Gefahr oder Inszenierung? Was über die mysteriösen Fälle Chrupalla und Weidel bekannt ist

Chris Schröder 06.10.2023, 10:09 Uhr

Kurz vor den zwei wichtigsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen fällt das Führungsduo der AfD aus. Die Partei spricht von Bedrohungslagen, Anschlägen und suggeriert, aus dem linken Spektrum angegriffen worden zu sein. Nach Rücksprache mit den deutschen Sicherheitsbehörden und nach Sichtung der Faktenlage kommen immer mehr Ungereimtheiten an der Darstellung der AfD zum Vorschein. Haben Partei und Akteure übertrieben oder gar gelogen, um kurz vor dem Wahlsonntag die allgemeine Stimmung zu ihren Gunsten zu beeinflussen? Wir geben euch einen kurzen Überblick und zeigen die interessantesten Reaktionen.

Alice Weidel (AfD) hat einen Wahlkampfauftritt am Tag der deutschen Einheit in Mödlareuth aus Sicherheitsgründen abgesagt. Auf der Veranstaltung wurde offiziell erklärt, sie und ihre Familie seien evakuiert und in ein Safehouse gebracht worden, das sie bis auf weiteres nicht verlassen dürfe. Recherchen des Spiegels haben allerdings enthüllt, dass sie sich im Urlaub auf Mallorca befand, was Fragen zur Glaubwürdigkeit der Bedrohungslage aufwirft. Auch die deutschen Behörden können eine solche aktuell nicht bestätigen. Die Schweizer Polizei spricht lediglich von einem sicherheitsrelevanten Vorfall im September – zehn Tage zuvor – nannte jedoch keine Details. Die Darstellung der AfD konnte so nicht weiter verifiziert werden. Sicher ist nur, nach dem Vorfall besuchten Weidels Kinder ganz normal die Schule, bevor es schließlich auf die Balearen ging. Bei der zuständigen Schweizer Staatsanwaltschaft gibt es zudem kein laufendes Ermittlungsverfahren. Ebenso wurden auf der Urlaubsinsel keine weiteren Sicherheitsvorkehrungen getroffen – die AfD-Co-Chefin wurde dort in aller Öffentlichkeit beim entspannten Essen in einem Strandrestaurant gesichtet. Daher gibt es erhebliche Zweifel an der von der Partei heraufbeschworenen Bedrohungslage.

Fast zeitgleich zur Berichterstattung über den oben genannten Vorfall wurde der AfD-Chef Tino Chrupalla kurzzeitig ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt medizinisch versorgt wurde. Es gibt unterschiedliche Berichte darüber, was genau zu seinem Gesundheitszustand geführt hat. Spekulationen über einen möglichen Angriff werden bislang nur durch das Statement der Partei selbst gestützt, in welchem sie von einem „tätlichen Vorfall“ spricht. Die Polizei hat jedoch bislang keine Hinweise auf einen Angriff gefunden und die genaue Ursache für seinen Krankenhausaufenthalt bleibt unklar. Klar hingegen ist, dass die AfD beim Gesundheitszustand ihres Vorsitzenden stark übertrieben hat. So behauptete diese zunächst, Chrupalla sei nicht ansprechbar, weil er auf der Intensivstation läge, bestätigte allerdings wenig später dessen Teilnahme an einem weiteren Wahlkampfauftritt nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Die zuständigen Behörden ermitteln noch, konnten aber bis dato die Darstellung der AfD nicht bestätigen.

Beide Fälle wecken Erinnerungen an die Causa Frank Magnitz (AfD) im Jahr 2019, wo die Darstellung seiner Partei von einem Angriff mit einem Kantholz später widerlegt wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass die AfD nicht gerade für ihre Genauigkeit und Glaubwürdigkeit bekannt ist. Dass die Vorfälle jetzt, so kurz vor den wichtigsten Landtagswahlen, geschehen sind und dem Opfergebaren der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei in die Hände spielen, kann natürlich auch Zufall sein. Entgegen der vorliegenden Fakten steht für die Mitglieder und Anhänger der zum Teil rechtsextrem eingestuften AfD längst fest, dass es sich hier um eine koordinierte Aktion des linken Spektrums handeln muss.

Die Widersprüche und Ungereimtheiten der Parteidarstellung riefen auf Twitter jede Menge Spott und kritische Kommentare hervor, von denen wir ein paar hier für euch gesammelt haben.

#1: Wird sie sich dort die Zähne machen lassen?

#2: Das ging schnell

#3: Ja, das scheint korrekt zu sein

#4: Kann man auch so sehen, oder?

#5: Demnächst bei „Wer wird Millionär?“

#6: Die False-Flag-Experten

#7: Ironie des Schicksals?

#8: Böse, aber gut

#9: Die Schlussfolgerung liegt nahe

#10: Man nennt es auch Doppelmoral


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