Thread: Zur Causa Til Schweiger
In Deutschland konsumieren knapp acht Millionen Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form und etwa drei Millionen leiden sogar unter einer alkoholbezogenen Störung. Es ist keine Seltenheit, dass wir alle schon einmal das „exzessive Rauschtrinken“ erlebt haben – entweder haben wir es bei unseren engen Freunden beobachtet oder wir haben uns selbst dazu hinreißen lassen. Es ist auch verständlich, dass man in der Jugendzeit Dinge ausprobieren möchte – ob dies nun vernünftig ist oder nicht. Problematisch wird es jedoch, wenn sich Alkoholkonsum und Rauschtrinken zur Gewohnheit entwickeln. Wenn der Feierabend ohne ein Bier nicht mehr vollständig und eine Party ohne Cocktails einfach nur langweilig ist. Das kann so weit gehen, dass mancher im Alltag gar nicht mehr ohne kann und im Rausch sogar zur Arbeit fährt.
Während des Konsums kann Alkohol zwar eine euphorische und entspannende Wirkung haben, die sich jedoch schnell ins Gegenteil verkehren kann. Oft kommt es zu Stimmungsschwankungen, aggressivem Verhalten oder einer gesteigerten Reizbarkeit. In der Folgezeit kann Alkoholkonsum zu einer Vielzahl von unangenehmen Emotionen führen, wie beispielsweise Schamgefühl, Schuldgefühle, Reue, Einsamkeit oder Traurigkeit. Diese Emotionen treten vor allem dann auf, wenn man sich im Rausch unangemessen oder peinlich verhalten hat und sich dafür im Nachhinein schämt oder schuldig fühlt. Langfristig kann Alkohol auch zu Depressionen und Angstzuständen führen. Menschen, die regelmäßig trinken, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen. Dies liegt zum Teil daran, dass Alkohol das Nervensystem beeinträchtigen und somit auch Auswirkungen auf die Psyche haben kann.
Was davon nun genau auf Til Schweiger und die ihm öffentlich zum Vorwurf gemachten Ausraster sowie tätlichen Angriffe an den Filmsets zutrifft, wäre hier an dieser Stelle reine Spekulation. Es ist natürlich denkbar, dass er auch ohne Alkohol ein unangenehmer Zeitgenosse mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist. Wer weiß das schon so genau? Was wir aber wissen, ist, dass Deutschland zu den Ländern mit ordentlichem Alkoholproblem gehört. Und genau darum geht es auch im nun folgenden Thread des Twitterusers @Johann_v_d_Bron. Aber lest selbst.
Zum Thema Til Schweiger:
Wir leben in einer Gesellschaft, in der man sich nahezu täglich – je nachdem wie viel Kontakt man zu Menschen hat – dafür rechtfertigen muss keinen Alkohol zu trinken.
Deutschland ist eine Säufer-Nation. 10 Liter reinen Alkohol im Jahr trinken |1— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
die Deutschen im Durchschnitt.
Der Rausch ist ein Freizeitkonzept und die bevorzugte Droge ist gesundheitlich und sozial hochproblematisch.
Jeden 2. Tag wird ein Mensch von einem betrunkenen Autofahrer getötet.
Die Hälfte aller Fälle häuslicher Gewalt werden von betrunkenen |2— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
Partnern oder Elternteilen begangen.
Jedes 4. Gewaltdelikt im öffentlichen Raum passiert unter Alkoholeinfluss.
Hinzu kommen Vandalismus, sexuelle Belästigung uvm.Über 10.000 Kinder im Jahr werden mit Fetal Alcohol Spectrum Disorders geboren. Das sind 1,5 % aller Kinder. |3
— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
4 % aller Todesfälle bei Frauen und 10 % aller Todesfälle bei Männern, gehen unmittelbar auf Alkoholkonsum zurück.
Bei 15-49-jährigen ist der Alkoholkonsum der führende Risikofaktor für tödliche Erkrankungen.
Es gibt insgesamt 23 alkoholbezogenen Todesursachen. |4
— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
Alkohol enthemmt, lässt Impulskontrolle und Urteilsvermögen schrumpfen und Alkohol ist eine gefährliche Suchtdroge.
87 % der Männer und 77 % der Frauen trinken regelmäßig Alkohol. 15 % der Männer täglich.
Und das ist russisch Roulette. Passt die genetische Veranlagung |5
— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
und/oder kommt eine schwere persönliche Krise hinzu, führt der Konsum in eine der schlimmsten Suchterkrankungen mit den fatalsten gesundheitlichen und sozialen Folgen.
