Thread: Warum man nicht mit Rechten diskutieren sollte
Soll man mit Faschisten reden? Lohnt sich das überhaupt, mit jemandem zu streiten, der die Grundprinzipien der Demokratie und Menschlichkeit nicht versteht oder sogar ablehnt?
@Rabid_Glow hat darüber einen sehr wichtigen und richtigen Thread verfasst, den wir euch hiermit wärmstens empfehlen wollen.
Warum ich mich mit faschistischen Ideologen nicht auf eine Bühne setze. Ich wurde schon mehrfach gefragt, ob ich nicht mit x oder y ein Streitgespräch führen möchte. Und ich lehne jedes Mal ab und erkläre gerne noch einmal ganz kurz warum in ein paar Punkten. Thread.
— Natascha Strobl (@Natascha_Strobl) April 2, 2019
1. Es geht der Neuen Rechten nicht um Diskurs sondern um Diskurszerstörung. Es gibt keinen Austausch von Argumenten, kein Einlenken, kein Überlegen. Es geht darum den demokratischen Diskurs ins Lächerliche zu ziehen und zu zerstören. Das ist gefährlich. Sehr.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
D.h. stellen wir uns naiv und sagen wir wir diskutieren über Probleme an Schulen. Du kannst d besten Pädagog_innen mit den besten Sachargumenten hinsetzen, die faktisch alle richtig sind. Und gegenüber sitzen völlig unqualifizierte Ideologen d Neuen Rechten u schüren Angstbilder
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Völlig unbeeindruckt von Fakten oder Nuancen pflanzen sie Bilder in die Köpfe, die Angst, Untergang, Terror vermitteln. Weil es ihnen einfach nicht um eine demokratische Lösung geht. Und Angst wirkt 1000x stärker als jedes Sachargument. Und dann haben wir keine Diskussion.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Weil auf unterschiedlichen Sprachebenen agiert wird. Und sobald wir ihre Zerstörungsebene zulassen, gewinnen sie. Natürlich könnte man Leute hinsetzen, die das antizipieren und ebenfalls auf der Ebene agieren. Aber was soll das bringen außer ein gegenseitiges Niederschreien?
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
2. Warum sollte ich sie auf meine Ebene ziehen? Warum sollte ich ihnen eine gleichberechtigte Relevanz im gesellschaftlichen Diskurs zugestehen wie Wissenschaftler_innen, Expert_innen oder Politiker_innen. Womit haben sie das verdient? Weil sie Menschenfeinde sind?
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Es ist kein Verdienst möglich laut möglichst menschenverachtend zu sein. Das ist auch keine Qualifikation, die der Qualifikation zb von Sozialwissenschaftler_innen, antifaschistischen Recherchen, Expert_innen oder Opfer-Vertreter_innen gegenüber steht.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
3. Ich wühle mich durch ihre Ideologie, durch ihr Denken, durch ihre Strategien. Ich habe gelernt so zu denken, wie sie denken. D.h. ich kann sie analysieren. Aber das würde bedeuten mit ihnen über sie zu reden. Auf ihrem Terrain.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
D.h. sie verbreiten die ganze Zeit Propaganda und ich liefere ad hoc Analyse und Dechiffrierung. Um das zu leisten brauche ich kein Live-Anschauungsmaterial. Das geht ruhiger und strukturierter ohne sie. So haben wir eine schiefe Bühne auf der man nur hinter her hüpft.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
4. Könnt ihr euch vorstellen wie meine Drukos, Drükos, DMs, Mails, Mentoins in den letzten Tagen ausschauen? Wie in FB-Gruppen gegen mich agitiert wird und wie herzerwärmend die Reaktionen ausfallen jedes Mal, wenn ich in Sellners Videoblog vorkomme?
