Clubhouse – Kurzer Hype oder das nächste große Ding?
Social-Media-Dienste kommen und gehen. Viele überleben nicht einmal das erste halbe Jahr oder geraten schnell in Vergessenheit. Wer erinnert sich heute noch an Vero oder Ello? Der neueste Hype heißt in diesen Tagen Clubhouse, eine Audio-only-App, die wie ein interaktiver Live-Podcast daherkommt. Es gibt dort keine Bilder, keine Videos und keine Texte. Kein Feed, keine Kommentare und auch keine Likes. Wer mitmachen will, benötigt nicht nur eine Einladung, sondern auch ein Apple-Gerät und viel Zeit. Was genau macht also den Reiz aus und ist Clubhouse mehr als nur ein kurzer Trend?
Die Firma Alpha Exploration hat die App entwickelt und Anfang 2020 in Apples App Store veröffentlicht. Schon kurz nach dem Start mit 1500 Usern wurde sie im Silicon Valley mit einem Wert von 100 Millionen US-Dollar geschätzt. Bis zum Dezember des letzten Jahres stieg die Anzahl der registrieren User auf 600.000 an. Klingt viel, ist aber auch ein bisschen mit Augenwischerei verbunden, da es in der App selbst bislang keine Möglichkeit gibt, sein erstelltes Profil zu löschen. Eine Vorgehensweise, die bei neuen Diensten keine Seltenheit ist. Zuletzt war dies beim Dienst Vero der Fall gewesen. Seit Januar 2021 ist die App nun auch dank ein paar Podcastern in Deutschland ein Begriff. Seitdem tummeln sich auf den Paneelen neben ganz normalen Usern auch jede Menge Promis, Politiker, Journalisten und Kommunikationsexperten. Warum ist das von Belang? Die große Stärke von Clubhouse ist es, mit jedem ins Gespräch kommen zu können oder zumindest zuzuhören und gegebenenfalls Fragen zu stellen. Eine Art interaktiver Podcast eben mit vielfältigen Themen und Gästen. Wer an Podiumsdiskussionen und Talkrunden seine Freude hat, wird Clubhouse lieben. Der große Vorteil dabei ist, dass (fast) jeder mitmachen kann. Natürlich nur, wenn er schon registriert ist. Was uns direkt zu den Kritikpunkten bringt.
Die iOS-App ist nach über einem Jahr immer noch im Beta-Stadium. Eine Android-App ist bislang nicht in Sicht. Barrierefreiheit wird bei Clubhouse leider auch eher kleingeschrieben. Mal abgesehen davon, dass Gehörlose keine Chance haben teilzunehmen, ist sie für blinde Menschen auch eher nur eingeschränkt nutzbar, weil die Navigation in den Menüs nicht optimiert ist. Wem Datenschutz wichtig ist, der sollte die App gar nicht erst installieren. Der Adressbuchzugriff ist hierbei nur das kleinste Problem, denn die Gespräche werden alle mitgeschnitten, angeblich um Beschwerden nachgehen zu können. Eine Live-Moderation der Inhalte durch die Entwickler gibt es nämlich nicht. Die Datenschutzerklärung der App erwähnt die DSGVO übrigens an keiner Stelle. Und wie oben schon erwähnt, ist eine Löschung auch nur möglich, wenn man dem Support eine E-Mail schreibt, in der man um die Löschung seiner Daten bittet. An Einladungen zu kommen, dürfte hingegen weniger ein Problem sein. Auf Twitter, Facebook und Telegram werden sie gerade en masse gehandelt und verschenkt.
Wem das alles egal ist, der kann aber auf Clubhouse trotzdem eine gute Zeit haben. Themen und Gäste sind so vielfältig, dass man gar nicht hinterherkommt. Vielleicht liegt der Hype darin begründet, dass viele aufgrund des Lockdowns zu Hause sind und die entsprechende Zeit haben. Und weil die Frisöre ja seit Dezember geschlossen sind, ist es auch irgendwie gut, dass man keine Gesichter sieht. Ob sich Clubhouse als echter Social-Media-Dienst etablieren kann, wird sich erst nach der Pandemie zeigen und auch nur dann, wenn die App wirklich einer breiten Masse an Menschen zugänglich ist.
Auf jeden Fall ist Clubhouse das Gesprächsthema in dieser Woche auf Twitter gewesen und sorgte auch ohne dass man angemeldet ist, für den einen oder anderen Lacher. Wir haben uns umgesehen und die besten Tweets für euch zusammengestellt.
#1:
Schick uns eine #clubhouse-Einladung und wir verraten dir, wo die mittlere Schiene deines Backofens ist.
