Geschlechterungleichheit in Deutschland: Wann fühlen wir uns nicht gleichberechtigt?

Chris Schröder 25.09.2024, 6:45 Uhr

Hand hoch, wer sich noch nie gefragt hat, ob Geschlechterungleichheit in Deutschland ein Thema ist. Manche meinen, es gibt doch die gleichen Rechte für alle, oder? Und doch gibt es diese Momente, in denen wir uns, egal ob Mann oder Frau, denken: „Moment mal, das fühlt sich irgendwie nicht ganz fair an!“ Geschlechterungleichheit in Deutschland zeigt sich oft in kleinen, aber prägnanten Alltagsszenarien, die uns zum Nachdenken bringen. Wir alle haben schon Situationen erlebt, in denen die Geschlechterungleichheit plötzlich aufploppt und uns zum Verzweifeln bringt. Männer auf dem „Mutter-Kind“-Parkplatz, Frauen, die bei technischen Fragen ignoriert oder ausgelacht werden, und Väter, die beim Babyschwimmen schiefe Blicke ernten. Das sind nur einige der Geschichten, die uns den Kopf schütteln lassen. Dabei ist Geschlechterungleichheit in Deutschland nicht immer offensichtlich, aber sie begegnet uns doch öfter, als wir vielleicht vermuten.

Genau darüber wurde in einem Reddit-Thread diskutiert. Die Userinnen und User haben ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Geschlechterungleichheit in Deutschland geteilt und erklärt, wann sie sich aufgrund ihres Geschlechts nicht gleichberechtigt fühlen. Lasst uns also mal reinschauen, was die Community dazu zu sagen hat. Ihr dürft natürlich wie immer ergänzen.

Aber sicher doch

Hab als Mann mit Baby und Kleinkind gewagt vor einem Supermarkt in Bayern auf dem ausgewiesenen "Mutter-Kind" (Nicht Eltern-Kind, die gibts hier nicht) Parkplatz zu parken um die Tür weit genug für die Babytrage aufzukriegen...

Wurde bei 3 Versuchen jeweils mit Babytrage und Kind am Arm von Frauen dumm angemacht. Ja. Kein Scheiss. Männer seien doch stark genug, das Baby auch von ganz hinten über den Parkplatz zu tragen. Oder so ähnlich.

Auch im Stadtpark bekam ich schon ungewollte Ratschläge. Als mein Baby im gemähten Gras krabbelte. Wegen Zecken und so.... ich als Vater wüsste halt nicht was für ein Baby sicher ist.

Offenbar kein nationales Problem

Zwei Touristen haben mal die Polizei gerufen weil mein Mann allein mit den Kindern auf dem Spielplatz war. Sie dachten er habe sie entführt…

Lächerlich, wer sich als Mann von einer Frau belästigt fühlt

Als ich eine Stalkerin hatte wurde ich nur belächelt und kaum jemand hat mir geglaubt. Aber so viel anders ist es bei Frauen auch nicht, denke ich.

Und dann wieder wegen Personalmangel heulen

Also war im Endeffekt einfach nur Pech mit der Einrichtung, aber ich wollte eine Weile wirklich gern Erzieher werden, aber als ich da etwas länger Praktikum gemacht hab, ist mir häufig aufgefallen wie seltsam mache Betreuerinnen und Eltern reagieren wenn ein Mann auf ihre Kinder aufpasst. Hab mich aufgrund dieser Erfahrung im Praktikum gegen den Beruf entschieden.

Lifehack: Einfach auf die Frauentoilette gehen

Eher ne Kleinigkeit. Wickelmöglichkeiten nur auf Frauentoiletten sind echt etwas nervig.

Das haben wir immer schon so gemacht

Es gibt natürlich einiges und auch wesentlich schlimmeres, aber einfach weils mir heute mal wieder passiert ist:

Wenn ich (relativ zierliche Frau) auf dem Gehweg gehe und mir ein älterer Herr entgegenkommt, und er keinen Muskel bewegt, um Platz zu machen, sodass wir beide aneinander vorbeigehen können.

Normalerweise geht jeder auf seiner Hälfte des Weges, aber es gibt erschreckend vielen Menschen (bisher hab ich nur ü50 Männer erlebt), die stur in der Mitte des Weges bleiben.

Völlig normal und schon gar nicht sexistisch

Ich muss als Frau immer wieder feststellen, dass ich nicht ernst genommen werde. Gerade bei Fragestellungen im technischen Bereich, würgt man mich viel eher ab.

