Eine Notaufnahme, ein überforderter Mann – und ein Problem, das uns alle betrifft

Eine Pflegekraft kümmert sich einfühlsam um eine Patientin im Krankenhaus – ein Moment voller Ruhe, Vertrauen und echter Fürsorge im hektischen Klinikalltag.
Halfpoint, Adobe Stock / Twitterperlen mit KI

Es wird ja viel kritisiert am deutschen Gesundheitssystem. Einiges – vielleicht sogar vieles – von dieser Kritik mag seine Richtigkeit haben. Ja, es kann eine Tortur sein, einen Termin in einer Facharztpraxis zu vereinbaren. Und ja, sicher sind die Notaufnahmen überlaufen und an allen Ecken und Enden wird gespart. Und bei Gott, wer auch immer Beipackzettel designt, möge in der Hölle schmoren. Doch als jemand, die im Laufe ihres Lebens auf Krankenhäuser angewiesen war, kann ich nicht anders, als einen riesigen Respekt vor dem Gesundheitswesen zu haben. Und nicht nur vor dem System und seinen Errungenschaften an sich, sondern vor allem den Menschen, die darin arbeiten und tagtäglich ihre Zeit, ihr Engagement und ihr Herz geben. Zu sehen, wie ein Kind blass und an Schläuchen in einem Krankenbett liegt, und dank dieser Menschen ein paar Tage später munter aus dem Ausgang spaziert, erfüllt einen mit tiefster Dankbarkeit.

Vielleicht haben nicht alle Patient*innen und ihre Angehörigen diese Lektion in Demut gelernt. Oder vielleicht schaffen sie es einfach nicht, diese in einer Stresssituation abzurufen. Oder ist doch etwas dran an der schleichenden Verrohung der Gesellschaft? Was auch immer der Grund ist, nichts entschuldigt das Verhalten, das der User @jungerpunkt in seinem Krankenhaus-Thread beschreibt.

Neulich in der Notaufnahme

Wir standen nun bereits dreimal in der lokalen Zeitung, weil die Notaufnahme überläuft und wir schlicht keine Betten mehr haben. Sonntag kommt dann ein Mann, Mitte Ende 60, wutentbrannt auf mich zugeschossen und schreit mich an, warum seine Frau als Privatpatientin in einem Dreierzimmer liegt?! Ich erkläre ihm ruhig die Sachlage, aber er steigert sich immer mehr rein und brüllt: „Ich will die Geschäftsführung sprechen" Ich sage ihm -> Pflege
Dass das Samstags um diese Uhrzeit nicht geht, aber er vielleicht einfach froh sein soll, dass seine Frau überhaupt ein Bett bekommen hat. Weiterhin wies ich darauf hin, dass sich Anfang der Woche die Lage ändern könnte und sie dann ggf. ein Zimmer auf der Privatstation haben kann. Er setzt noch einen obendrauf und schreit über die ganze Station, dass wir gefälligst andere Patienten entlassen sollen, damit seine Frau wenigstens alleine liegen könnte!
Fällt uns dazu noch etwas ein? MIR jedenfalls NICHT. Ende der Diskussion war, dass wir ihm angeboten haben, seine Frau könne sich selbst entlassen und dann sollen sie sich ein anderes Krankenhaus suchen. War auch wieder falsch. Abgestraft wurden wir mit verächtlichen Äußerungen und Blicken den restlichen Dienst.

Schade, dass man mit so etwas wertvolle Zeit verschwendet

Fühl dich gedrückt * Ich hatte mal nen ähnlichen Fall kinderstation mutter mit Kd wird gegen 3 Uhr morgens aufgenommen. Letztes Bett in den umliegenden KH 90% der Rettungsstellen waren bereits abgemeldet. Und sie steht auf dem Flur und fing auch an von wegen privat und Einbettzimmer. Hab ich sie ganz freundlich bestimmt drauf hingewiesen das sie im Notfall darauf kein Anspruch hat und ich weiß das in den umliegenden Häusern keine Betten mehr sind und sie wirklich Glück hatte nicht außerhalb von
Berlin gelandet zu sein. Da es Infektzeit ist und die kinderstationen alle voll sind kann es dann gerne mal sein das man in ein KH 20-30km entfernt einquartiert wird. Hab sie noch drauf hingewiesen das der Vertrag den sie in der Hand hält den sie bereits unterschrieben hatte der ganz normale ist und nichts mit einbett drauf steht sie dementsprechend die sonderleistung nicht zahlen muss und dies bei der Versicherung angeben soll. Dann war Ruhe.

Die Wenigen, die alle anderen überschatten

So traurig es auch ist, aber haben wir nicht alle, die auf Station arbeiten, schon so was mitbekommen - und das nicht nur einmal? Es ist einfach eine Frechheit, was sich manche rausnehmen wollen.

Kann man so ausdrucken und laminieren

„Wenden Sie sich sehr gerne an die Geschäftsführung. Die hätten da nämlich sehr viel mehr Einfluss drauf als wir, die wir versuchen unter den prekären Bedingungen das Beste für alle Patienten rauszuholen. Im Gegensatz zu uns, sind die aber heute zuhause. In diesem Ton muss ich nicht mit mir sprechen lassen. Das Gespräch ist an dieser Stelle beendet."

Zum Glück kann man sich nicht überall freikaufen

Ich finde das geradezu lustig, dass die Leute immer noch glauben, dass der Arzt-/Pflegekraftmangel als auch Krankenhaussterben nur gesetzlich versicherte Patienten tangiert. Es ist alles so irre.

Ist das die Antwort?

Wenn Angehörige anfangen zu schreien, fange ich auch an zu schreien, bin da mittlerweile ganz anders. Die wundern sich dann auch direkt, dass es da Kontra gibt und sind dann auch leise.

Das klingt fair

Was sollt ihr den machen? Wenn ihr proppevoll seit, könnt ihr schlecht die Patienten stapeln, damit Madame ihr Einzelzimmer zusteht. Ihr könnt doch nichts dafür. Das einzige was ich bei meiner Ma im Nachgang mache: Die Rechnungen kontrollieren ubd ggf. reklamieren. Oft wird Einzelzimmer abgerechnet, obwohl sie 2-Bett lag.

Gibt es einen Zaubertrick gegen die?

IcH HaBE aBEr EiN elnzelZiMmEr GEBUCHT!!1!!1 Klassiker. Manche verwechseln das Krankenhaus mit Steigenberger ® und denken dann wirklich, wichtiger zu sein als andere. Ich finde solche Patienten einfach nur noch lächerlich. Die beschweren sich über ein volles Krankenhaus und lösen auf dem Heimweg auch Staus durch Hupen auf.

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