— Dr. Oetker Pizza DE (@DrOetkerPizzaDE) January 18, 2021
#2: (Dieser Tweet wurde leider gelöscht!)
clubhouse 2016
— Fabienne Hurst (@FabienneHurst) January 19, 2021
#3:
warum #Clubhouse–
wenn ich zwei Wichtigtuern beim Businessgesabbel zuhören will, kann ich doch auch ICE fahren!— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) January 17, 2021
#4:
Fremden „Experten“ bei ihren Gesprächen zuhören: Die einen nennen es Clubhouse, die anderen U-Bahn.
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) January 18, 2021
#5:
Meine Haltung zu #Clubhouse überrascht wohl keinen.
— erzaehlmirnix (@erzaehlmirnix) January 19, 2021
#6:
moment mal also clubhouse ist podcasts aber zu ner bestimmten zeit korrigiert mich wenn ich mich irre aber haben die silicon valley boys da etwa das radio erfunden
— lukas 'broteinheit' diestel (@EckDoktor) January 19, 2021
#7:
Carsten Maschmeyer hat gerade bei Clubhouse gesagt „Herausforderung heißt „challenge“ und wenn man bei „challenge“ die zwei L und das EN wegnimmt, bleibt „change“.
So, wer will noch ein Invite?
— Ole Funke (@Ole_Funke) January 20, 2021
#8:
#Clubhouse ist, wenn Lobbyisten und Kommunikationsspezis aus Berlin-Mitte in einer App, in die man nur mit iPhone und Einladung kommt, Knallersätze sagen wie: „Wir müssen auch außerhalb unserer Bubble kommunizieren“, und niemand die Pointe checkt.
— Robin Mesarosch (@mesarosch) January 18, 2021
#9:
Clubhouse: Die coolen Kids aus der Medien-/, Regierungsviertel- und Nerdblase haben die Schmuddelkinder ausgesperrt und plaudern zu Zeiten miteinander, zu denen normale Leute arbeiten. Oder sich um die Kinder kümmern. Oder schlafen. Weil sie am nächsten Tag arbeiten müssen.
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) January 18, 2021
#10:
Wünschte Doro Bär würde weniger Zeit im Clubhouse und mehr Zeit im Regierungshaus mit der Digitalisierung Deutschlands verbringen aber ok.
— JuleWasabi (@JuleWasabi) January 20, 2021
#11:
Bevor ihr eure Meinung zu #Clubhouse festlegt: Da hängt mittlerweile jeden Abend die halbe BILD-Redaktion betrunken herum und ich habe die Hoffnung, dass irgendwann in den nächsten Tagen das Blatt einfach nicht erscheint, weil niemand mehr dran gedacht hat, es fertig zu machen.
— Peter Wittkamp (@diktator) January 21, 2021
#12:
Leute, ernsthaft: 7 Clubhouse-Einladungen auf meine private Mobilnummer allein in den letzten 2 Stunden? Ladet Ihr überall Euer – ohne Rücksprache mit den Betroffenen – Euer komplettes Telefon-Adressbuch auf einen fremden Server, nur weil ein Social Network das von Euch möchte?
— Richard Gutjahr (@gutjahr) January 17, 2021
#13:
Das mit der Impfung kannst Du vorerst vergessen, @3Plusss. Aber deinetwegen muss @jensspahn bei #Clubhouse auf seinen Vornamen verzichten.
— Vassili Golod (@VassiliGolod) January 20, 2021
#14:
Hat noch jemand ein invite? #Clubhouse
— Öffentlich-Rechtliche Memes (@oermemes) January 18, 2021
#15:
Wenn #Clubhouse durchstartet, hat eine ganze Generation politischer Menschen umsonst ein Ringlicht gekauft.
— Fabian Schrum (@rekurrierend) January 17, 2021
#16:
Auf Clubhouse hören gerade knapp 3000 Menschen Thomas Gottschalk live dabei zu wie er versucht sein Handymikrofon anzuschalten, es sind magische Zeiten
— Dom Schott (@R3nDom) January 19, 2021
#17:
Ich bei #Clubhouse.
— Kevin Albrecht (@SoEinAlbrecht) January 17, 2021
#18:
Der Erfolg eines neuen Kommunikationstools ohne Bild beruht ja vor allem darauf, dass die Friseure seit Wochen geschlossen sind… 🙃#clubhouse
— Katarina Barley (@katarinabarley) January 18, 2021
#19:
Clubhouse früher
— Roman Wagner (@RealRomanWagner) January 19, 2021