Thread: Über den Kommunikationsexperten Uwe Junge (AfD) bei hart aber fair
Heute vor einer Woche sorgte der Montagabend-Talk „hart aber fair“ für hohe Wellen. Es ging (eigentlich!) um die erhebliche Gefahr, die von rechts droht. Für Einzelpersonen, die Haltung gegen Fremdenhass, Nazis und Ausgrenzung zeigen, aber auch für die Demokratie als Ganzes. Einer der eingeladenen Gäste war der AfD-Politiker Uwe Junge, der schon mal via Twitter und Facebook den Tag herbeisehnt, „an dem wir alle Ignoranten, Unterstützer, Beschwichtiger, Befürworter und Aktivisten der Willkommenskultur im Namen der unschuldigen Opfer zur Rechenschaft ziehen werden!“. Mit „Wir“ meint Junge dabei offensichtlich seine AfD im Zusammenspiel mit anderen rechten Kräften des Landes, Stichwort bewaffnete Netzwerke.
Im folgenden Thread klärt @DanielLuecking über den Mann auf, der sich vor einer Woche im Studio nahezu unwidersprochen äußern durfte und legt dar, warum die „hart aber fair“-Redaktion im Vorfeld der Sendung, aber auch in der Moderation während des Talks, alles andere als eine gute Figur gemacht hat.
Nachklapp zu @hartaberfair im @DasErste. Es ist nicht zu rechtfertigen, was Junge unwidersprochen äußern durfte. Besonders, weil die Redaktion nachlässig recherchiert hat & wesentliche Ansatzpunkte nicht nutzte. Ein Thread: (1/x) #überrechtereden #keinvergessen
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) July 2, 2019
Junge rechtfertigte seine Tweets damit, man könne die sprachlich auch anders deuten & so habe es das ja gar nicht gemeint. Recherchiert man zu Junge, dann wird klar, dass all das keine zufälligen Ausrutscher sind & vor allem auf Junges Job bei @BMVg_Bundeswehr beruhen. (2/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Junge war die letzten ca. 20 Jahre seiner Dienstzeit in einem militärischen Bereich eingesetzt, der „Sprache als Waffe“ nutzt. Zumindest maßen sich das Soldat_innen inoffiziell so an. Soldaten, insbesondere Offiziere dieses Truppenteils sind Kommunikationsspezialisten. (3/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Sie nutzen Medien, um Bevölkerungsgruppen zu beeinflussen. Print, Audio, Video & Internet.
Selbstverständlich betont die @BMVg_Bundeswehr, dass das natürlich nur in Auslandseinsätzen, wie in Afghanistan passiert. Nach Papierlage wähnt man sich also einwandfrei. (4/x)— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Das es aber Bereiche im täglichen Dienst gibt, die das @BMVg_Bundeswehr über ihre Hierarchie nicht erfassen kann, blendet man zu oft aus. Junge konnte in der Bundeswehr agieren und Leute „anwerben“, weil er nicht schriftlich hetzte – er wurde nicht justiziabel. (5/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Im persönlichen Gespräch gibt es immer die Möglichkeit, dass Wort-Gegen-Wort steht oder Zeugen, die justiziables mitbekommen haben einknicken, weil Junge Einfluss innerhalb der Hierarchie hatte. (6/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Hinzu kommt die Angst der Verantwortlichen, überhaupt disziplinarrechtlich aktiv zu werden. Hier sind es Eigeninteressen, haupsächlich befürchtete Karrierenachteile, die dazu veranlassen, Leute, wie Junge gewähren zu lassen. (7/x).
