Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Chris Schröder 19.04.2024, 13:39 Uhr

Gleichberechtigung ist ein Ziel, das von vielen angestrebt wird, aber der Weg dorthin ist oft lang und steinig. Ein Bereich, der dieses Problem besonders deutlich macht, ist die Carearbeit, die traditionell mit Frauen assoziiert wird. Trotz der Fortschritte in der Gleichstellung gibt es noch viel zu tun, bis Gleichberechtigung in der Gesellschaft wirklich ankommt.

Viele Paare leben immer noch nach dem gesellschaftlich klassischen Rollenmodell, bei dem die Frau für die Carearbeit zuständig ist, während der Mann sich auf die Erwerbsarbeit konzentriert. Diese Aufteilung basiert oft auf den vermittelten Werten und Normen unserer Gesellschaft, die die Kompetenz der Frauen in der Carearbeit betonen und die Männer als inkompetent in diesem Bereich darstellen. Es ist traurig zu sehen, wie weit Väter immer noch hinterherhinken, wenn es um die Übernahme von Verantwortung in der Carearbeit geht.

Ein weiteres Problem ist die immense Belastung und der Mental Load, der immer noch hauptsächlich auf den Müttern lastet. Selbst wenn Paare sich bemühen, die Carearbeit gerecht zu teilen, ist es oft die Frau, die sich um die Organisation und Planung kümmert. Sie behält im Kopf, was zu tun ist, wer welche Termine hat und welche Bedürfnisse jedes Familienmitglied hat. Diese unsichtbare Last kann für Frauen sehr belastend sein und ihre beruflichen und persönlichen Möglichkeiten einschränken. Mehr dazu erfahrt ihr in dem nun folgenden Thread der Twitteruserin @BeiAnja.
Sitze im Wartezimmer. 
Familie kommt rein: Mama, Papa, 7 Monate altes Baby. 
Der Vater soll das Baby aus der Babytrage nehmen. Er nestelt kompliziert dran rum. Ihm fehlt die Übung. 
Er holt das Baby raus. Versucht, es zu bespaßen. Die Mutter reicht ihm eine Flasche. Er will sie
— BeiAnja  (@BeiAnja)

dem Baby geben. 
Mutter: „Andersrum.“
Nach dem Trinken initiiert er, das Baby „Wolle zu Mama“. 
Sie übernimmt, spielt mit dem Kind. 
Vater holt das Handy raus, guckt Fußballnews.
Die Mutter spielt mit dem Kind, unterhält sich gleichzeitig mit dem Vater. Sie setzt an, ihre Jacke…
— BeiAnja  (@BeiAnja)

auszuziehen und reicht das Kind an den Vater. 
Der packt das Handy weg und weiß nicht, was er tun soll. 
Sie zieht die Jacke aus, packt sie in die Babytrage. Als sie fertig ist, drückt er ihr SOFORT das Baby wieder in die Hand.
Sie unterhalten sich über Fußball…
— BeiAnja  (@BeiAnja)

Er liest einen Artikel. Ein Spieler hat verlängert. Sie sagt, für 2 Jahre. Er findet es nicht. 
Sie spielt mit einer Hand mit dem Kind. Mit der anderen zeigt sie ihrem Mann, wo im Artikel die Info zu finden ist.
Sie werden aufgerufen. 
Sie schnappt sich Kind, Trage, …
— BeiAnja  (@BeiAnja)
Handtasche, Wickeltasche. 
Er trottet hinterher.
Ich habe diese oder vergleichbare Szenen soooo oft gesehen.
Es ist so traurig, wie weit Väter immer noch hinterher hinken. Wie stark Belastung und Mental Load immer noch an den Müttern hängen.
— BeiAnja  (@BeiAnja)
Es muss sich noch ne Menge tun, bis Gleichberechtigung in der Gesellschaft ankommt.
Es ist eine große Aufgabe für unsere komplette Gesellschaft.
— BeiAnja  (@BeiAnja)

Da offensichtlich notwendig, hier eine Erweiterung:
Das Paar lebt das gesellschaftlich klassische Rollenmodell. Ihre Kompetenz und seine Inkompetenz liegen in unseren vermittelten Werten und Normen begründet.
Da muss man ansetzen.
— BeiAnja  (@BeiAnja)

