Thread: Großeltern über die Grausamkeiten der Flucht
Vielen Dank an @Topfritte für so viel Offenheit!
Meine Mutter hat in alten Sachen von meiner Oma einen Brief gefunden.
Vielmehr sind es fünf handschriftliche Seiten ohne Absender, die sie hinten in ihrem Schmuckkasten versteckt hatte.— Topfritte (@Topfritte) September 28, 2019
Sie schreibt kurz und sachlich von den zwei Wochen ihrer Flucht im Januar 1945 aus Schlesien nach Norddeutschland. Allein. Mit drei kleinen Kindern, das älteste fast 7.
So alt wie meine Tochter.— Topfritte (@Topfritte) September 28, 2019
Wenn wir sie gefragt haben, was auf der Flucht geschehen ist, hat sie immer nur gesagt, sie hätte sehr viel Glück gehabt. Ich habe nicht gedacht, dass sie damit meinte
„Gottseidank hat mich danach keiner tot gemacht. Ich hatte ja die Kinder.“— Topfritte (@Topfritte) September 28, 2019
Wie konnte ich nur glauben, es sei ihr nichts passiert?
Sie war sehr prüde erzogen und es scheint fast, dass diese Seiten, eine Bilanz möchte ich es fast nennen, alles waren, was sie sich an Verarbeitung zugestanden hat.— Topfritte (@Topfritte) September 28, 2019
Ich würde sie jetzt so gerne in den Arm nehmen und mit ihr weinen.
Aber sie ist schon lange nicht mehr bei uns.
Also werden meine Mutter und ich jetzt noch einmal um sie weinen.— Topfritte (@Topfritte) September 28, 2019
Auch andere Nutzer berichten von Erzählungen und Erfahrungen ihrer Großeltern:
Mein Vater hat immer erzählt, er hat sich als 4jähriger bei der Flucht aus Ostpreußen beim Sturz von einem Wagen den Arm gebrochen. Als er dement wurde und viel von seiner Mama sprach wurde klar, ein russischer Soldat schlug ihn mit dem Gewehr, als der Knirps zur Mama wollte.
— Ruhrpottmom (@Pottfamilie) September 29, 2019
Meine Großmutter bekam seine jüngste Schwester hiernach. Seine älteste Schwester konnte wegen der erlittenen Verletzungen nie Kinder bekommen.
— Ruhrpottmom (@Pottfamilie) September 29, 2019
deine arme oma. das muss alles furchtbar gewesen sein und ich frage mich, woher sie die kraft genommen hat, alles zu überstehen. und ‚man‘ sprach nicht über früher, das habe ich bei meinen grosseltern auch so erlebt.
— klammerdackel (@klammerdackel) September 28, 2019
Meine Oma ist aus Böhmen abtransportiert worden. In einen Güterzug. Irgendetwas schreckliches muss in Prag passiert sein. hat sich immer geweigert Prag zu besuchen. „Es war schrecklich“ sagt sie. Heute hat sie Demenz & ich bin froh, dass sie sich daran nicht mehr erinnern muss.
— Dani 🍂 California🎃 (@hesperiaplanum) September 28, 2019
Und dann schauen wir auf die Welt und fragen uns, wann es wieder soweit ist. Schrecklich einfach… 💔
— Celia☂️ (@bamboo_ish) September 28, 2019
Was werden wohl in ein paar Jahrzehnten die Frauen, die aus Syrien und Afrika fliehen ihren Grosskindern erzählen?
— Iris Sigel (@IrisSigel) September 29, 2019
Für alle, die nach diesem Beitrag gute Nachrichten vertragen können: