Wie ist es euch in der Fahrschule ergangen?

Es gibt einfach Orte, über denen weht eine kleine rote Flagge im Wind! Fahrschulen sind solche Orte. Wir möchten explizit nicht alle Fahrschulen über einen Kamm scheren und uns außerdem bei den vielen Fahrlehrer*innen bedanken, die ihren Job toll machen. Ihnen ganz besonders! Denn als Lehrer oder Lehrerin hat man die einzigartige Gelegenheit, seinen Schüler*innen viel mit auf den Lebensweg zu geben.

Fakt scheint es jedoch zu sein, dass die Fahrschule auch oftmals ein Ort ist, an dem Machtmissbrauch stattfindet. Zumindest legen das immer wieder Erfahrungsberichte nahe. Auch wir haben schon darüber berichtet. Herabwürdigungen oder Beleidigungen, unangemessene Sprache, Druckausübung – bis hin zu körperlichen und sexualisierten Übergriffen.

Was ist die Ursache dafür? Ist es die steile Machtasymmetrie zwischen Fahrlehrenden und (in der Regel) Jugendlichen, mit denen sie auf engstem Raum sitzen? Eine Ungleichgewicht von Macht, die sich durch die horrenden Kosten für den Führerschein noch einmal verstärkt? Wir haben dazu leider auch keine befriedigende Antwort, doch der folgende Thread von Userin und Krautreporterin @theresa.baeuerlein spricht erschreckende Bände.

- „Mädchen, dich muss man halt anbrüllen, damit du irgendwas raffst“.
- „Du bist doch 'ne ganz Wilde, zeig mir das doch mal.“
- „Wenn du in diesen Waldweg reinfährst, wird es billiger“
Über 400 Leser:innen, haben mir erzählt, wie es ihnen in der Fahrschule ergangen ist.

Rund 40 Prozent der Teilnehmenden meiner Umfrage gaben an, dass sie nicht gerne zur Fahrschule gegangen sind. Die meisten davon waren Frauen. Woran das lag? Nun:

Woran es lag, dass du dich in der Fahrschule unwohl gefühlt hast [Auswertung]

Zum Kontext: Die weitaus meisten Fahrlehrer:innen in Deutschland sind Männer.
Ich selbst habe meinen Führerschein beim ersten Versuch vor mehr als zwanzig Jahren abgebrochen. Es lag nicht nur, aber auch an meinem Fahrlehrer.

Da kann man natürlich für nichts garantieren

Mein Fahrlehrer schickte mich seinerzeit ins Haus zurück, zum Umziehen, weil ich eine zerrissene Jeans trug. Begründung: "Ich bin auch nur ein Mann".

Wir alle brauchen role models

Ich habe 1993 meinen Führerschein gemacht und da gab es doch mitten auf dem Land eine Fahrlehrerin. Etliche Mitschüler sind nicht hingegangen, weil "das ja ne Frau ist". Für mich war diese Frau ein absolutes Rolemodel, hat mir gut das Fahren beigebracht und jede Fahrstunde zu einer Zeit gemacht, auf die ich mich gefreut habe. Einfach, weil sie so toll war. Absolute Comfortzone

Puh

Ich als Kerl mochte meinen Fahrlehrer. Bis ich einige Jahre später erfuhr, dass er jetzt mit ner 17 jährigen Fahrschülerin zusammen wäre. Als damals fast 40 jähriger.

Sag mir, dass du deinen Job nicht beherrschst, ohne mir zu sagen, dass du deinen Job nicht beherrschst

Ich wurde angebrüllt und musste dann weinen. Hab bei der ersten Autobahnfahrt Panik bekommen weil ein LKW nen Reifen verloren hat der vor mir gefahren ist und mein Fahrlehrer geschlafen hat. Erst nach panischem, lauteren ansprechen ist er aufgeschreckt und hat mit dem Gebrülle in meine Richtung angefangen. 🙂

Übergriffigkeits-Hattrick

Ich hatte drei Fahrlehrer. Zwei waren sexuell übergriffig (immer die Hand auf meinem Schenkel mit 20 und anzügliche Sprüche sowie die Aufforderung mich an ihm festzuhalten mit 46), und der dritte hat sich angeblich in mich verliebt.

Dankbar für das bare Minimum an Anstand

ich hab mich bei meinem fahrlehrer vermutlich 3-4x bedankt, dass er mich nicht sexuell belästigt 🥲

Nieder mit der Machtasymmetrie

Mein Fahrschullehrer hat mich und unzählige andere Mädels immer „Baby“ genannt.
Beim Motorradkleidung anziehen (über die normale Kleidung) hat er mir dann einmal einen Klaps auf den Po gegeben. Ich war damals leider viel zu perplex und schüchtern um irgendwas zu sagen.

Was stimmt mit ihm nicht?

Ich: „ Die Lücke ist zu eng, das passt nicht.“
FL: „Eng ist gut…“

Die drei A in Patriarchat stehen für Angst

Bei mir war es 2008 der TÜV Prüfer. Er meinte, dass er nichts davon hält, dass Frauen Auto fahren dürfen und das wird er auch gleich wieder belegen. Bin fehlerfrei gefahren, musste zig mal Parken und er hat die ganze Zeit erzählt, welche "Mädchen" warum die letzten Tage durchfielen. Dann hat er mich angewiesen auf dem Lidl Parkplatz nochmal einzuparken. Es war der 23.12., vormittags, die Prüfungszeit war bereits 15 min überschritten. Habe trotzdem bestanden. Er war richtig pissig.

Klingt, als gäbe es dafür Gründe

Wenn ich das so mit bekomme, bin ich super dankbar gerade für meine Fahrschule.
Ich bin regelmäßig vom Besitzer gefragt worden, ob denn alles gut ist mit dem Fahrlehrer und, ob ich ihn wechseln will.
Und der Fahrlehrer selbst war ein absolut cooler Kerl. Wir haben fast schon wie Freunde im Auto gezankt wegen der Musik zum Beispiel und uns über Gott und die Welt unterhalten.
Anscheinend nicht die norm, was richtig, richtig übel ist

Deswegen brauchen wir gute Lehrer

Darf ich auch was positives posten?
Mein Fahrlehrer 1993 - älterer Herr. Kurz vor der Rente.
Ich: Völlig schüchternes Mäuschen. Immer in Sorge, irgend etwas falsch zu machen.
Irgendwann sagte mein Fahrlehrer zu mir: „Mensch, Mädel. Nicht immer wenn es hupt bist Du schuld!“
Und dieser Spruch ist bis heute mein Mantra im Leben. Nicht (nur) beim Autofahren, sondern im übertragenen Sinne: Ich suche IMMER die Schuld bei mir, wenn jemand in meinem Umfeld verstimmt oder traurig ist. 1/2

Bis mir einfällt: „Mädel, nicht immer wenn es hupt, bist Du schuld!“ 😊

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