Man könnte zum Beispiel Jungs einfach mal nicht mehr einreden, dass sie schwul werden, wenn sie mit Puppen spielen. 
Nur so als Anregung.
Und ja, das gibt’s bis heute.
— BeiAnja  (@BeiAnja)

Kommentare und Reaktionen:

Um echte Gleichberechtigung zu erreichen, müssen wir die veralteten Rollenbilder überwinden und die Carearbeit als gemeinsame Verantwortung betrachten. Männer sollten ermutigt werden, sich aktiv an der Betreuung von Kindern und der Pflege von Angehörigen zu beteiligen und es müssen Strukturen geschaffen werden, die dies unterstützen. Arbeitgeber müssen flexible Arbeitsmodelle anbieten, die es beiden Elternteilen ermöglichen, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Darüber hinaus müssen wir als Gesellschaft den Wert der Carearbeit anerkennen und würdigen, indem wir sie nicht länger als ausschließlich weibliche Aufgabe betrachten. Aber lassen wir doch mal die Community zu Wort kommen.

Leider Realität

Wenn mein Mann mit den Kindern auf dem Spielplatz war, wurde er von anderen Müttern ausgeschlossen. Im Kindergarten bekam nur ich die Infos. In der Schul WA Gruppe wurden keine Väter aufgenommen. 
Wir Frauen beschweren uns über hinterher hinkende Männer und diskriminieren sie.
— Alberta2Rocks 🌸🦋 MECFS-Betthäschen (@Alberta2Rocks)

Das kann so nicht weitergehen Und dann geht der Mann in Elternzeit, gemeinsam fahren sie dann in den Urlaub.
Danach wird er hochgelobt bei seinen Kollegen, dass er das gemacht hat und die Frau „entlastet“ hat und ihr die Chance gegeben hat wieder in ihren Beruf einzusteigen………
…..nicht.
— Björn (@Bjrn13837051)

Guter Hinweis

Deshalb, von Anfang an, Väter mit dem Baby/Kind alleine lassen. Und akzeptieren, wenn sie Dinge anders machen. Hauptsache erledigt. Keine ewige Listen, vorkochen etc., das sind erwachsene Menschen, die müssen das alleine auf die Reihe bekommen. Tun sie in den meisten Fällen auch.
— Christina Pritz (@ChristinaPritz)

Ist das wirklich so?

das bei ausnahmslos allen befreundeten Elternpaaren.
— Beate Schöps (@Hoppelmama)

Nicht alle Männer sind so

Gott sei Dank war mein Ex da anders. Während ich beim (zu kleinen) Sohn Angst hatte was zu zerbrechen und unbeholfen war, hat der ihn sich geschnappt, gewickelt, angezogen.... Hab ihn gefragt, ob er vielleicht schon ein heimliches Kind hat und bereits üben konnte 😅
— FamilyM (@FamilyMSL)

Es kommt auf die Einstellung anHab bei zwei Ks jeweils 4 und 5 Monate Elternzeit alleine gemacht. Arbeite jetzt 30 Stunden Teilzeit. Kann auch Wochenende alleine mit dem 2 und 5 Jährigen verbringen und am Ende haben alle Spaß. Liegt meiner Meinung nach an dem eigenen Anspruch 🤷🏻‍♂️ sind ja „auch“ meine Kinder ❤️
— Pille1305 (@pille1305)

Was dieser User sagtSO SO SO WICHTIG. Ich habe ECHTE BANGE, als PARTNER und VATER zu versagen. Ich glaube wirklich WIRKLICH viele Männer haben sich NIE Gedanken darüber gemacht was für eine Last sie da den Partnerinnen ABVERLANGEN, wenn sie selbst nicht LERNEN.
— TheOrdinaryYellow (@TheOrdinaryZB)

Wie denkt ihr über das Thema Gleichberechtigung?

Typische Dynamik, bei uns gut aufgelöst über regelmäßiges Alleinlassen von Mann und Kinders. Die kommen heute noch besser klar, wenn ich nicht anwesend bin.
Sonst: 6 Augen auf mich gerichtet. Auch noch jetzt, wo ich krank bin. Liegt am Schnell-Da-Sein und der Präsenz, denke ich.
— MEFreaKlarA 🦥 🛌👩🏻‍🦼🪫 (@MEFreake)
Wo wir gerade beim Thema sind:

Eine Frage der Gleichberechtigung und der Fairness

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