Die WhatsApp-Gruppe zum Abi-Treffen: „Es ist wie ein Unfall …“

Abi-Treffen WhatsApp-Gruppe. Ich bin vor einigen Tagen der Gruppe hinzugefügt worden. Sie umfasst den ganzen Jahrgang, ca. 150 Personen. Es ist wie ein Unfall, man sollte wegsehen und riskiert trotzdem einen Blick. Aber lest selbst:

Es gibt diese Dinge oder Themenfelder, die lieber für alle Zeit getrennt voneinander bleiben und nicht vermischt werden sollten. Die jedes für sich genommen schon anstrengend genug sind und uns regelmäßig an unsere Grenzen (und darüber hinaus) bringen. WhatsApp-Gruppen und Abi-Treffen beispielsweise. Denn seien wir ehrlich: Jeder von uns ist doch in mindestens einer dieser berühmt-berüchtigten WhatsApp-Gruppen, die man seiner mentalen Gesundheit wegen eigentlich schon längst hätte verlassen sollen. Und zwar für immer, am besten direkt mit einer neuen Handynummer ausgestattet. Oder zumindest im Zeugenschutzprogramm irgendeines Geheimdienstes.

Dabei beginnen diese Gruppen auf den ersten Blick meist recht harm- und vor allem zwanglos. Mal geht es um ein passendes – nein: das perfekte – Geburtstagsgeschenk für Onkel Jürgen, mal um die „grobe“ Planung eines anstehenden Junggesellinnen- oder Junggesellenabschieds. Doch nur 37 Umfragen und Abstimmungen später weiß man nicht mehr, wo man da überhaupt reingeraten ist. (Und wer ist eigentlich dieser Onkel Jürgen? Nie gehört …) Denn just in dem Moment, wo sich alle Beteiligten nach unzähligen Diskussionen bis ins kleinste Detail auch nur auf irgendetwas geeinigt haben, gibt es in jeder WhatsApp-Gruppe (immer und ohne Ausnahme!) jemanden, der mit dem Kompromiss oder der Entscheidung dann doch nicht so ganz zufrieden ist. Same procedure in every Gruppe! Wenn zu diesem toxischen Unterfangen dann noch das Minenfeld Abi-Treffen stößt, kann man eigentlich wirklich nur noch in Deckung gehen, wie der folgende Thread von Userin @dafaelltmirein eindrucksvoll beweist. Viel Spaß!

Abi-Treffen WhatsApp-Gruppe.

Ich bin vor einigen Tagen der Gruppe hinzugefügt worden. Sie umfasst den ganzen Jahrgang, ca. 150 Personen.

Es ist wie ein Unfall, man sollte wegsehen und riskiert trotzdem einen Blick. Aber lest selbst:

Stunde 1:
Jedesmal, wenn jemand zur Gruppe hinzugefügt wird, stellen sich alle 100 Leute nochmal einzeln vor, damit alle alle Nummern nachvollziehen können.

Nach 609 Nachrichten guckt das Handrührgerät neidisch und ich stelle die Gruppe stumm.

Tag 1, abends:
Man hat den Kontakt zu einer Person nicht. Endlich wird jemand der Gruppe hinzugefügt (*120 Menschen sagen „Hallo“), die ihn hat. Sie postet die Nummer in die Gruppe. Mit dem Hinweis, die Person möchte keinen Kontakt. 
Ja, so habe ich auch geguckt.

Tag 2:
Die Schule ist in einer Kleinstadt. Man kennt also JEDEN VERFLUCHTEN cm. Bis auf mich+3 sind alle noch dort. Fürs Treffen werden jetzt dennoch Fotos der Stadt gesammelt. Nach 73 Fotos verspricht Tim, seine nachher einzuscannen. Klar, der Marktplatz von 98 fehlt uns noch.

Tag 3:
Idee fürs Abi-Treffen: Ein Bingo.
Die Kategorien bis jetzt:
-einen Marathon gelaufen
-mehr als zwei K eines Geschlechts
-anderer Nachname

Meine

-Mit dem Gesetz in Konflikt gekommen
-steht noch auf Chips&Cola
-Arbeitszeitbetrug statt Schule schwänzen

wurden abgelehnt.

