Unerwartete Gesten der Freundlichkeit

Chris Schröder 24.09.2024, 6:45 Uhr

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die unser Herz erwärmen und uns den Glauben an die Menschheit zurückgeben. Sei es ein Lächeln im richtigen Moment oder eine unerwartete Geste von Freundlichkeit – wir alle haben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Fremde unser Leben positiv beeinflussen können. Es ist faszinierend, wie diese kurzen, flüchtigen Begegnungen lange in unserem Gedächtnis bleiben und uns vielleicht sogar dazu inspirieren, selbst einen Funken Freundlichkeit in die Welt zu tragen.

Gesellschaftlich gesehen spielen solche Akte der Güte eine zentrale Rolle. Sie schaffen nicht nur eine Atmosphäre des Vertrauens und Zusammenhalts, sondern können auch tiefgreifende positive Effekte auf unsere Psyche haben. Studien zeigen, dass das Erleben und Geben von Freundlichkeit das Stresslevel senkt und unser allgemeines Wohlbefinden steigert. In einer Zeit, in der Isolation und Entfremdung oft dominieren, erinnern uns diese Momente daran, dass wir alle miteinander verbunden sind – und dass jede kleine Geste etwas Größeres in Bewegung setzen kann.

Doch anstatt uns hier in tiefgründigen Weisheiten zu verlieren, lassen wir nun die Reddit-Community zu Wort kommen. Hier kommen ihre Geschichten – ehrlich, berührend und manchmal auch einfach nur zum Schmunzeln. Lasst uns gemeinsam in die herzerwärmenden Erlebnisse eintauchen, die das Leben einfach ein bisschen besser machen. Viel Spaß mit diesem Reddit-Thread!

Das kam unerwartet

Hatte mal ein Praktikum in einem Versicherungsbüro. Sollte dort Akten vernichten. Hunderte. Mit so nem 10 Euro-Haushaltsschredder. Nach etwa 5-10 Seiten war er überhitzt und man musste erstmal ne halbe Stunde oder so abkühlen. Ich saß dort also Stunde um Stunde. Nebenbei Musik hören durfte ich nicht. Ich langweilte mich zu Tode. Irgendwann wurde es auch dem Chef zu bunt, dass ich kaum vorwärts komme. Da meinte er, ich solle es einfach in kleine Schnipsel zerreißen. Tat ich dann, riss mir die Finger auf und sollte es alles in zwei gelbe Säcke stecken und 500 Meter weiter in den Altpapiercontainer schmeißen. War ein absoluter Scheißtag. Ich lief los und es regnete und stürmte wie Sau.

Es kam wie es kommen musste, einer der dünnen Säcke riss und die Fetzen verteilten sich im Wind.

Ich hab versucht die so gut es geht einzusammeln und gleichzeitig die anderen vom wegfliegen zu hindern.

Irgendwann hielt ein Auto neben mir. Ein Mann reichte mir eine Rolle blauer Säcke und er und ein anderer Mann stiegen aus und halfen mir, das Chaos zu beseitigen. Hab sie nie wieder gesehen. Ich war damals 13 oder 14 und denke heute noch von Zeit zu Zeit voll Dankbarkeit daran zurück.

Wir heulen nicht, ihr heult

Als mein Opa gestorben ist hab ich auf nem Parkplatz mit schöner Aussicht gestanden und im Auto geweint(damals knapp 1000 km von meiner Familie entfernt gewohnt). Ein älterer Mann ist mit etwas Abstand neben mich gefahren aber ich hab es garnicht realisiert. Auf einmal hat es an der Scheibe geklopft und ich hab ihn angesehen und gemerkt das er auch am weinen war. Bin ausgestiegen und haben uns zusammen auf eine Bank gesetzt und er hat mir erzählt das seine Frau 2 Tage vorher verstorben ist. Hatten damals beide niemand zum reden und das hat uns beiden gut getan. War vor 4 Monaten auch auf seiner Beerdigung.