Aber wenn es um den Kauf von Haushaltsgeräten gibt, muss ich als Frau ja entscheiden, welches Gerät es wird. Schließlich arbeite ich ja damit und nicht mein Partner (Wort des Verkäufers)

Edit: Klarstellung

Im Lebenslauf also besser weglassen

Ganz klar bei der Jobsuche. Ich habe erst dann echte Chancen (und Zusagen) bekommen, als ich in der CV deutlich hervorgehoben habe, nicht verheiratet zu sein und keine Kinder zu haben. In den Vorstellungsgesprächen konnte ich dann klarmachen, dass ich nur Interesse an Karriere habe (was auch stimmt) - und wurde so auch genommen.

Es will ganz klar keiner "gebährfähige"( ich mag das Wort nicht) verheiratete Frauen zwischen 24 und 40.

Es werden überall Rosinen gepickt

Bei mir vielleicht sehr speziell aber: Bei uns musste früher öfter mal in der Spülküche ausgeholfen werden wenn da jemand ausgefallen ist. Er wurde von unserer (weiblichen) Leitung dann immer ausschließlich die Männer gefragt. Irgendeiner hats dann immer gemacht.

Als ich mal in einer offenen Runder anmerkte, dass das auch jede Frau hier machen könnte, kamen immer ausflüchte wie“das ist viel zu schwer für uns frauen!“

Nee ist es nicht. Es ist nur unangenehm wegen der Essensreste, wenn man die Teller in das Rack für die Maschine stapelt. Zu keiner Zeit muss man schwer heben. Da hatten die nur einfach kein Bock drauf weil ihhh und das war dann eben „Männerarbeit“.

Das bisschen Erpressung

Wenn ich als Mann von einer Arbeitskollegin bei jeder Gelegenheit runtergemacht werde und dann von HR zu hören bekomme "Ja, halt dich bloß zurück. Die muss nur einmal behaupten du hättest sie angefasst und dann bist du weg vom Fenster"

Passt halt nicht ins Weltbild

Als Frau einen Kasten Bier oder Steine schleppen (Waschbetonplatten). Da kommen sofort Sprüche „das ist zu schwer für die zarte Frau“ . Aber links ein kleines 14 Kilo Kind auf der Hüfte, 7 Kilo in der Babytrage drin und die schwere Einkaufstasche, das ist dann kein Problem für den Beckenboden.

Klassische Falle

Mann sagt im Berufsleben deutlich seine Meinung, hinterfragt Dinge und versucht seine Ziele zu erreichen = durchsetzungsfähig und ambitioniert

Frau macht dasselbe = unbequem, forsch, Feminazi

Denen brennt doch der Helm

Kollegen wollten meinem Chef ausreden mich einzustellen, weil ich ja schwanger werden könnte.

Passend dazu:

Ich habe mir letztes Jahr wegen zu starker Regelschmerzen meine Gebärmutter entfernen lassen. Der Chefarzt der Klinik in meiner Stadt wies mich ab weil "mein künftiger Ehemann vielleicht Kinder will" und ich solle wieder kommen wenn ich Krebs hab, sonst machen die das nicht. (Ich fand eine andere, wo die OberärztIN der OP zustimmte)

Ach was, das wollen die Männer doch gar nicht

Nur eine Kleinigkeit: Ich gehe gerne in Saunen. Dort gibt es oft sogenannte Damen-Sauna-Tage. Ich versteh zwar die Idee, dass eine Frau in die Sauna möchte ohne von Männern nackt gesehen zu werden, aber es gibt auch Männer die nicht nackt von Frauen gesehen werden wollen. Warum gibt es also in so vielen Saunen einen solchen Tag aber keinen Männer-Sauna-Tag?

Weil ja auch alle heterosexuell sind, ne?

Bin Freitag Nacht nicht in den Club gekommen. Der Türsteher hat noch nicht mal versucht ne ausrede zu suchen sondern hat uns ins Gesicht gesagt das wir als Männer da keine Chance haben.

Vorurteile sind die besten Teile

Auf dem Wohnungsmarkt. Es gibt dann doch ziemlich viele Vermieter oder auch WGs, die spezifisch nach Frauen suchen. Und selbst wenn, habe ich immer das (wahrscheinlich subjektive) Gefühl, dass ich als Mann, gerade als Student, schlechtere Chancen habe als meine weiblichen Mitbürger, weil viele, denke ich, immer noch das Bild haben, Männer wären lauter/unordentlicher, bzw. würden nur einen schlampigen Haushalt führen.

Und sich dann über Depressionen wundern

Männer haben ein Recht auf Schlechte Laune bei Frauen kommt der Satz lächel doch mal, du kuckst immer so ernst bestimmt 1000 mal vor von Männern.

Die verbotene Zone

Ich zahle im Fitnessstudio gleich viel, darf aber 25% der Fläche nicht benutzen, da diese als Frauenbereiche gekennzeichnet sind

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Typisch Mann, typisch Frau: Die besten Posts über Geschlechter-Klischees (2)

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