Tag 4: 
Jemandem fällt auf, dass Marco fehlt. Nicole weiß zu erzählen, dass Marco verstorben ist. Die Trauer ist groß. Es wird über die Umstände diskutiert. „Hatte der nicht auch was mit Drogen am Hut?“ 

„Die einzigen Besoffenen seid ihr“ schreibt Marco und verlässt die Gruppe.

Kommentare und Reaktionen:

Eine teils urkomische Situation, die dem einen oder anderen durchaus bekannt vorkommen dürfte, richtig? Und irgendwie hat jeder das Gefühl, er oder sie spricht an allen anderen vorbei. Oder es hört einfach niemand zu. Es ist fast wieder so, wie damals auf dem Pausenhof. Was für ein Glück, dass diese Zeiten lange vorbei sind, denken sich wohl auch einige andere Userinnen und User, die fleißig kommentiert haben.

Ich mag Marco.

Wir alle.

Ach, DER war echt bei uns im Jahrgang?

😂, das schöne ist,dass mein Gedächtnis bei sowas mega schlecht ist. Manche können noch alle Mitschüler von der 1. Klasse aufwärts aufzählen. Ich bin froh,dass ich meine Freundin aus der 1. Klasse noch weiss,aber nur weil wir immer noch befreundet sind

Ganz viele sagen mir auch nichts. Es ist ja auch der ganze Jahrgang - die Namen kannte ich teils mit 18 nicht mal und sie meinen sicher auch nicht.

Es gibt Dinge, auf die kann man ganz gut verzichten

Einladung erhalten, angenommen, mich drauf gefreut. Als beschlossen wurden jeder soll eine Power-Point-Präsentation über sein Leben vorbereiten hatte ich spontan einen konkurrierenden Termin.

Immer auch mit einem zwinkernden oder gar lachenden Auge sehen

Das erinnert mich an die beiden Kita-Eltern-whatsapp-gruppen 😭

Aber ich hab mich köstlich beim Lesen amüsiert! 😂😂

Das Gute an so einer Gruppe ist: Es geht nicht um mein K, nur um mich. Ich kann jederzeit gehen und bin nur für mich verantwortlich. Das erleichtert das Grinsen darüber ungemein.

Na, da wird der (damalige) Hausmeister aber noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden haben

Ach du scheiße...sowas hatte ich auch schon.
Was danach geschah weiß ich nicht-hab die Einladung nicht angenommen und meine Schule betret ich freiwillig nur an dem Tag an dem Brandstiftung legal wird.

So nämlich!

Ich hatte ja schon beim ersten Post schon gedankliche Vorschmerzen... 

Aber ich kann da ja nicht vorbei lesen. 😭 Ich bereue es zu tiefst, es dennoch getan zu haben...

Verdammt gruseliger Plot für einen Horrorfilm

35 Jahre Abi-Feier am Samstag. Zum Glück gab es nur eine Einladung per Post mit dem Hinweis auf dem Umschlag "Wehe du kommst nicht". E-Mails folgten, welche Lehrer schon verstorben sind. Erinnerungen an eine Zusage, anschließend Anrufe und zu guter letzt standen die vor der Tür.

Ist das dieses Ghosting?

Klassentreffen, zum Glück nur meine alte Klasse, nicht noch mehr Leute. Ewiges hin und her der Organisierenden. Nachdem dann endlich(!) Datum und Ort stehen und einige von uns schon Tickets in die Heimat gekauft hatten, wird 1 Woche vorher ohne Grund abgesagt. Seitdem nichts.

Irgendwie aber auch verdammt traurig

Mein Abi war 1996, seit dem gehe ich erfolgreich nahezu allen aus dem Weg, die dabei waren.

Die einzige, die ich gern sehen würde, ist nicht mehr unter uns. 😢

Na also!

Also dein Erzählstil ist klasse! Und ich glaub ich nehme deine Bingo Vorschläge fürs nächste Teammeeting :)

Irgendwie sind wir doch alle noch Kinder, oder?

Kindskopf forever: Heimliche Freuden des Erwachsenseins

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