Was sich hinter dem Hashtag #Baehner verbirgt

Chris Schröder 11.01.2020, 12:23 Uhr

Das Gute an Twitter ist, man erfährt Dinge, die es oft nur in die Lokalzeitungen bzw. auf die hinteren Seiten schaffen, wenn überhaupt.

Seit ein paar Tagen geht zum Beispiel der Hashtag #Baehner herum.

In den deutschen Medien wurde aber lieber tagelang über den Kinder-Chor des WDR gestritten und ein brennender Einkaufswagen in der Silvesternacht musste als Beweis für Linksterrorismus herhalten. An vorderster Front standen dabei führende Politiker der Union, die im ersteren Fall ganz lässig die Moralkeule gegen die Satirefreiheit schwangen und im Fall Connewitz ohne Faktensicherung wilde Schlussfolgerungen in die Welt setzten oder das Framing der BILD übernahmen. Und wem diese Beispiele nicht reichen: Dass Sachsens Justizministerin, Katja Meier (Grüne), mit 16 in einer Punkband war, sorgte ebenfalls tagelang für Statements und Diskussionen. Aber im nun folgenden Fall hört man doch vergleichsweise eher wenig.

Was ist passiert? In der Nacht auf den 30. Dezember ist ein Kommunalpolitiker der CDU vor seinem Haus mit einer Gruppe in Streit geraten und soll dabei einem 20-jährigen Mann mit Migrationshintergrund angeschossen haben. Augenzeugen berichten, er habe den Mann und seine Begleiter als „Scheiß-Kanaken“ und „Dreckspack“ bezeichnet. Und wer den besagten Kommunalpolitiker kennt, weiß, dass dieser online gern rechtspopulistische Inhalte teilt und verschiedenen AfD-Seiten folgt.

Und dann haben wir da noch den Medienanwalt und Pressesprecher der (rechten) Werte Union innerhalb der CDU – Ralf Höcker – der den mutmaßlichen Täter vertritt und online versucht, alle einzuschüchtern, die den Namen des Politiker mit den Meldungen zur Tat in Verbindung zu bringen. Er schaffte es sogar, dass der Generalsekretär der CDU, Paul Ziemiak, einknickte und einen Tweet mit dem entsprechenden Hashtag löschte und anschließend ohne diesen neu postete. Ansonsten hört man in der CDU zu diesem Thema momentan nur Grillenzirpen.

Nur dass wir uns nicht falsch verstehen, bis zum Beweis der Schuld gilt in unserem Rechtsstaat natürlich die Unschuldsvermutung. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht über den mutmaßlichen Täter reden darf.

Wir haben die treffendsten Tweets zum Thema zusammengetragen.

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