Aus der WhatsApp-Gruppe zur Klassenfahrt

Eine Klassenfahrt, die ist lustig, eine Klassenfahrt, die ist schön! Doch während die Schülerinnen und Schüler sich einfach nur auf unbeschwerte Tage voller Abenteuer und heimlicher Knutschereien freuen, sorgen sich die Eltern um das Wohlergehen ihres Nachwuchses. In Zeiten, in denen es zur Normalität gehört, Airtags in den Schulranzen der Kinder zu verstecken, um so immer zu wissen, wo sie sich gerade befinden, scheint für Eltern das Loslassen immer schwieriger zu werden. Wie sollen die gar nicht mal so Kleinen denn auch ein paar Tage überleben ohne die Kontroll… äh, Fürsorge der Eltern? Natürlich gibt es die eine oder andere berechtigte Frage und für alles andere gibt es WhatsApp-Gruppen.

Und aus eben einer solchen WhatsApp-Gruppe wollen wir heute berichten. Mit „Wir“ meinen wir X-Userin @FrauGausB. Sie erzählt uns sehr anschaulich von den Ereignissen aus dem Gruppenchat, der extra für die Klassenfahrt eingerichtet wurde. Was sich dort alles zugetragen hat, verraten wir euch jetzt. Frohes Kopfschütteln und viel Spaß!

Bevorstehende Klassenfahrt. Es wurde ein neuer Gruppenchat eröffnet. Absolut logisch, dass man zu diesen wichtigen Thema nicht einfach den Klassenchat nehmen kann, in dem die Eltern der Teilnehmer bereits alle drin...naja, egal

Oh, die erste ,was müssen die Kinder eigentlich wirklich alles einpacken"- Frage. Scheinbar geht diese Mutter davon aus, dass die vor 3 Wochen auf mehreren Kanälen verteilte Packliste nur dem Erlernen neuer Vokabeln dienen soll.

Die Frage war zu erwarten: „Dürfen die Kinder wirklich keine Handys oder Konsolen mitnehmen? Also für die Freizeit natürlich." Ich dachte ja immer, Klassenfahrt ist für Schüler so ne Art Freizeit. Stelle mir eine Konsole vor der Nase im Kletterwald auch wirklich anstrengend vor.

„Dürfen wir den Kindern denn etwas da hin bestellen? Also zum Beispiel, wenn sie etwas vergessen haben oder auch mal eine Pizza oder so." Die sind 3 Tage weg, ich denke, das überleben die notfalls sogar mit Knäckebrot und ohne Zahnbürste, wenn es hart auf hart kommt.

Ein Vater fragt, ob er dem Kind Geld schicken kann, weil die festgelegten 10€ sind ja nicht so viel, da könnte er den Lehrern per PayPal und die könnten dem Kind dann...und ob es da einen Kiosk gibt, mit Guthabenkonto... RÜDIGER DIE SIND AUF KLASSENFAHRT UND NICHT IM KNAST!

Die Kinder sind seit 12 Stunden weg und es wurde erst 4 Mal bemängelt, dass außer „sind gut angekommen" noch keine weiteren Nachrichten kamen. Meine Anmerkung, dass es gut ist, dass die Lehrer lieber die Kinder als ihre Handys ansehen, stieß auf Unverständnis.

erwägt, „kurz mal" vorbei zu schauen und nach dem Rechten zu sehen. Habe geantwortet, dass mir gar nicht bewusst war, dass ein Rechter mitgefahren ist. Rüdiger ist jetzt beleidigt, weil alles ins Lächerliche gezogen wird. Sorry, Rüdiger, aber da gehört es auch hin.

Jemandem ist eingefallen, dass Hermine-Esmeraldas Eltern doch vor Ort eingecheckt haben sollten und es wird nach dem Status gefragt. Es meldet sich die Mutter, man habe den Plan aufgeben müssen, weil die jüngere Tochter krank geworden wäre. Ich wittere Schwesternverschwörung!

Niemand ist so verpeilt wie diese eine Mutter, die gerade schrieb: „Gab es eine Änderung? Irgendwie ist hier sonst keiner am Treffpunkt? Kommen die später an?" Eigentlich nicht, an der geplanten Ankunftszeit hat sich bislang nichts geändert. Morgen, Renate, die kommen MORGEN!

Die Lehrerin hat vier Gruppenfotos über die Schulcloud geschickt. Habe vorsorglich mal auf die Kampagne „Kinderbilder gehören nicht ins Netz" vom BKA verwiesen und „dies gilt ausdrücklich auch für WhatsApp-Status und Co" ergänzt, damit diese Bilder auch in der Schulcloud bleiben.

Renate fragt, wann die Kinder morgen abgeholt werden sollen. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie morgen nicht am Ankunftsort, sondern an der Unterkunft stehen wird.

Chantalle-Gertrude fragt, ob es eigentlich einen Elternabend geben wird, wo es evtl. eine Bildershow geben und die Zusammenfassung des Ausflugs präsentiert wird? Bitte nicht. Ich empfehle ihr, einfach mal morgen mit ihrem Kind zu sprechen, vielleicht erfährt sie dann sogar etwas.

Die Lehrerin schickt ein Foto der Kinder beim Frühstück. Aufgeregtes Nachfragen, ob die JETZT erst frühstücken, und sich dadurch die Ankunftszeit verschiebt. Daran, dass die Lehrerin vielleicht nicht alles in Echtzeit schickt, wurde wohl nicht gedacht. Ein bisschen wie Twitter.

Am Bus geht es zu wie damals bei Karstadt im Schlussverkauf. Ein Gedrängel und Geschubse, als ob man sonst kein Kind mehr abkriegt. Die 9j taucht gekonnt unter dem Arm eines fremden Vaters hindurch und flüchtet zu mir. Jetzt nur noch das Gepäck befreien...

Fazit: Hermine-Esmeralda musste nachts um 2 Uhr abgeholt werden, weil es ihr zu hell im Zinmer war. Alle Kinder hatten mehr dabei als 10€, außer Rüdigers Sohn. Renate hat ihr Kind doch an der Schule abgeholt. Die Verspätung ignorieren wir mal

Die Lehrer und Lehrerinnen können jetzt auch endlich durchatmen und freuen sich auf das lange Wochenende. Und am allerwichtigsten: Die Kinder hatten eine gute Zeit!

Fazit:

Was lernen wir daraus? Manchmal ist es gar nicht nötig, über jede Kleinigkeit informiert zu werden, die auf so einer Klassenfahrt passiert. Schließlich wollen wir doch alle selbstdenkende und eigenständige Erwachsene großziehen, oder? Das klappt aber nur, wenn alle Helikopter-Eltern ihre Kreise fernab der Kinder ziehen und diese sich auch mal ausprobieren können.

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