Thread: Protokoll eines Ostereinkaufes

Die Osterfeiertage sind vorbei, die Kühlschränke sind nun wieder leer und bis zum nächsten Feiertagswochenende ist es noch ein bisschen hin. Trotzdem wollten wir diesen schönen Thread von Tycho Brahe nicht unter den Tisch fallen lassen. Der ganz normale Einkaufswahnsinn in Zeiten von Corona.

Protokoll eines Ostereinkaufes:

Ich gehe bereits Mittwochs am frühen Morgen einkaufen, um dem wahren Wahnsinn zu entgehen und wenigstens noch genügend frisches Obst u Gemüse zu ergattern.

Ich habe die Mahlzeiten für 8 Tage geplant u einen perfekten Einkaufszettel. 1/16

— Tycho Brahe 🏡 (@BeLoud4future) April 8, 2020

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Nichts kann schiefgehen!
Nach nur einer halben Stunde Suche u 3 Vollbremsungen wegen quer hetzender Omas finde ich einen Parkplatz. Ich setze eine meiner verbliebenen FFP2-Masken auf u überprüfe im Rückspiegel Optik u dramatisches Atemgeräusch. Desinfektionsspray ist am Mann

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Am Eingang steht Security Man. Breitbeinig, mit neonfarbenem Cape und Sonnenbrille, aber ohne Maske. Seine maskulinen Bartstoppeln werden ihn schützen. Er schaut mich intensiv von oben bis unten an und ich checke unauffällig, ob ich meine Hose vergessen habe. Alles ok.

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Nach einer Viertelstunde Wartezeit läßt Security Man mich u 5 weitere Kunden ein. Ich glaube, er erwartet Trinkgeld, aber ich bleibe hart. Die Automatiktür versucht mich zu töten, aber ich bin blitzschnell! Vermutlich ein Test, um die Schwachen u Kranken bereits am Eingang

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auzusortieren.
Im Laden husche ich möglichst unauffällig von Regal zu Regal, aber das gestaltet sich schwierig, da Menschen und Einkaufswagen Pfropfen in den Gängen bilden. Wie sie auf Tuchfühlung dennoch versuchen, den Eindruck von Abstand zu suggerieren, ist sehenswert.

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Eine junge Frau mit Maske und ich versuchen tänzelnd mehrfach die Seiten wechselnd im Abstand von 2 Metern einander zu passieren und wir amüsieren uns gut. Ein alter Herr rammt mir derweil seinen Wagen in die Hacken und drängelt sich zwischen uns hindurch.

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Ich löse das Problem, indem ich die Lücke im Regal, wo sonst das Klopapier liegt, nutze, um mitsamt Wagen in den Parallelgang zu entern. Für 2 Sekunden schleife ich ein Kleinkind mit, dass mir plötzlich vor den Wagen sprang. Ich bedauere das sehr und stelle den kleinen

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Burschen wieder auf die Füße.
Nachdem ich die Horde empörter, wutschnaubender junger Mütter durch einen schnellen Sprint abschütteln konnte, schallen mir nur noch die „Mörder, Mörder!“-Rufe hinterher. Zwei der Mehl-Pakete, mit denen ich beworfen wurde, behalte ich erfreut.

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Ich kann mir leider nur noch eine Avocado sichern, da mir eine ältere Dame von hinten unter der Achsel durchgreift und die zweite verbliebene schnappt. Ich knurre tief und laut hinter meiner Maske, aber sie ist mit allen Wassern gewaschen und lacht nur meckernd.

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Hefe ist aus.

Ich kann gerade noch 2 plündernde, vielleicht 12-jährige, eineiige Zwillinge davon abhalten, mir die Paprika und das Mehl aus dem Einkaufswagen zu stehlen. Der eine tritt mir ans Schienbein um mich abzulenken, aber die Oma von eben hat meine Sinne geschärft.

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Ich sperre die beiden in ein Tiefkühlregal und sichere die Griffe mit einem Fahrrad-Zahlenschloß. Die sind gerade im Angebot. Eine Regalbestückerin sieht das und gibt mir High Five. Unkritisch, sie trägt Handschuhe.

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Von der Kassiererin werde ich angeranzt. „ABSTAND!!“ schreit sie, obwohl ich 3 Meter hinter der vor mir befindlichen Person in d. Kassenschl. stehe. Ich gehe also weitere 2 m zurück. Ein Typ im Anzug stellt sich in die riesige Lücke u murmelt: „Ganz wenig, ich darf doch!“

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Ich bin mal nicht so und sehe mit Genuß zu, wie er von der Kassiererin zur Schnecke gemacht wird. Sie faltet ihn absolut professionell und er stellt sich schluchzend hinten an der Nachbarschlange an. Mein Kinn liegt mittlerweile hinter der Maske in Wasser, so heiß ist mir.

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Der Zahlungsvorg. verläuft reibungslos, nur der Filialleiter sorgt für etwas Unruhe, als er mit einem Bolzenschneider u einer zeternden Frau an seiner Seite in Richtung Tiefkühl-Abteilung geht. Ich genieße die Sonne u die Frischluft u werfe Security Man ein Kußhändchen zu

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Auf dem Weg zum Auto springt eine mir entgegen kommende Frau vor mir zur Seite in die Rabatten und beschimpft mich wüst, wie ich, als Infizierter, hier herumlaufen könne. Ich nehme meine Maske ab und schieße sie am Gummiband in ihre Richtung.

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Sie zückt ein Desinfektionsspray, nebelt sich damit ein und kreischt jämmerlich, als sie es sich aus Versehen in die Augen sprüht.

Zu Hause kassiere ich einen Rüffel, wegen der fehlenden Hefe und des Klopapiers. Aber ich bin zufrieden.

Ich habe überlebt. 😀

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