr „beschützen“ wollen, dass sie ihm die Chance nehmen mit Misserfolgen umzugehen?— Jochen Gust (@JochenGust) November 7, 2023
Die vermutlich beste Umgangstrategie
Wir besprechen mit den Kids die Noten ihrer Arbeiten. Manchmal kommt schon vorher ein „das wird wohl nix“. Aber für uns ist es ok, wenn eine Note mal schlechter ist. So weiß man, woran noch gearbeitet werden muss. Weniger Stress für die Kinder und Lehrer, die dann Hilfe anbieten.
— AmeliaB (@A_nonym123) November 7, 2023
Schulnoten sind auch nur Zahlen
Wenn ich mit Strafarbeiten oä heim kam sagte meine Mama immer: „Ich war nicht dabei und wenn es wirklich unverdient war, sieh es als Übung…“ 🥲
— Thässy (@ZimmermannTessa) November 7, 2023
Wichtig und richtig
Man lernt auch was, wenn Kriterien nicht erfüllt werden, nämlich das nächste mal genauer den Anweisungen/Erwartungshaltungen folgend zu arbeiten. Auch Frustrationstoleranz muss man sich erarbeiten.
— Nathalie K.🍓 (@NathalieKle) November 7, 2023
Geheimtipp
Ich habe immer relativ schnell gemerkt, worauf der Lehrer Wert legt und dann immer nur genau das gelernt. Hat meistens geklappt. Man muss nicht das Fach studieren, sondern die Lehrer!
— Nutzwerker (@nutzwerker) November 7, 2023
Eben, denn es gibt Rahmenvorgaben
Ich bin k. Lehrer, habe aber Lehrer im Freundeskreis. Ich kenne grob die Herangehensweise, wie bewertet wird. Wenn in ein/er Klausur/Test/Vortrag nicht alle vorher vom Lehrer festgelegten Punkte erreicht werden, gibt es nicht die volle Punktzahl. Das hat nix mit subjektiv zu tun.
— Julia Pfeifer (she/her) 🇺🇦🐝🌸🍀 (@gigglelujia) November 7, 2023
Kann man sich zu diesem Thema mal durchlesen
Ich finde es ist wichtig sich das immer vor Augen zu führen, dass Noten nicht objektiv sind und es deshalb auch Unstimmigkeiten geben muss.https://t.co/9ky8ljGxa3
— Felix Holefleisch (@HeFol) November 7, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Schaut doch hier noch rein, wenn ihr mögt: