Wie wollen Sie das denn mit drei Kindern schaffen?
Bewerbungsgespräche sollten eigentlich eine faire Chance für alle bieten, unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderen persönlichen Merkmalen. Dass die Praxis auch im Jahr 2023 gänzlich anders aussieht, dürfte für viele ein offenes Geheimnis sein. Frauen sehen sich dabei mit veralteten Geschlechter- und Rollenbildern sowie chauvinistischen Vorurteilen konfrontiert, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt einschränken. Eine der häufigsten und frustrierendsten Hürden für Frauen in Bewerbungsgesprächen ist das stereotype Denken über ihre Rolle in Familie und Beruf.
In vielen männlichen Köpfen existiert eben immer noch das veraltete Bild der Frau als Hauptverantwortliche für die Kinderbetreuung und die Hausarbeit. Diese überholten Vorstellungen werden in Bewerbungsgesprächen allzu oft sichtbar, wenn Frauen mit Fragen nach dem Familienstand oder der Familienplanung konfrontiert werden, die Männer selten oder nie hören. Sie basieren auf dem Irrglauben, dass Frauen hauptsächlich für die Care-Arbeit verantwortlich sind und nicht in der Lage sind, ihre beruflichen Verpflichtungen ebenso ernst zu nehmen wie Männer.
Chauvinistische Männer, die in Entscheidungspositionen sitzen, können diese Vorurteile verstärken und die Aussichten von Frauen in Bewerbungsgesprächen beeinflussen. Sie könnten beispielsweise der Meinung sein, dass Frauen weniger leistungsfähig sind oder dass ihre Präsenz am Arbeitsplatz aufgrund familiärer Verpflichtungen weniger zuverlässig ist. Diese Vorurteile führen dazu, dass Frauen weniger Vertrauen und Anerkennung für ihre beruflichen Fähigkeiten erhalten. In Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ist das nicht nur respektlos gegenüber den Bewerberinnen, sondern auch ziemlich unklug für das Unternehmen. Die Twitteruserin @Lausbubenmama hat mit dem nun folgenden Tweet ihrem Unmut Luft gemacht und jede Menge Zuspruch aus der Community erhalten. Dabei bestätigen viele der Kommentare, dass wir von echter Gleichstellung noch weit entfernt sind. Aber lest selbst.
„Wie wollen Sie das denn mit drei Kindern schaffen?“ — „Die Kinder brauchen doch ihre Mutter, ich hätte das meinen Kindern nicht antun können.“ — „Was macht denn Ihr Mann beruflich?“
Fragen und Statements im Bewerbungsgespräch 2023.
Der Grund warum ich weine.
— Lausi lost her Myelin (@Lausbubenmama) October 9, 2023
Bloß nicht verzweifeln
Werde gerade auch nur gemobbt in meinem Beruf, weil Gehbehinderung und Vollzeitstelle?? Ständig kommen Sprüche…
Lass dich nicht unterkriegen du hast so viel geschafft in den letzten Jahren.— Prof. Mcgonagal (@Fellowthecollie) October 9, 2023
Perfekt, danke
„Hm. Weiß nich. Also meine Frau hätte das gar nicht gepackt. Die Elternzeit hat schon einen Sinn!“
Mein Boss, als ich ihm sagte, dass ich nach den 8 Wochen Mutterschutz sofort wieder arbeiten will 💩
— Demi (@sneaky_demi) October 9, 2023
Das lässt auch einfach tief blicken
Ich frage schon auch: „(Wie) Ist die Betreuung der Kinder gewährleistet?“
Aber ich käme nie auf die Idee in Rollenbilder des vorigen Jahrhunderts zu verfallen. Geht gar nicht.— H. Eimleiter 🖖🏻 (@glorrk) October 9, 2023
Kannst du dir nicht ausdenken
Hat meine Schwester auch gehört. Und ob sie nicht ihren Mann schicken könne, der habe ja etwas ähnliches gelernt und man würde wirklich dringend suchen…
— Herda (@InkognitoSimsa) October 9, 2023
Unfassbar
Ich habe als alleinerziehende Ausländerin riesige Probleme gehabt einen Job zu finden. BWL-, Juraabschluss und 15J. Erfahrung im PM, wiegen nicht auf, dass man ein Kleinkind zu versorgen hat.
Einige Mal habe ich einen Job angenommen, nur damit Geld rein kommt.— 🇨🇭🇺🇦🐈 Kater mit Menschin 5x💉 auf Reisen (@Trockie_TM) October 9, 2023
Lasst euch nichts gefallen
Unglaublich! Ich glaube, da wäre ich kurz sehr deutlich geworden! Als ich mich beworben habe, kam was in eine ähnliche Richtung und ich sagte bloß ziemlich kühl, dass ich mich ja nicht bewerben würde, wenn ich das nicht wollte und könnte. Dann war Ruhe.
