
Mit der Geburt des ersten Kindes betritt man eine merkwürdige Parallelwelt, deren Existenz man zuvor nicht einmal erahnt hat. Man bekommt plötzlich einen Eindruck dafür, wie sich Prominente fühlen: Niemand kennt einen wirklich, aber alle erlauben sich ein Urteil. Vom einen Moment auf den anderen wird man zur Zielscheibe von anderer Leute Wertvorstellungen, Gerechtigkeitsempfinden, Lautstärkevorlieben, Temperaturfühligkeit, Menschenbild, erzieherischen Idealen, Launen und, und, und. Die Liste ist unendlich.
Natürlich mag es in einer Gesellschaft unterschwellig immer der Fall sein, dass man sich gegenseitig bewertet. Normalerweise wird Kritik jedoch nicht ungefiltert herausgeblökt. Als ich Mutter wurde, war ich umgehend Anlaufstelle der übergriffigsten Fragen. Ob ich denn genügend Milch habe. (WTF?!) Was ich denn falsch mache, weil das Kind nachts nicht schläft. Warum das Kind in der Trage ist und nicht im Kinderwagen. Und überhaupt, alles, was ich machte, war irgendjemandem ein Dorn im Auge. „Wieso nimmst du ihn schon wieder auf den Arm? Lass ihn doch mal ein bisschen brüllen, der beruhigt sich schon.“
Was ist das, was andere Menschen dazu veranlasst, derart übergriffig in eine Situation, die sie nicht beurteilen können, zu preschen? Die Frage stellt sich auch Threads-Userin @marulia_123. Dies ist ihre Anekdote.