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Nach so einer Konfrontation wäre die Hölle los. Und ich habe einen Einblick in die Hölle bekommen. Vergewaltigungsdrohungen nach Konfrontation mit FPÖ. Schuss durchs Küchenfenster mit Luftdruck-Pistole nachdem das Buch rauskam. Sticker, die auffordern mich zu schlagen…
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Warum sollte ich das mir oder meiner Familie antun? Oder irgendwer? Die Gewalt folgt ihnen am Fuß. Viele Antifaschist_innen und Wissenschaftler_innen haben das leidvoll erfahren. Auch die, die naiverweise dachten Diskussion ist möglich. Statt Diskussion gibt’s Einschüchterung.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
5. Neben den inhaltlichen Argumenten, die fehlen (siehe Pkt 1), haben sie ein ganzes Arsenal an Kommunikationsstrategien um ihr Ziel zu erreichen. Das Ziel ist die Zerstörung des demokratischen Diskurs, wie ihr euch erinnert. Wer das nicht erkennt, tappt in ihre Falle.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Weil natürlich setzen sie sich nicht hin und gröhlen bierdunstig „Auslända raus“, sondern etwas in der Gegend von „Es ist wichtig die ethnokulturelle Vielfalt, die Europa so stark gemacht hat, zu erhalten und zu stärken.“ Das klingt nett, meint aber das Selbe.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Die geschliffene, bürgerliche Sprache und Attitüde blendet Viele. Das ad hoc zu dechiffrieren ist schwer. Auch ich gehe gerne öfter über Texte und Reden und mir fällt erst Tage später noch was auf. Und ich halte mich für recht versiert und umfassend gebildet was das Thema angeht.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
6. Sie sind nicht zu überzeugen. Das sind Leute mit einem geschlossen rechtsextremen bis faschistischen Weltbild. Die haben jedes Gegenargument schon einmal gehört und 3 Gegenangriffe für jedes parat. Es ist ihnen schlicht egal. Sie sind das gerne, sie stehen dazu.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
D.h. es würde nur um ein Publikum gehen und nie darum irgendwas in ihnen zu bewegen. Und dann greifen Punkte 1-5. Warum sollte ich ein Publikum dem aussetzen und eine Art Gleichwertigkeit zwischen Menschenhass und Nicht-Menschenhass etablieren? Die existiert nicht.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
7. Und wenn das alles stimmt, was ich da sag warum red ich dann überhaupt so viel über sie und schweige nicht dazu, um sie nicht populär zu machen? Ich bin unbedingt der Meinung, dass wir viel mehr über Faschismus reden müssen. Nicht als Parole oder Buzzword, sondern wirklich.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Was bedeutet Faschismus? Woher kommt er? Was sind die feinsten Ideologiefragmente? Wo schließt er an? Wer sind die Vorbilder? Welche Kontinuitäten gibt es? Welche Bilder werden vermittelt? Warum ist das nicht nur der NS? Wo sind die inneren Spannungen und Ambivalenzen?
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Ich weiß ich bin nicht der Maßstab, aber meine Güte, so viele Aspekte und Fragen brennen mir unter den Fingernägeln, die ich gern beleuchten würde. Ich könnt stundenlang drüber sinnieren und tue das mit Anderen. Weil ichs wichtig finde, d uns wieder klar wird was Faschismus ist.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Zusammenfassend: über Faschist_innen reden: ja unbedingt. Mit Ihnen: Niemals. Das ist ein Sieg für sie.
Damit ist btw nicht gemeint nicht zB mit FPÖ-Wähler_innen oder dem rassistischen Onkel zu diskutieren. Da lohnt sich der Widerspruch und die Debatte.— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019
Und eins noch: es ist nicht alles debattierbar. Die Vernichtung von Menschen ist nicht debattierbar. Dazu gibt es kein Pro und Contra und keine zwei gleichberechtigten Meinungen. Im Faschismus ist die Vernichtung immer schon angelegt. Sie ist kein zufälliges Endprodukt.
— Natascha St (@Rabid_Glow) 2. April 2019