
Larry und der Weihnachtsmann
Larry landete schließlich vor einer kleinen, hell erleuchteten Hütte mitten in einer glitzernden Eiswüste am Nordpol. Schneeflocken tanzten um ihn herum, und aus dem Kamin der Hütte stieg Rauch in den sternenklaren Himmel. Er zitterte vor Kälte und klopfte vorsichtig an die Tür. Sie öffnete sich mit einem lauten Knarren, und ein beleibter Mann mit einem roten Mantel und einem weißen Rauschebart schaute ihn neugierig an.
„Ho, ho, ho! Wer flattert denn hier so stürmisch durch die Kälte?“, fragte der Mann mit einer tiefen, aber sanften Stimme.
„Ich bin Larry,“ antwortete der kleine Vogel. „Du hast vielleicht von mir gehört. Arbeitslos, Ex-Twitter-Vogel und auf der Suche nach einer neuen Bleibe.“
Der Weihnachtsmann runzelte die Stirn und fuhr sich nachdenklich durch seinen Rauschebart. „Ein sprechender Vogel? Das ist mal ganz was Neues! Komm rein, kleiner Freund. Es ist kalt draußen, und ich habe ofenfrische Plätzchen.“
Drinnen war es warm und gemütlich. Überall lagen Geschenke, Schleifen und Krepppapier herum. Wichtel huschten hektisch hin und her, und vor dem Kaminfeuer schlummerte ein großer Hund. Larry bemerkte jedoch schnell, dass etwas nicht stimmte. Ein paar Wichtel hatten sich frustriert um einen Berg aus Grußkarten versammelt und tuschelten. „Das klappt nie!“ und „Nicht noch ein Reim, bitte!“
„Alles okay bei euch?“, fragte Larry vorsichtig, während er sich mit einem leckeren Keks den gefiederten Bauch füllte. Der Weihnachtsmann ließ sich seufzend in seinen großen Sessel fallen. „Nicht wirklich, Larry. Seit einiger Zeit kämpfen wir mit den Grußkarten. Sie sind langweilig, kitschig und keiner … mag sie wirklich. Und unser letzter Texter, der Grinch, hat alles nur schlimmer gemacht!“
Larry hob skeptisch eine Augenbraue. „Der Grinch? Der Typ, der Weihnachten hasst? Warum haben Sie den überhaupt eingestellt?“
„Na ja“, seufzte der Weihnachtsmann, „er hat behauptet, sich geändert zu haben. Aber nach einiger Zeit fing er an, wieder gruselig und passiv-aggressiv zu werden. Seine Sprüche waren zwischenzeitlich so zynisch und gemein, dass ein paar Wichtel gekündigt haben. Der Typ war ein Alptraum.“
Larry grinste. „Bitte nicht böse sein, das ist ein bisschen lustig. Aber vielleicht kann ich helfen. Ich hab jahrelang kurze, witzige Nachrichten ins Internet geschrieben – 280 Zeichen oder weniger!“
Der Weihnachtsmann beugte sich interessiert vor. „Ein Sprücheschreiber? Das klingt vielversprechend! Was würdest du auf eine Karte für ein Skateboard schreiben?“
Larry überlegte kurz und zwitscherte: „Skateboarden ist, wenn du denkst, du kannst fliegen und die Gravitation sagt: ‚Nö!’“
Der Weihnachtsmann lachte so abrupt los, dass ein Wichtel vor Schreck ein Geschenk fallen ließ. „Was würdest du auf eine Kamera schreiben?“
„Fotografieren: Du willst ’nen Moment fangen und der Moment so: ‚Digga, nö!“ zwitscherte Larry.
Der Raum füllte sich mit Freude und Grinsen. Die Wichtel begannen, Larrys Sprüche auf die Karten zu schreiben.
Die nächsten Tage verbrachte der kleine Zwitscherer damit, Sprüche für jedes erdenkliche Geschenk zu schreiben. Von „Hier ist etwas Glitzer, weil wir kein Einhorn mehr hatten“ bis zu „Möge dein Akku länger halten als deine Geduld“, war für jeden etwas dabei. Der Laden brummte vor Freude und Kreativität wie schon lange nicht mehr. Bald war alles fertig. Der Weihnachtsmann tätschelte Larry irgendwann den Kopf. „Du hast mir das Weihnachtsfest gerettet, kleiner Freund. Du bist ein echtes Geschenk! Als Dank darfst du dir auch etwas wünschen.“
Larry dachte kurz nach. „Ich wollte eigentlich über den Atlantik fliegen, um einen neuen Platz zu finden. Europa soll ganz schön sein.“
Der Weihnachtsmann lächelte. „Na, dann komm! Das lässt sich einrichten. Aber warum fliegen, wenn du in meinem Schlitten mitfahren kannst? Das ist die beste Art zu reisen! Und außerdem ist das ja auch viel zu weit für einen kleinen Kerl wie dich.“
Mit einem breiten Grinsen hüpfte Larry in den Schlitten. „Na gut, aber nur, wenn es noch ein paar dieser leckeren Kekse auf dem Flug gibt!“ Der Weihnachtsmann lachte herzlich und der Schlitten hob ab, bereit für die nächste Etappe von Larrys Abenteuer.
Das letzte Kapitel von Larrys großer Reise gibt es am 23. Dezember. Morgen erwartet euch wieder eine andere Überraschung. Hier kommt ihr wieder zurück zu den anderen Türchen: