Bei uns sieht Nähe so aus

Ein nachdenklicher Mann im grünen Hoodie blickt zur Seite, umgeben von Symbolen für Essen, Gespräche und Ankündigungen. Das Bild vermittelt Entscheidungsfindung im Alltag.
Tatyana Gladskih, Adobe Stock / Twitterperlen mit KI

Familientreffen sind immer auch ein kleiner Kulturschock, nicht wahr? Ganz egal, woher man kommt oder wie lange man sich schon kennt – spätestens wenn unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung, Zeitmanagement und sozialen Dynamiken aufeinandertreffen, wird es spannend. Für manche Menschen bedeutet Familie Ruhe, Struktur mit klaren Abläufen oder eine ungefähre Planung, die zumindest auf dem Papier existiert. Für andere ist Familie wiederum eher ein lebendiges System aus spontanen Entscheidungen, Lautstärke, Nähe, Vertrautheit und einer sehr flexiblen Auslegung von Uhrzeiten.

Besonders interessant wird es, wenn diese entgegengesetzten Welten an Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten aufeinandertreffen. Denn solche Situationen können für Außenstehende gleichermaßen faszinierend wie überfordernd sein – und für alle Beteiligten sind sie vor allem eines: unfreiwillig sehr lehrreich. Das Internet liebt genau diese Momente, in denen unterschiedliche Lebensrealitäten kollidieren. Das zeigt auch der Thread von @annavonhartenbach. Die Reaktionen der Community darauf sind entsprechend ehrlich, amüsant und voller Wiedererkennungswert. Viel Spaß!

Storytime: Wie mein Mann zum ersten Mal richtig erlebte, was Roma-Familie bedeutet und dabei fast einen Nervenzusammenbruch bekam. Er ist Österreicher. Bedeutet: Ruhe. Ordnung. Struktur. Pünktlichkeit. Spoiler: Meine Familie ist das Gegenteil davon. Wir besuchen meine Oma. Bei uns bedeutet das: Man geht hin, wenn man ankommt, und man geht, wenn man zufällig beschließt zu gehen. Bei meinem Mann bedeutet das: "Wir sind besser 10 Minuten zu früh, als 10 Minuten zu spät, das ist höflich." 😂
annavonhartenbach 26.11.2025 Er hat extra Kuchen gekauft. Freundlich, österreichisch organisiert. Meine Oma öffnet die Tür, sieht den Kuchen und sagt als Erstes: "Warum so wenig? Wer soll essen und wer soll zusehen?" Mein Mann ist verwirrt. Ich will im Erdboden versinken. 🫠 Kaum sitzen wir, stürmen meine Brüder hinein. Laut, herzlich, umarmend, völlig ohne Ankündigung. Mein Mann ist noch mehr verwirrt. Bei uns sieht Nähe so aus. Bei ihm ist Nähe... anders. 2 / 6
Dann beginnt unsere traditionelle Familienkommunikation: Laut, übereinander drüber, fünf Gespräche gleichzeitig, jeder erzählt etwas Wichtiges. Mein Mann sitzt daneben, blinzelt schnell und flüstert zu mir: "Streiten sie? Was sollen wir tun? Soll ich eingreifen?" Ich beruhige ihn mit den Worten: "Nein Schatz, wirklich, sie reden nur." 😂 Meine Oma packt plötzlich Essen aus. Viel Essen. Zu viel Essen. Eine Menge, mit der man eine Kleinstadt ernähren könnte.
Mein Mann, höflich: "Danke, aber ich hab nicht so viel Hunger." Meine Oma, beleidigt: "Bist du krank? Hast du Fieber? Warum isst du nicht?" Er isst. Weil er Angst hat. 🫠 Dann kommt der Moment, an dem meine Brüder beschließen, dass mein Mann "jetzt ein richtiger Schwager" werden muss. Das Ritual: Trinken. Laut sein. Und irgendetwas mit Feuer. (Fragt lieber nicht.) Mein Mann flüstert: „Bitte sag mir, es gibt eine Anleitung?“ Ich: „Nein, sei einfach du selbst"🫶🏻😂
Er macht tapfer mit bis meine Oma plötzlich ruft: "NEIN! Nicht den guten Schnaps! Der Österreicher verträgt das nicht!!" Mein Mann ist gleichzeitig beleidigt und erleichtert. Das ist Kulturschock, Level 100. Der Abend endet damit, dass meine Brüder singen, meine Oma flucht und ich lache. Mein Mann sitzt da, leicht traumatisiert, aber glücklich. Weil er uns liebt, Chaos inklusive. 😂
Die Moral: Er kommt aus einer Welt der Regeln. Ich komme aus einer Welt, die ohne gelernt hat zu überleben. Er kommt aus "Bitte leise." Ich aus "Warum so leise?!" Und trotzdem finden wir uns immer in der Mitte. Jeden Tag. ❤️ 6 / 6

Das lernt man doch schon in Kinderschuhen!

Man sagt auch nicht einfach "Ich hab keinen Hunger" zur Oma!🤣 Ich liebe diesen Thread! Danke dafür❣️

Da geht einem das Herz auf

Ach ja, mein inneres Kind jubelt. Papa hatte einen österreichischen Vater und eine polnische Mutter, Mama einen deutschen Vater und eine ungarische Mutter. Alle feierten Weihnachteng sprachen quer durch die Botanik in ihren Sprachen, aber keiner hatte Probleme und wir Kinder bekamen zu viel von den Omas im liebevollem Wettstreit, wer besser kochen konnte, auf die Teller gelegt. Als Höhepunkt nahm Opa (deutsch) die Geige, Mama ging ans Klavier, Oma (ungarisch) tanzte den Csardas. 💝💝💝

Aber auch nur fast …

steffiautzz 26.11.2025 Ich sag mal so, nach 21 Jahren albanische Großfamilie weiß ich so langsam wie der Hase läuft. Und kenne nun auch FAST schon alle Familienmitglieder….

Man muss sie einfach lieben

Omas sind doch echt in jeder Kultur gleich! „Junge, iss noch diese 5 Schnitzel und die komplette Schüssel Salat und als Nachtisch einen Blechkuchen - du fällst ja sonst vom Fleisch“ 🤣

Gewöhnungsbedürftig schön!

Herrlich! So ging es auch meiner Frau als wir das erste Mal bei der Ghana Family waren. Laut , TV immer an , Musik lauter als das TV Gerät! Und die Gespräche noch lauter. Dazu scharfes Essen und 25 Leute auf 30 qm !! Welcome to the club 😎😃

Man gewöhnt sich dran

lillipfe 26.11.2025 1:1 ein Vater, als er frisch mit meiner Mutter zusammen war, die 6 Schwestern hat. Aber er kam ohne das Trinkritual davon. 😅

Wir uns auch!

Danke für die schöne Geschichte, ich habe mich gut amüsiert 🤣😂
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