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Plasberg hat seine Chance verpasst Junge seine Herkunft als „Kommunikationsspezialist“ vorzuhalten. Junge erweckt in seiner Twiter-Biografie den Eindruck, er wäre „Schriftsetzer-Unteroffizier“ und benennt dann seine Entwicklung nur noch „allgemein“ mit Stabsoffizier. (8/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Was Junge aber hauptberuflich z.B. auch in Afghanistan tat: strategische Kommunikation. Plasberg hätte ihn also in dem Moment greifen und verbal aus dem Studio schmeißen müssen, als Junge meinte, seine Tweets müsse man anders verstehen. (9/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Junge ist nicht der einzige Kommunikations-Experte, der in hohen Reihen der AfD zu finden ist. Ein weiterer, Marco Wall, sitzt im Büro von Alexander Gauland. Und das sind nur die sichtbaren Netzwerkanteile (10/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Weiß man um den Einsatz- und Spezialbereich innerhalb der Bundeswehr, lassen sich auch die die Netzwerke nachvollziehen und man kan beobachten, wo Junge „regional“, aber auch „dienstlich“ zur Ausbreitung des Gedankengutes beitragen konnte. (11/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Offenlegung: Ich weiß diese Dinge, weil ich ebenfalls aus diesem Spezialbereich der @BMVg_Bundeswehr komme und bis 2008 selbst dort tätig war. Ich erlebte, wie Junge dienstlich einen Fackelaufmarsch auf einer Burg veranstalten wollte, um einen Kommandeur zu verabschieden. (12/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Was damals bei weniger intensivem Kontakt nur wie eine Profilneurose wirkte, lebt Junge nun über die AfD voll aus. Ich erlebte Junge als Kompaniechef während meiner Bundeswehrzeit (selber als Offizier tätig) hauptsächlich als „nach oben buckelnd, nach unten tretend“. (13/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Auf meiner Ebene waren viele Offizier von der Person Junge angewidert und es gab auch Äußerungen von anderen Offizieren, man würde dem am liebsten Mal köperlich zu Leibe rücken. Die Selbstbeherrschung obsiegte stets. (14/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Obwohl Junge auf dem Papier mein Chef war, gelang es mir, das meine erste Laufbahnbeurteilung als Offizier nicht durch ihn erfolgte. Einsatzteilnahmen & spätere Freiwilligenmeldungen für andere Aufgaben sorgten dafür, dass er nur wenige Wochen im Tagesdienst mein Chef war. (15/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Ein wesentliche Mittel, das Junge bei der @BMVg_Bundeswehr für sich nutzen konnte, war die erlaubte Traditionslinie „Preussen“. Er wirkt nicht nur optisch, wie ein peinliches Pickelhauben-Männchen – er war ja auch im Karneval so unterwegs (16/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Dienstlich darf er dass, weil die „Preussischen Reformer“ eine Traditionslinie sind und er diese als Einstieg verwenden kann, um dann die Grenzen des Sagbaren weiter zu verschieben. Rechte agieren so. All das muss auch Plasberg bekannt sein. Wie rechts ist also Plasberg ? (17/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Quellen, die sich in Bezug auf die @BMVg_Bundeswehr – Bezüge bei Uwe Junge heran ziehen lassen, sind z.B.@dborch : „Bundeswehr nutzt soziale Medien zur Aufklärung von Stimmungslagen“ https://t.co/m9IKnhLfk3 (18/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Zu Geschichte der Truppengattung aus der Uwe Junge stammt und die schon in der Vergangenheit die kommunikativen Mittel, die das @BMVg_Bundeswehr zur Verfügung stellte im Dienst missbrauchten, lohnt sich die Dokumentation „Gesteuerte Demokratie?“: https://t.co/ALAVI2I1VL (19/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Zum Selbstbild der Truppengattung:
– https://t.co/crE9d9R2sw
– https://t.co/GMz6ilRpOt (20/x)— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Andere ehemalige Angehörige / Reservisten der OpInfo/ZOpKomBw, die sich heute teils in Medien bewegen sind z.B Ulrich Meyer, der seine Sendung Akte dann später an Claus Strunz übergeben hat. https://t.co/18J3Lrohul (21/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Nicht zu vergessen im Bereich der eindeutig rechtsradikalen Vertreter: Götz Kubitschek https://t.co/tUEdY1CmMP (22/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Ergänzung und Korrektur! Nach einer kritischen Rückmeldung bin ich der Personalie „Ulrich Meyer“ nochmal nachgegangen. Er ist Reservist, aber nicht bei OpInfo, wo ich damals von seiner Reservistenlaufbahn erfahren habe. Verbindungen nach Mayen sind dennoch da. (23/x)
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Meyer ist Reservist und aufgrund seiner Medienkompetenz sehr gefragt, wie das hier in dem Artikel auch durch die @BMVg_Bundeswehr hervorgehoben wird. (24/x)https://t.co/DROR3thnMS
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019
Die Verwechselung kann aber auch schnell passieren, weil Ulrich Meyer z.B. auch mit dem aktuellen Kommandeur des ZOpKomBw Gruhl zusammen auf Übungen des CIR auftritt. (25/x)
https://t.co/dGstiKDD7p
— Daniel Lücking (@DanielLuecking) 2. Juli 2019