— Honey (@HannaZs1) October 9, 2023
Krass, dass man da lügen muss
Warum ich nach dem ersten Bewerbungsgespräch meine Kinder nie wieder erwähnt habe. und auch knallhart gelogen habe. Krass wie schnell man bei „kann keine Kinder bekommen“ in der Liste nach oben steigt. Der Qualifikation entsprechend behandelt wird und nicht der Eierstöcke.
— Kronprozessorin (@MMussabernicht) October 9, 2023
Wichtiger Punkt
Das ist ja wirklich unfassbar und tut mir sehr leid. ❤️🩹
Ich habe nach solchen Erfahrungen die Kinder komplett raus genommen aus dem Lebenslauf. Machen Männer übrigens auch. 😉
Ist ja auch für die Eignung im Job komplett unwichtig.— Stillgelegter Account (@frauprince) October 9, 2023
Einfach respektlos
Neben allem was daran falsch ist, ist diese Hintergrundmelodie: Sie kann selbst nicht abschätzen wie viel Zeit und Energie ihr Alltag für einen Job zulässt, ist einfach schlimm. Wozu glauben die schreiben sie in Jobbeschreibungen die Stundenanzahl und den Arbeitsmodus rein?! 😞
— Jainnika (@jainnika) October 9, 2023
Gott sei Dank gibt’s das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
Oh, da kommt die Klage nach AGG aber sowas von durch.
Also, wenn sie dich nicht nehmen.Wie manche Führungspersönlichkeiten nach so vielen Jahren seit Bestehen des AGG immer noch solche dämlichen Fragen stellen können 🤦😍
— E.Manning (@peslouco) October 9, 2023
Bitte was???
Hab eine alleinerz. Klientin, die nun eine Teilzeitausbildung beginnt. Alles gut geplant, Kita-Zeiten decken ihre Arbeits- und Schulzeit ab.
Und die Caritas-Beratungsstelle hat nix besseres zu tun, als ihr von der Ausbildung abzuraten, da sie das ja ohne Partner nicht schaffe.
— Lieschen Müller 📯 (@Raketenland) October 10, 2023
Cool und normal
Viele erwarten von meiner Kollegin, dass sie doch nachmittags Zeit für alle möglichen Schul-/ Kiga-Events haben muss. WEIL mit 3 Kindern (16 14 3) kann man ja nur Teilzeit arbeiten. Sie arbeitet aber Vollzeit.
— Anke Friedrichs (@anke_friedrichs) October 9, 2023
Kann man auch so sehen
Da gibts keinen Grund zum Weinen 🫂.
Sei froh, dass du vor dem Arbeitsvertrag schon weißt, dass du da nicht arbeiten musst— Kan Tine (@WasEssenwir) October 9, 2023
Never forget
Ja, so saudumme Gespräche hatte ich auch. Danach hätte man mir die Stelle auf dem Silbertablett anbieten können und ich hätte nein gesagt.
Es ist immer ein Bewerbungsgespräch für beide Seiten.— Anna (@AnnaKondaPsy) October 9, 2023
Klingt das bekannt?
‚Kann dein Mann einfach zu Hause bleiben?‘
‚Glaubst du der schafft das mit dem Kind?‘
‚Also meiner wäre damit überfordert!‘Ich kann die blöden Kommentare garnicht zählen, die wir permanent bekommen, weil mein Partner die Carearbeit übernommen hat und ich arbeiten war. 🙄
— Luffy Lumen 🍉 (@LuffyLumen) October 9, 2023
Verdient
So bitter. Es wird sich nie ändern. Mein Highlight war ein Chauvi der mich noch ohne Kinder ähnlich dumm befragte und von seiner Tochter erzählte. Ich brach das Gespräch ab und wünschte seiner Tochter weniger Idioten im Bewerbungsgespräch als bei ihm. Das Gesicht unbezahlbar.
— Frau Jana (@DemFrauOe) October 9, 2023
Keine Frau wünscht sich eine Rückkehr in die 1950er Jahre
Fühle das sehr! Habe ich auch erlebt, als ich in Teilzeit mit 80 % wieder kommen wollte und auch bin. Und dann lese ich gestern von so einem AfD Hampel, etliche Frauen würden sich das alte Rollenbild zurück wünschen. Spinner!
— FrauchenvomDobi ☀️tiene vacaciones 👆🏻 (@frauchenvomdobi) October 9, 2023
Wo wir gerade von Care-Arbeit sprechen: