Twitterperlen-Adventskalender 2024 – Türchen 2

Der Twitterperlen-Adventskalender 2024: Tür 2

Deutschland. Ein Weihnachtsmärchen

Es war einmal ein Land, das von drei Königen regiert wurde. Der erste König war ein stiller, blasser Mann, der stets sehr leise sprach und sehr vergesslich war. Der zweite König hatte gute Ideen, war aber oft genervt, weil ihm keiner so richtig zuhören wollte. Der dritte König legte vor allem Wert auf die teuerste Kutsche und striegelte jeden Morgen seinen Bart.

Jahrelang regierten die drei gemeinsam, bis der dritte König eines kalten Wintertages entschied, dass er lieber alleine herrschen wollte. Er sagte: „Ich bin der Bestaussehende hier und ich hab die schönste Kutsche. Ich sollte dieses Land regieren.“

Das wurde dem zweiten König schnell zu bunt, er schnaufte: „Du mit deiner albernen Kutsche! Ich hab die cleversten Ideen. Wenn einer allein regieren sollte, dann ja wohl ich.“

Da trat der dritte König auf und meinte: „Hört auf zu streiten. Dieses Land braucht einen besonnenen König, das äh Moment … kann nur ich sein.“

Die drei Könige bekämpften einander immer heftiger und dabei begannen sie, ihre Aufgaben zu vernachlässigen. Es wurde kälter und kälter, doch die Öfen blieben aus, weil die Könige bei all der Zankerei keine Kohle bestellt hatten. Und je mehr die Menschen froren, desto unzufriedener wurden sie. Bald war das ganze Land im Streit. Nachbarn schrien einander an. Ehepaare stritten auf offener Straße. Sogar die Kinder begannen, sich gegenseitig zu schubsen.

Da riefen die Könige ihr Volk zum großen Feld in der Mitte des Landes. Sogar der dritte König war dabei, auch wenn er es nicht leiden konnte, dass seine Kutsche im Wintermatsch dreckig wurde. Die Menschen kamen und standen zitternd im Schnee.

Der erste König rief leise: „Wenn ihr wollt, dass ich regiere, dann .. was wollte ich sagen? Ach ja, kämpft für mich.“

Der zweite König rollte mit den Augen und sagte: „Oh, bitte. Wenn ihr endlich mal vernünftige Ideen wollt, dann solltet ihr besser für mich kämpfen.“

Der dritte kämmte sich noch schnell den Bart und sprach: „Einer muss meine Kutsche putzen. Außerdem: Kämpft für mich!“

Doch die Menschen zögerten und hielten zitternd ihre Mistgabeln. Jemand sagte: „Aber es ist kalt. Können wir das mit dem Kämpfen nicht lassen?

„Ja“, sagte ein anderer. „Ich will lieber daheim sein und in Ruhe Netflix schauen.“

„Können wir nicht in Frieden miteinander leben?“, wollte ein Kind wissen.

Da erhob sich ein Sturm, heftiger als alle Stürme, die das Land je gesehen hat. Er wirbelte den Schnee auf und zerrte den Königen die Kronen von den Köpfen. Und als der Sturm sich gelegt hatte, stand plötzlich eine Gestalt in ihrer Mitte, alt wie die Berge und weise wie die Sterne: die geistige Mutter des Volkes.

„Männer“, seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Das kann man ja nicht mit anschauen. Keiner von euch dreien hat es verdient, König zu sein. Ein Rat aus den klügsten und ehrlichsten Männern und Frauen soll von nun an bestimmen! Und das Volk soll entscheiden, wer in diesem Rat sitzt.“

Die drei Könige nickten eingeschüchtert und die Menschen freuten sich. Sie entfachten ein Feuer aus Mistgabeln, schmückten einen Tannenbaum mit den Kronen der ehemaligen Könige und feierten diese Nacht des Jahres gemeinsam.

Von diesem Tage an regierte ein Rat das Volk. Könige gab es keine mehr und unpraktische Kutschen wurden abgeschafft. Und so lebten alle glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

Hier gelangt ihr zurück zu den restlichen Türchen:

Twitterperlen Adventskalender 2024

SCHLIESSEN
Artikel Teilen