
Verena Bahlsen sah es vielleicht einfach als günstige Gelegenheit, um im Zuge der „Online Marketing Rockstars“ Digital-Messe 2019 im Gespräch zu bleiben. Die Bahlsen-Erbin in 4. Generation ist ihres Zeichens Innovationsberaterin, Markenstrategin und Expertin der Lebensmittelindustrie.
Auf der OMR19 konnte sie eindrucksvoll erklären, wie sie Kapitalismus und Wirtschaft für sich definiert. Und tatsächlich haben viele Aspekte ihres Vortrages darauf schließen lassen, dass sie eine kompetente junge Unternehmerin mit entsprechender Weitsicht ist. Auf der Empörungswelle der Kevin-Kühnert-Debatte surfen? Warum eigentlich nicht. Blöd nur, dass ihre Liebeserklärung an den Kapitalismus nach hinten losging.
Als Erbin ohne nennenswerte Eigenleistung erschien ihr Statement „Ja, ich bin Kapitalistin. Mir gehört ein Viertel von Bahlsen. Ich will Geld verdienen und mir Segeljachten kaufen.“ doch ziemlich zynisch und allein schon kritikwürdig. Doch die 26-Jährige verrennt sich noch weiter und behauptet, dass Zwangsarbeiter in dem hannoverschen Unternehmen gut behandelt und wie die deutschen Mitarbeiter bezahlt wurden. Bahlsen galt im Zweiten Weltkrieg als „kriegswichtiger Betrieb“ und produzierte unter anderem Notverpflegungen für die Wehrmacht. Die 200 beschäftigten Zwangsarbeiter, meist Frauen aus dem besetzten Polen oder der Ukraine, waren von 1943-45 in einem Barackenlager untergebracht.
Als wohlhabende Erbin den Kapitalismus hochloben ist die eine Sache, NS-Zwangsarbeit zu verharmlosen eine ganz andere. Und, was Verena Bahlsen nicht verstanden hat, es geht nicht um Schuld sondern um Verantwortung für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.
Da hilft es wenig, wenn das Unternehmen selbst seine eigene Geschichte ein wenig beschönigt, in dem das Kapitel Zwangsarbeit gar nicht erst auf der Firmen-Homepage erwähnt wird. Kein Wunder also, dass der Shitstorm hohe Wellen schlug und selbst namhafte Historiker auf den Plan rief.
Ein offizielles Statement auf die Vorwürfe steht bislang noch aus. Man kann nur hoffen, dass hier noch eine entsprechende Aufarbeitung stattfindet.
Wir haben uns auf Twitter umgesehen und die besten Beiträge und Reaktionen für euch zusammengeklickt.
#1:
https://twitter.com/LowerClassMag/status/1126785110433517568
#2:
Verena Bahlsen sagt: Im NS haben wir uns NICHTS ZUSCHULDEN kommen lassen.
Außer halt: Als Holocaust-Profiteure 200 Zwangsarbeiter deportieren lassen.
Statt über schulstreikende Klimakinder sollte man mal über Milliobenerben reden, die den Geschichtsunterricht geschwänzt haben.
— Martin Eimermacher (@marteimer) May 13, 2019
Verena Bahlsen sagt: Im NS haben wir uns NICHTS ZUSCHULDEN kommen lassen.
Außer halt: Als Holocaust-Profiteure 200 Zwangsarbeiter deportieren lassen.
Statt über schulstreikende Klimakinder sollte man mal über Milliobenerben reden, die den Geschichtsunterricht geschwänzt haben.
— Martin Eimermacher (@marteimer) May 13, 2019
#3:
Ich wollte zu #Bahlsen ja gar nichts sagen, aber hier ist ein Original-Kommentar der Familie zum Thema Zwangsarbeiter aus dem Jahr 2000.
"Es hat sich niemand beschwert, weder damals noch später."
— Verrückte Geschichte (@drguidoknapp) May 14, 2019
Ich wollte zu #Bahlsen ja gar nichts sagen, aber hier ist ein Original-Kommentar der Familie zum Thema Zwangsarbeiter aus dem Jahr 2000.
"Es hat sich niemand beschwert, weder damals noch später."
— Verrückte Geschichte (@drguidoknapp) May 14, 2019
#4:
„Zwangsarbeit, aber gut bezahlt“ ist eigentlich die Definition von Kapitalismus.
— Cornelius W. M. Oettle (@C_W_M_O) May 13, 2019
„Zwangsarbeit, aber gut bezahlt“ ist eigentlich die Definition von Kapitalismus.
— Cornelius W. M. Oettle (@C_W_M_O) May 13, 2019
#5:
Riesiges Rätsel, warum die Redewendung „Leben wie Gott in Frankreich“ heißt statt „Leben wie Zwangsarbeiter bei Bahlsen“
— Martin Eimermacher (@marteimer) May 13, 2019
Riesiges Rätsel, warum die Redewendung „Leben wie Gott in Frankreich“ heißt statt „Leben wie Zwangsarbeiter bei Bahlsen“
— Martin Eimermacher (@marteimer) May 13, 2019
#6:
Liebe Frau Bahlsen, gern nehme ich Sie beim Wort. Kaufen Sie eine Yacht und schließen Sie sich der @yacht_fleet an! Sehr gern bringe ich Ihnen das Segeln bei und nebenbei unterhalten wir uns über Zwangsarbeit zur NS-Zeit. Herzlichst, Ihr CPR
— Claus-Peter Reisch (@ClausReisch) May 13, 2019
Liebe Frau Bahlsen, gern nehme ich Sie beim Wort. Kaufen Sie eine Yacht und schließen Sie sich der @yacht_fleet an! Sehr gern bringe ich Ihnen das Segeln bei und nebenbei unterhalten wir uns über Zwangsarbeit zur NS-Zeit. Herzlichst, Ihr CPR
— Claus-Peter Reisch (@ClausReisch) May 13, 2019
#7:
https://twitter.com/WormWorthless/status/1127902356778123264
#8:
Die Worte ‚Zwangsarbeiter‘ und ‚immer gut behandelt‘ in einem Satz ist ein Lehrbuchbeispiel für abgründigen Zynismus. Danke dafür, Verena Bahlsen.
— Florian Schroeder (@Schroeder_Live) May 13, 2019
Die Worte ‚Zwangsarbeiter‘ und ‚immer gut behandelt‘ in einem Satz ist ein Lehrbuchbeispiel für abgründigen Zynismus. Danke dafür, Verena Bahlsen.
— Florian Schroeder (@Schroeder_Live) May 13, 2019
#9:
Hey @Bahlsen_Family, in eurer Online-Chronik fehlt der Hinweis darauf, dass im 2. Weltkrieg 200 Zwangsarbeiter für euch arbeiten mussten und ihr zum "kriegswichtigen Betrieb" erklärt wurdet. Wann fügt ihr das hinzu? https://t.co/1icD3ThsUD #Bahlsen
— Arne Semsrott (@arnesemsrott) May 11, 2019
Hey @Bahlsen_Family, in eurer Online-Chronik fehlt der Hinweis darauf, dass im 2. Weltkrieg 200 Zwangsarbeiter für euch arbeiten mussten und ihr zum "kriegswichtigen Betrieb" erklärt wurdet. Wann fügt ihr das hinzu? https://t.co/1icD3ThsUD #Bahlsen
— Arne Semsrott (@arnesemsrott) May 11, 2019
#10:
Wir laden übrigens jeden gern zu uns in die Ausstellungen ein.
Nicht nur bei Familienmitgliedern der Familie #Bahlsen gibt es erhebliche Wissenslücken. Das Thema NS-Zwangsarbeit ist oft noch immer ein weißer Fleck im kollektiven Gedächtnis. https://t.co/6Rc1zVa79q
— Dokuzentrum NS-Zwangsarbeit (@dznsza) May 13, 2019
Wir laden übrigens jeden gern zu uns in die Ausstellungen ein.
Nicht nur bei Familienmitgliedern der Familie #Bahlsen gibt es erhebliche Wissenslücken. Das Thema NS-Zwangsarbeit ist oft noch immer ein weißer Fleck im kollektiven Gedächtnis. https://t.co/6Rc1zVa79q
— Dokuzentrum NS-Zwangsarbeit (@dznsza) May 13, 2019
#11:
Wenn sie keine Geschichtskenntnisse haben, sollen sie doch Kekse essen. #Bahlsen
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) May 14, 2019
Wenn sie keine Geschichtskenntnisse haben, sollen sie doch Kekse essen. #Bahlsen
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) May 14, 2019
#12:
Wer bei diesem Lächeln keine Erbschaftssteuer einführen möchte hat wie gesagt kein Herz. https://t.co/vdOZh4R05D
— Christopher Lauer™ (@Schmidtlepp) May 13, 2019
Wer bei diesem Lächeln keine Erbschaftssteuer einführen möchte hat wie gesagt kein Herz. https://t.co/vdOZh4R05D
— Christopher Lauer™ (@Schmidtlepp) May 13, 2019
#13:
Das sich eine #Bahlsen-Erbin für den #Kapitalismus ausspricht, ist nachvollziehbar: Wer leistungslos reich wird, profitiert eben vom System. Sich über Kritik daran zu aufzuregen, gerade wenn die eigene Firma #Zwangsarbeiter im #NS beschäftigt hat, ist unfassbare Ignoranz.
— Bernd Riexinger ☮︎ (@b_riexinger) May 13, 2019
Das sich eine #Bahlsen-Erbin für den #Kapitalismus ausspricht, ist nachvollziehbar: Wer leistungslos reich wird, profitiert eben vom System. Sich über Kritik daran zu aufzuregen, gerade wenn die eigene Firma #Zwangsarbeiter im #NS beschäftigt hat, ist unfassbare Ignoranz.
— Bernd Riexinger ☮︎ (@b_riexinger) May 13, 2019
#14:
Im Grunde zeigt Verena Bahlsen nur, wie weit die Verbrechen der Nazis für die junge Generation schon entfernt sind. Da wird normalisiert, was sich nicht normalisieren lassen darf. In 50 Jahren ist Hitler vielleicht nur noch eine Art Napoleon mit Holocaust. #Bahlsen
— Alf Frommer (@alf_frommer) May 13, 2019
Im Grunde zeigt Verena Bahlsen nur, wie weit die Verbrechen der Nazis für die junge Generation schon entfernt sind. Da wird normalisiert, was sich nicht normalisieren lassen darf. In 50 Jahren ist Hitler vielleicht nur noch eine Art Napoleon mit Holocaust. #Bahlsen
— Alf Frommer (@alf_frommer) May 13, 2019
#15:
Die @PARTEI_Hannover informiert:
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) May 14, 2019
Die @PARTEI_Hannover informiert:
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) May 14, 2019