Twitterperlen-Adventskalender 2024 – Türchen 4

Der Twitterperlen-Adventskalender 2024: Tür 4

Das Mädchen mit den Streichhölzern – Ein Märchen auf Twitterperlenart

Es war einmal ein armes Mädchen, das schon von Geburt an ohne Eltern lebte und ihre Jahre im Waisenhaus am Rande der Stadt verbrachte. Jede Woche musste sie mit den anderen Kindern auf den Markt gehen und Streichholzschächtelchen verkaufen. Hatten die Kinder genug Waren verkauft, bekamen sie abends eine warme Suppe. Doch wehe, wenn sie mit vollen Körben wieder zurückkamen, dann mussten sie draußen im Stall bei den Schweinen schlafen. Und so kam es, dass die Kinder eines Tages wieder von der Heimleiterin in die Stadt geschickt wurden, um die Streichhölzer zu verkaufen.

Mit Körben bewaffnet zogen sie los, strömten über den Marktplatz und verteilten sich in der Stadt. Auch das arme Mädchen stürzte sich ins Getümmel und versuchte ihre Streichhölzer an den Mann zu bringen. Überall tummelten sich Menschen, denn Weihnachten stand vor der Tür und viele mussten noch Geschenke für ihre Liebsten besorgen. Verliebte Pärchen spazierten über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster, Verkäufer priesen ihre Waren an und in der Luft hing der Duft von gebrannten Mandeln und heißen Maronen. Die Stunden vergingen, der Wind wurde kälter, doch der Korb des Mädchens blieb voll. Niemand wollte ihre Streichhölzer kaufen.

Als es dunkel wurde und die Waise immer noch kein einziges Streichholzschächtelchen verkauft hatte, fing sie bitterlich an zu weinen. Ins Waisenhaus zurückgehen konnte sie nicht, dort würde sie nur heftigen Ärger bekommen. Sie beschloss in ihrer Verzweiflung, sich ein windstilles Plätzchen zu suchen, um dort zu übernachten. Sie würde am nächsten Tag noch einmal versuchen, ihre Waren auf dem Markt zu verkaufen. Nach langer Suche fand sie endlich eine kleine Gasse, in der kein eisiger Wind wehte. Sie ließ sich auf dem unberührten Schnee nieder, zog die Knie an die Brust und versuchte, ein wenig zu schlafen. Doch die Nacht wurde immer dunkler und die Luft immer kälter.

Als dem Mädchen so kalt war, dass sie glaubte, sie würde erfrieren, griff sie nach den unverkauften Streichhölzern und entzündete eines, um ihre klammen Finger zu wärmen. „Ach, hätte ich doch ein Lagerfeuer“, dachte die Waise. Doch sie wusste nicht, dass die Streichhölzer, die sie verkaufen sollte, verzaubert waren und kaum dass das magische Streichholz den Wunsch des Mädchens hörte, tat das Hölzchen wie ihm geheißen. Plötzlich brannte ein riesengroßes, warmes Feuer vor dem Mädchen und sie rückte näher an die züngelnden Flammen, um sich zu wärmen. Irgendwann fiel das Kind in einen traumlosen, unruhigen Schlaf. Es erwachte durch ein lautes Zischen und musste mit Entsetzen feststellen, dass es im Schlaf versehentlich den Korb mit den Zündhölzern in die Flammen gestoßen hatte. Einzig zwei Streichhölzer waren übrig geblieben. Da weinte das Mädchen bitterlich, weil es wusste, dass es großen Ärger von der Heimleiterin bekommen würde.

Nach einer Weile bekam die Waise großen Hunger und als ihr Magen nicht aufhörte zu knurren, entzündete sie ein weiteres Streichhölzchen an den züngelnden Flammen des Lagerfeuers. Sie beobachtete verträumt, wie das kleine Feuer an dem Holzstab leckte und dachte dabei: „Ach, wie gerne hätte ich einen großen Krustenbraten mit drei dicken Klößen und einer ordentlichen Portion Blaukraut“ und zack – das Streichholz tat wie ihm geheißen. Begeistert starrte das Mädchen auf den großen Teller, der plötzlich im Schnee stand und fiel über den saftigen Krustenbraten her.

Als das Kind schließlich satt war und langsam müde wurde, dachte es sich: „Ach, ich wünschte alle Kinder im Waisenhaus würden endlich eine Familie finden. Ich würde alles dafür geben, dass sie glücklich und behütet aufwachsen dürfen. Und wenn es das Letzte wäre, was ich tue!“ Sie nahm das verbliebene Streichholz, entzündete es wieder im Feuer und das Hölzchen tat wie ihm geheißen. Noch am selben Abend strömten zahlreiche Pärchen in das Waisenhaus und schenkten allen Kindern dort eine glückliche Familie. Auch das Mädchen fand ein behütetes Zuhause. Denn ein älteres Ehepaar, das schon so lange gerne ein Kind gehabt hätte, fand die Waise halb erfroren in der Gasse. Sie nahmen sie mit zu sich, päppelten sie auf, zogen sie wie ihre eigene Tochter groß und alle lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

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