Ist Essen jemals „eklig“?

Ein kleines Mädchen mit Zöpfen isst fröhlich mit einem Löffel, umgeben von Symbolen rund ums Essen.
Oksana Kuzmina, Adobe Stock / Twitterperlen mit KI

Hurtig Kinder, kommt zu Tisch! Wer Kinder hat, der weiß, dass Essen mit Kindern auch locker als Extremsportart durchgehen würde. Aber statt Helm, Schutzkleidung und Gehörschutz zu tragen, bewältigen Eltern dies vollkommen unbewaffnet. Dass sie dabei Nerven wie Drahtseile brauchen und Geduld für zwei bis drei Leben, wird einfach mal vorausgesetzt. Sobald die plötzlich gar nicht mehr so Süßen sitzen, beginnt die Show! Es wird gemampft, dass sich die Balken biegen. Der Übergang zwischen Tisch und Teller wird immer fließender, und unterm Tisch lagern sich Essensvorräte für ein bis zwei Weltkriege.

Wem das nicht genug Nervenkitzel ist, der lädt sich doch einfach noch Besuchskinder ein. Inwiefern sich diese an Tisch- und Hausregeln zu halten haben, ist eines der letzten ungeschriebenen Gesetze des Familienlebens. Thread-Userin @ma_ta_ki hat zum Beispiel eins zu Besuch, das „eklig“ zum Essen sagt. Wie sie dieses beurteilt und was die Community dazu zu sagen hat, lest ihr jetzt hier!

Die Ausgangslage

Was Besuchskinder bei uns komisch finden: Man darf nicht "eklig" zum Essen sagen. Niemand muss irgendetwas probieren, jeder darf sagen "ich mag das nicht". Aber gute, unverdorbene Nahrungsmittel sind nicht eklig.

Damit es hier keine Missverständnisse gibt

Nur zur Klarstellung: Es soll bei uns zuhause nicht pauschalisiert gesagt werden "xy ist eklig". Aber jeder darf mögen oder nicht mögen (oder sogar Geschmack/Konsistenz/ was auch immer als eklig empfinden) was er möchte. Und das auch benennen. Nur eben nicht platt "Ih wie eklig" rausplärren. Und niemand muss irgendetwas probieren/essen/riechen oder auch nur anschauen, was er nicht möchte. Die Kinder sind alle mindestens im Schulalter, die können den Unterschied durchaus verstehen.

Ist es eine persönliche Meinung?

Na ja, was jemand eklig findet, ist seine persönliche Sache. Du kannst den Kindern vielleicht den Mund verbieten, aber es wird nichts daran ändern, dass sie verschiedene Lebensmittel trotzdem eklig finden. Dann sagen sie es vielleicht vor dir nicht laut, aber sie denken es trotzdem. Damit ist nichts gewonnen.

Eklig scheint ansteckend zu sein

Tochter 8 Jahre hat Möhren geliebt, Besuchskind sitzt am Tisch und kräht „ilih Möhren, bäh, voll eklig". Möhrenvollverweigerung. Ich hab damals die gleiche Regel aufgestellt. Aus Notwehr. •

Klingt nach vernüftigen Guidelines

Bei uns zuhause wird auch nicht „bäh" oder „ieh" gekreischt wenns ums Essen geht. Jeder darf sagen „Ich mag das nicht, ich möchte das nicht" etc, aber gutes, unverdorbenes Essen wird bei uns nicht wie Abfall behandelt, sondern mit Respekt

Auch ein valider Punkt

Warum muss man denn fremden Kindern die eigene Definition von Wörtern aufdrücken? Was, wenn die z.B. die Konsistenz eklig finden?.. oder einfach den Geschmack und das Wort bisher total gepasst hat? Hat doch nix mit frisch oder nicht zu tun. Also ich würde das auch total komisch finden, es ist ein ganz normales Wort und jeder findet andere Dinge eklig

Vom Familienministerium empfohlen

Ekel ist ein Gefühl. Und essen kann Ekel auslösen, selbst wenn es nicht verdorben ist. Und davon, einem Kind Ekel abzusprechen, wird auch in Leitlinien zur missbrauchsvermeidung vom Familienministerium abgeraten. Wie soll ein Kind zwischen Ekel vor Essen und Ekel, weil es gegen den eigenen Willen „unsittlich" berührt wird, unterscheiden? Nur mal so als Denkanstoß, ich verstehe schon, was deine Intention ist.

Es geht in beide Richtungen

Wir sagen zB auch nicht "das schmeckt nicht" sondern "das schmeckt MIR nicht". Da geht es um weit mehr als den Geschmack des Essens. Mein Sohn hat mir auch das "Probier mal! Das ist lecker" abgewöhnt. "Woher willst du das wissen? Es ist mein Körper" Wo er recht hat.

Pilze? Nein, danke!

Welch Döntjes. Gute, unverdorbene Pilze zum Beispiel lösen in mir Ekel aus. Selbst in Hungersnot könnt ich sie nicht essen und tät sie auskotzen. Das unterscheidet Ekel von „nicht mögen".

Eine wilde Mischung

Doch. Wenn irgendwo Oregano oder Alkohol drin ist, ist es für mich ekelig.

Weniger pauschal ist also ok?

Ich finde allerdings, dass man sagen darf, ICH finde es ekelig. Das ist manchmal so. Aber pauschal zu sagen, dass ist ekelig, das mag ich auch nicht.

Das fühlen wir irgendwie sehr

Ich finde Blutwurst trotzdem eklig, egal wie genießbar sie ist. Das ist einfach ein Gefühl und wird auch so benannt. Es schüttelt mich, wenn ich Blutwurst nur sehe, es ekelt mich an. Dafür kann das Lebensmittel an sich nichts und es ist noch essbar, aber für mich eben eklig. Ich finde die Art, den Geschmack und das Aussehen einfach eklig. Genau so wie ich Quallen oder Velourstoff eklig finde. Das Gefühl ist dasselbe. Nur verderbe ich es anderen nicht, aber benennen werde ich es immer

Tomaten sind also Geschmackssache

Ich finde Tomaten eklig. Ich kann die Konsistenz nicht ab, und in eine Tomaten zu beissen (auch kleine stücke) löst bei mir brechreiz aus. Komplett grundlos, war schon immer so. Es kommt vor, dass manche Lebensmittel in einem einfach Ekel auslösen, und ich finde das okay. Man sollte kindern aber erklären, dass jemand anders diese Lebensmittel lecker finden darf.
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