Es müssen nicht immer große Gesten sein

Vor vielen Jahren (ich denke so 2006 rum) hatte ich wie so oft nach der Schule mit meinem besten Freund in dem Kamps eines Edekas nahe unserer Schule gesessen und Yugioh gespielt. Zwischendurch hatten wir mal aus der Probierauslage Stücke eines Kirschteilchens geschnorrt als uns plötzlich ein Mann ansprach, ob die denn gut wären. Nachdem wir dann beide bestätigt haben dass die in der Tat echt lecker waren hat er dann drei Stück davon seiner Bestellung zugefügt und anschließend je eines von denen an uns gegeben. War für ihn vielleicht eine Ausgabe von 5€, aber für mich hat es damals signifikant die Weichen meiner Einstellung gestellt: Nicht nur habe ich diese kurze Interaktion bis heute nicht vergessen, seitdem bemühe ich mich auch selbst solche "random Acts of Kindness" weiterzugeben, wann immer sich die Gelegenheit bietet.

Was für ein schöner Gedanke

Als 20 Jährige stand ich mit meinem Smart for two nachts um 3 an der Tankstelle und hatte getankt. Als ich bezahlen wollte, ging meine Karte plötzlich nicht mehr. Der Tankwart erlaubte mir an den Automaten nebenan zu gehen. Da wurde meine Karte auch nicht akzeptiert. Ich erklärte dem Tankwart die Situation und er erlaubte mir tatsächlich mit meinem Auto zu meiner Bank zu fahren. Also ließ ich meinen Perso dort, fuhr mit dem Auto hin und bekam dort auch kein Geld. Komischerweise konnte ich aber auch keine Kontoauszüge holen. Ich fuhr zurück und erklärte dem Tankwart wieder, dass ich kein Geld hatte. Daraufhin sagte er mir, er müsste die Polizei rufen. Ein Älterer Herr bekam das alles mit und während ich verzweifelt versuchte meine Familie zu erreichen, ging er auf mich zu, drückte mir 50€ in die Hand. Ich bin ihm hinterher gegangen und habe gesagt dass er das Geld wieder mitnehmen soll. Er stieg ins Auto, fuhr das Fenster runter und sagte „wenn du jemanden in Geldnot siehst, dann denk an mich und mach das gleiche“. Ich habe bezahlt und am nächsten Tag stellte sich heraus dass in dieser Nacht die Bankensysteme umgestellt wurden und man nicht mit Karte zahlen konnte. Ich bin dem Herren unendlich dankbar und tatsächlich halte ich mich bis heute an seine Worte und gebe Geld, wenn jemand es gerade nicht hat.

Helden des Alltags

Es war spät, nach 22 Uhr, und ich hatte am nächsten Tag um 6 Uhr Frühschicht bei meinem Studentenjob. Mein Zug ist ausgefallen und es gab Schienenersatzverkehr mit dem Bus.

Der Bus war natürlich verspätet und ich stand vor der realen Möglichkeit, im Nirgendwo zu stranden, weil ich meinen letzten Anschlusszug verpasse.

Also steige ich ein paar Haltestellen früher aus dem Bus aus und renne wie ein Wahnsinniger zu einem Taxi. Ich erkläre dem Fahrer in hastigen Worten meine verzweifelte Lage, und der Mann, dieser Held, tritt das Gaspedal durch, als wären wir in einem Actionfilm. 

Die ganze Taxifahrt über taste ich panisch meine Taschen ab, auf der verzweifelten Suche nach meiner Brieftasche. Ich erzähle dem Taxifahrer von meinen Sorgen, dass ich sie wahrscheinlich verloren habe. Glücklicherweise habe ich noch ein wenig Notgeld in meiner Tasche und kann damit zahlen. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, ich drücke ihm das Geld in die Hand und renne zum Zug, eine Minute vor Abfahrt.

Im Zug sitzend, macht sich ein mulmiges Gefühl breit. Ich hab's geschafft, aber die Brieftasche ist verloren, mit schmerzhaft viel Geld, Ausweisen, Karten...

In diesem Moment sehe ich den Taxifahrer auf den Bahnsteig zurennen, meine Brieftasche wie eine Art olympische Fackel in die Höhe haltend. Ich öffne die Tür, er gibt sie mir, die Tür schließt, der Zug fährt los. „Die war im Bus!“, ruft er mir noch zu.

Einfach hairlich

Hab mich zum Frisör geschleppt wegen eines bevorstehenden Jobinterviews, als ich gerade am absoluten Tiefpunkt meiner mentalen Gesundheit stand. Habe damals schon 2 Wochen nicht mehr wirklich geschlafen und richtig gegessen, sah aus wie halb tot.

Jedenfalls meinte die Frisöse, ich sehe aus als hätte ich ne schwere Zeit und gab mir einfach ungefähr ne 10 minütige wortlose Kopfmassage.

War noch dazu in nem Discount Fließband Friseur wo die Leute ja eh Zeitdruck haben. Dieser kleine Akt der Menschlichkeit hat damals wirklich einen Unterschied für mich gemacht.

Stay hydrated

Saß letztens im Schienenersatzverkehr, draußen 35°C und keine Klimaanlage im Bus. Ich hatte meine Wasserflasche vergessen und war gefühlt am verdursten. Und dann bietet mir die Person neben mir ungefragt eine Caprisonne an, weil es so warm war und meinte sogar er hätte noch mehr dabei falls ich noch Durst hätte.

Das war so lieb von ihr

2022, Locarno (Schweiz) am Lago Maggiore. Eine Gegend, wo die Kugel Eis 5€ und ein Abendessen mit der Familie über 300€ kostet. Den ganzen Urlaub schon super ohne Bargeld nur mit Kreditkarte durchgekommen. Aber am Tag der Abreise nimmt der Bezahlautomat im Parkhaus nur noch Münzen und die wenigen Geldautomaten im Ort verweigern meine Karten.

Ich gehe in eine Apotheke, frage ob ich was kleines symbolisches mit Karte kaufen kann, das dann zurückgeben und Bargeld erhalten kann.

Nach etwas Verwirrung und Erklärung, warum, tippt mich eine kleine Schweizer Omi von hinten an, gibt mir einen 20-Franken-Schein in die Hand "hier, nehmen's". Ich wollte ihn nicht annehmen, aber sie bestand drauf. Musste ihn dann nur noch in Münzen wechseln lassen und gut.

Danke, kleine Schweizer Omi.

Der unerwartete Fremdenführer

Ich war alleine mit dem Auto auf dem Weg nach Kroatien. Stand ewig im Stau und war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt noch bei Tageslicht bis zum Zeltplatz schaffe. Hatte es also eilig, gleichzeitig ging es aber ewig über kleine, kurvige Bergstraßen in Slowenien, ich kannte mich da null aus und musste dementsprechend langsam fahren.

Zum Glück fand ich dann einen Einheimischen, der in die selbe Richtung unterwegs war wie ich und ich habe mich einfach hinter ihn gehängt. So wusste ich immer, wann die nächste Kurve kommt, wie stark ich bremsen muss, u.s.w.

Irgendwann hat mich der Einheimische dann doch abgehängt, und ich musste wieder im Schneckentempo weiter. Bis zur nächsten Bushaltestelle, da stand er tatsächlich und hat auf mich gewartet! Er ist dann genau vor mir wieder rausgezogen und hat mich noch ein ganzes Stück weiter geführt.

Soll noch einer sagen, New Yorker wären unfreundlich

Ich hab jahrelang in New York gearbeitet und irgendwo den Hausausweis für meine Arbeit verloren. Ist normalerweise ein Riesentheater sich einen neuen zu besorgen, also war ich schon ziemlich genervt.

Aus dem nichts schrieb mich dann jemand auf Facebook an:

„Hast du gestern deinen Ausweis an der Haltestelle Broadway/Lafayette verloren?“

„Ja, gut möglich ich steige da immer von Bahn X nach Bahn Y um“

„Ok, sollen wir uns heute da treffen? Ich geb ihn dir dann zurück.“

Gesagt getan. Mitten in der Rush Hour stehe ich dann mit 1000+ anderen Leuten an dem Bahnsteig. Irgendein Typ erkennt mich, kommt auf mich zu und drückt mir den Ausweis in die Hand. Ich frage ihn wieso er das macht.

„Ich arbeite hier für die Verkehrsbetriebe. Finde eigentlich jede Woche was und gebe es zurück.“

Fand ich schon Mega.

Es war eine Ausnahme

Neulich im Heidepark, stehen kurz vor Schließung vorm Krake, diskutieren ob nochmal anstellen oder nicht, Dude taucht auf und gibt uns einfach 2 schlange-überspringen QR codes :))) hat sich aber eklig angefühlt alle zu überholen..

Warum ist das nicht immer so?

Jedesmal wenn eine Versicherung ohne Drama ihrer Funktion nachkommt.

Schoki for the win

Ich saß an einer U-Bahn Haltestelle auf einer Bank und wartete auf meine Bahn. Da kam eine ältere Frau an und ich stand sofort auf und fragte sie, ob sie sich setzen möchte. Sie lächelte und bedankte sich, lehnte aber ab, da schon in 2 Minuten ihre Bahn einfuhr - es war also für so einen kurzen Moment für sie nicht nötig zu sitzen.
Ich nickte und blieb auch stehen, denn meine Bahn kam in einer Minute. Die Frau kam dann noch mal auf mich zu, tippte mich an und schenkte mir ein Stück Oster-Schokolade und ich hab mich einfach total über diese kleine Geste gefreut.

Hoffentlich nicht die Tochter des Optikers

Ich war beim Optiker und habe neue Brillen anprobiert. Hatte dann eine auf die mir gefallen hat aber wirklich ganz anders aussah als meine vorherigen und sich sehr ungewohnt angefühlt hat. Da kam plötzlich ein Mädchen, vielleicht so 14-15 Jahre alt, auf mich zu und sagte: „Die Brille hier steht Ihnen wirklich super gut!“ Ich war total überrascht und hab mich bedankt, und dann die Brille gekauft.

Der Gönnjamin ist stark in ihm

Lief gerade zur Kasse in einem kleinen Edeka und hab einen Mann (vllt. Mitte 40) von der anderen Seite zur Kasse laufen sehen. Er hatte eh nicht viel im Wagen, also ließ ich ihn vor. Er bedankte sich und als er kurz darauf dran war, sagte er zum Kassierer, er solle auch meine Sachen (ein Energy und Kaugummis) einscannen. Der Mann bezahlte meinen Einkauf und winkte ab, als ich meinte, er bräuchte das nicht tun. Natürlich bedankt und dann gegangen.

Cute

Ich war mit ca. 20 mit zwei Kumpels in Irland unterwegs, und es fuhr vom Bahnhof zum Zeltplatz kein Bus. Wir haben es mit trampen versucht, aber für drei unrasierte Typen mit Rucksäcken hatte keiner Platz. Wir sind losgelaufen, es waren ca. 5 Kilometer. Dann fing es an zu regnen. Plötzlich hält ein Auto an, ein vollgestopfter Polo, und eine junge Frau springt raus. Sie räumte das Auto um und hat uns tatsächlich noch mit unseren Rucksäcken reingequetscht. "I felt sorry for you, walking in the rain!"

Wo wir gerade von positiven Vizes und Freundlichkeit sprechen:

Die schönsten Good News der Woche (176)

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