Vorurteile vs. Realität: Zwei Kerle in Jogginghosen

Hab letzte Woche mit der Teen am Hafen in einem Hinterhof einen Schrank abgeholt (Poco Warenlager). Um uns herum lauter Männer, verschiedene Sprachen schwirren durch die Luft. Der Lagerist packt mir 2 sauschwere, lange Pakete mit dem Stapler auf einen Rollwagen. — Frau Unhold (@unholdemaid)

Lasst uns ehrlich zueinander sein: Niemand ist perfekt. Wenn es um Vorurteile geht, funktioniert unser Gehirn manchmal wie eine schlecht programmierte KI: Es greift automatisch auf alte Muster und Konditionierungen zurück, ignoriert Differenzierungen und spuckt am Ende verzerrte Wahrheiten aus. Besonders beim Thema Migration sind viele Menschen erstaunlich treffsicher darin, ganze Gruppen über einen Kamm zu scheren – oft basierend auf Hörensagen statt auf eigenen Erfahrungen. Und auch das Heranwanzen der Politik an populistische Talkingpoints, rechte Narrative und Verschwörungserzählungen trägt seinen Teil dazu bei. Dabei zeigt das echte Leben immer wieder, dass Hilfsbereitschaft und Anstand rein gar nichts mit Nationalität zu tun haben.

So auch in der nun folgenden Situation, die die X-Userin @unholdemaid erlebt hat. Beim Abholen eines Schranks aus einem Lager kämpfen sie und ihre Tochter mit schwerem Gepäck – bis plötzlich zwei Männer herbeieilen, mit anpacken und das Problem in Sekundenschnelle lösen. Ein völlig normaler Moment menschlicher Hilfsbereitschaft also. Und doch zeugt die Geschichte von einer gewissen Ironie, wenn man sie mit all den Klischees vergleicht, die täglich durch die Debatten geistern. Neugierig geworden? Lest am besten selbst.

Hab letzte Woche mit der Teen am Hafen in einem Hinterhof einen Schrank abgeholt (Poco Warenlager).
Um uns herum lauter Männer, verschiedene Sprachen schwirren durch die Luft.
Der Lagerist packt mir 2 sauschwere, lange Pakete mit dem Stapler auf einen Rollwagen.

— Frau Unhold (@unholdemaid)

Er zeigt mir noch, wo man die Bremse stellt damit das Teil nicht gegen mein Auto rollt. Am Kofferraum angekommen, Sitze umgeklappt und mit der Tochter versucht, die Pakete ins Auto zu hieven. Plötzlich kamen im Stechschritt 2 Kerle in Jogginghosen auf uns zu, Kippe im Mundwinkel.

— Frau Unhold (@unholdemaid)

Laut ihrem Nummernschild waren es Bulgaren. Packen sich die Pakete, schieben mein Kind und mich zur Seite und laden mir die schweren Pakete ins Auto ein. Ich, total perplex, bedanke mich, sie lachen mich freundlich an und sagen: absolut kein Problem, ist doch schwer gewesen!

— Frau Unhold (@unholdemaid)

Tja, die bösen Ausländer. 😄

— Frau Unhold (@unholdemaid)

Kommentare und Reaktionen:

Tja, Menschlichkeit schlägt alle Klischees – immer wieder. Auch die User*innen sahen das so und teilten ähnliche Erlebnisse, in denen sie unerwartete Hilfe von Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund erfahren haben. Sei es beim Tragen schwerer Lasten, Autopannen oder im Alltag. Ein paar der besten haben wir hier für euch gesammelt.

So nämlich

Das Kriterium ist ja auch “normaler, netter, höflicher, hilfsbereiter Mensch” oder “Arschloch”. Die Nationalität ist dafür mE verdammt egal…

— tobakel 🧑‍💻 (@tobakel)

Man kennt es

Hab mal in wahnsinniger Selbstüberschätzung einen Teppich durch die Stadt geschleppt. Geholfen haben Männer mit Migrationshintergrund …

— Bertine Balsam (@bebalsam)

Warum eigentlich?

Wer hilft mit, Kinderwagen in Bus o Bahn zu heben...? Richtig, der Kartoffelkollege ist es in 4 von 5 Fällen nicht.

— Birgit👣 Sappho🐾 Kalipso🐾 (@Tigrilux)

Was ist aus den deutschen Tugenden geworden?

Kommt mir bekannt vor, wenn mir jemand ungefragt hilft, sind es fast immer Ausländer.

— Redtrish (@RedtrishAtHome)

Richtig, aber warum wählen dann so viele Menschen Vertreter von unmenschlicher Politik?

Wenn man mal die Nationalität oder den Ursprung weglässt, sind es einfach nur Menschen.

— la Ahé (@la_ahe)

Das ist wirklich so lieb

Meine 80jährige Mutter ist mit dem Golf auf der Autobahn liegengeblieben. Handy natürlich leer. Geholfen hat eine türkische Familie, Mann, Frau, 3 Kinder. Mich angerufen, ADAC angerufen, Muddi beruhigt. So lieb!!

— justlucy (@Balticprincess1)

Macher!

Als meine Tochter in ihre erste eigene Wohnung gezogen war, hatten wir ihr eine große Matratze für ihr Bett besorgt. Wir hatten aber Probleme, sie in den 3. Stock zu bekommen. Da kam der syrische Nachbar, fragte ob er helfen kann und trug die Matratze nach oben.

— Buffelomm Fürstin der Blasphemie  (@geppi965)

Kann man wohl laut sagen

Ja, es gibt sehr viele nette Menschen hier. Und das was viele noch nicht verstanden haben, wir werden mehr brauchen. Weil wir wollen, dass Kids Studieren und Manager sind. Nur gibt es dann kein Handwerk, keinen Imbiss usw. Mehr

— Azharu 📯 (@azharu_m)

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