Clubhouse – Kurzer Hype oder das nächste große Ding?

Chris Schröder 22.01.2021, 12:56 Uhr

Social-Media-Dienste kommen und gehen. Viele überleben nicht einmal das erste halbe Jahr oder geraten schnell in Vergessenheit. Wer erinnert sich heute noch an Vero oder Ello? Der neueste Hype heißt in diesen Tagen Clubhouse, eine Audio-only-App, die wie ein interaktiver Live-Podcast daherkommt. Es gibt dort keine Bilder, keine Videos und keine Texte. Kein Feed, keine Kommentare und auch keine Likes. Wer mitmachen will, benötigt nicht nur eine Einladung, sondern auch ein Apple-Gerät und viel Zeit. Was genau macht also den Reiz aus und ist Clubhouse mehr als nur ein kurzer Trend?

Die Firma Alpha Exploration hat die App entwickelt und Anfang 2020 in Apples App Store veröffentlicht. Schon kurz nach dem Start mit 1500 Usern wurde sie im Silicon Valley mit einem Wert von 100 Millionen US-Dollar geschätzt. Bis zum Dezember des letzten Jahres stieg die Anzahl der registrieren User auf 600.000 an. Klingt viel, ist aber auch ein bisschen mit Augenwischerei verbunden, da es in der App selbst bislang keine Möglichkeit gibt, sein erstelltes Profil zu löschen. Eine Vorgehensweise, die bei neuen Diensten keine Seltenheit ist. Zuletzt war dies beim Dienst Vero der Fall gewesen. Seit Januar 2021 ist die App nun auch dank ein paar Podcastern in Deutschland ein Begriff. Seitdem tummeln sich auf den Paneelen neben ganz normalen Usern auch jede Menge Promis, Politiker, Journalisten und Kommunikationsexperten. Warum ist das von Belang? Die große Stärke von Clubhouse ist es, mit jedem ins Gespräch kommen zu können oder zumindest zuzuhören und gegebenenfalls Fragen zu stellen. Eine Art interaktiver Podcast eben mit vielfältigen Themen und Gästen. Wer an Podiumsdiskussionen und Talkrunden seine Freude hat, wird Clubhouse lieben. Der große Vorteil dabei ist, dass (fast) jeder mitmachen kann. Natürlich nur, wenn er schon registriert ist. Was uns direkt zu den Kritikpunkten bringt.

Die iOS-App ist nach über einem Jahr immer noch im Beta-Stadium. Eine Android-App ist bislang nicht in Sicht. Barrierefreiheit wird bei Clubhouse leider auch eher kleingeschrieben. Mal abgesehen davon, dass Gehörlose keine Chance haben teilzunehmen, ist sie für blinde Menschen auch eher nur eingeschränkt nutzbar, weil die Navigation in den Menüs nicht optimiert ist. Wem Datenschutz wichtig ist, der sollte die App gar nicht erst installieren. Der Adressbuchzugriff ist hierbei nur das kleinste Problem, denn die Gespräche werden alle mitgeschnitten, angeblich um Beschwerden nachgehen zu können. Eine Live-Moderation der Inhalte durch die Entwickler gibt es nämlich nicht. Die Datenschutzerklärung der App erwähnt die DSGVO übrigens an keiner Stelle. Und wie oben schon erwähnt, ist eine Löschung auch nur möglich, wenn man dem Support eine E-Mail schreibt, in der man um die Löschung seiner Daten bittet. An Einladungen zu kommen, dürfte hingegen weniger ein Problem sein. Auf Twitter, Facebook und Telegram werden sie gerade en masse gehandelt und verschenkt.

Wem das alles egal ist, der kann aber auf Clubhouse trotzdem eine gute Zeit haben. Themen und Gäste sind so vielfältig, dass man gar nicht hinterherkommt. Vielleicht liegt der Hype darin begründet, dass viele aufgrund des Lockdowns zu Hause sind und die entsprechende Zeit haben. Und weil die Frisöre ja seit Dezember geschlossen sind, ist es auch irgendwie gut, dass man keine Gesichter sieht. Ob sich Clubhouse als echter Social-Media-Dienst etablieren kann, wird sich erst nach der Pandemie zeigen und auch nur dann, wenn die App wirklich einer breiten Masse an Menschen zugänglich ist.

Auf jeden Fall ist Clubhouse das Gesprächsthema in dieser Woche auf Twitter gewesen und sorgte auch ohne dass man angemeldet ist, für den einen oder anderen Lacher. Wir haben uns umgesehen und die besten Tweets für euch zusammengestellt.

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#2: (Dieser Tweet wurde leider gelöscht!)

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