Verlust von Familie und Freunden, zerstörte Beziehungen, traumatisierte Kinder, Armut, Obdachlosigkeit, |6
— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
Schulden sind ja nicht seltene persönlichen sozialen Folgen.
„7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form.“,
meldet das Bundesgesundheitsministerium.
Das ist jeder 9. Erwachsene. 11 %. |7— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
Das alles sollte man immer im Kopf haben, wenn man Söder mal wieder mit einem Bierglas posieren sieht.
Wenn Til Schweiger suchtkrank ist, kann Arschloch auch eine Krankheitsfolge sein.
Wir brauchen ganz dringend einen kritischeren Umgang mit Alkohol.
Prost Markus!
— Johann van de Bron (@Johann_v_d_Bron) May 1, 2023
Das sagen andere User:
Das Problem scheint bekannt zu sein, so stellt es sich zumindest in den Reaktionen der Leserinnen und Leser dar. Wir haben ein paar der treffendsten hier für euch gesammelt. Wenn ihr mögt, könnt ihr uns aber auch einen eigenen Kommentar hinterlassen.
Da ist was dran
Deutsche reden ja auch eher nicht davon, dass sie sich mal mit anderen treffen möchten. Sondern oft davon, dass sie mit anderen „ein Bier trinken möchten“.
Menschen treffen ohne Bier? Undenkbar.
— Stormageddon, Dark Lord of All 🇺🇦📯 (@Stormageddon666) May 1, 2023
Guter Junge
Mein Sohn ist 14 und heute auf die Konfirmation einer Klassenkameradin eingeladen. Offizieller Alkoholstart auf dem Dorf. Meist das erste Besäufnis, inszeniert von den Eltern. Heute wurde wenigstens vorher gefragt, er hätte aber ohnehin abgelehnt, so wie bereits im letzten Jahr
— boosterschaf📯 (@isnknaller) May 1, 2023
Das wäre wünschenswert
Danke fürs thematisieren.
In unserem Bekannten- und Freundeskreis wird zunehmen weniger getrunken. Und das tägliche Trinken, das ich aus der Generation vor mir noch kenne ist eine absolute Seltenheit geworden. Hoffentlich geht der Weg weg vom Alkohol noch weiter.— zuhauseamrehberg 📯 (@rehbergkk) May 1, 2023
Tradition womöglich?
Sehr richtig. In meiner Familie bzw.dem Part mit dem wir nichts mehr zu tun haben hat der Alk so viel Leid verursacht. Ich hab nie verstanden warum wir ausgerechnet Saufen zur Sorglosdroge erklärt haben. Ich krieg schon die Krise, wenn ich diesen säuerlichen Geruch riechen muss
— Conny 📯 (@ConnyKis) May 1, 2023
Ist auch so
Ich bin seit sehr langer Zeit trocken
Als ich noch regelmäßig in AA Meetings gegangen bin, hörte ich da folgendes
Ich habe meinen Job verloren
Meine Familie hat mich verlassen
Früher hatte ich ein Haus
Ich habe keinen Führerschein mehrAlkohol ist eine der schlimmsten Drogen
— Königin.der.Nacht⚫staywith🇺🇦📯 (@Tier_verliebt) May 1, 2023
Unverständlich
„Willste nicht doch mal wieder einen mittrinken? Wär doch so schön!“ – Mein letzter Konsum vor über 20 Jahren wäre beinahe tödlich gewesen. Wissen alle Freunde. Was ist an meinem „Nein“ so schwer zu verstehen?
— Alexander Gödde (@gzost) May 1, 2023
Die Frage stellen wir uns auch
Es gibt immer einen „Anlass “ sich zu genehmigen. Ein Fest, auf Erfolg, weil es einem Gut/Schlecht geht, weil es schmeckt, weil man glaubt damit besser schlafen zu können usw ..
Diverse Trinklieder usw. Gründe und Anlässe werde immer wieder generiert
Warum?— 𐌀𐌍𐌍𐌀𐌊𐌀 (@ACathara) May 1, 2023
Das macht es auch so gefährlich
Dazu kommt; die Insider wissen, die Rückfallquote liegt bei bis zu 98%. Im Grunde Drehtürpsychiatrie, weil auch die Langzeittherapie nach Entgiftungsphase in die falsche Richtung läuft. Relevant häufige Aussage von Betroffenen? „Ich brauche mal wieder eine Distra Kur!“
— Pflegeherz (@Pflegeherz12) May 1, 2023
This!
Als ich vor fast 30 Jahren damit aufhörte schenkten mir meine Eltern noch jahrelang zu Weihnachten Wein.
Das Zeug wird nicht als die harte Droge wahr genommen, die es ist.— DerMax (@WMegerle) May 1, 2023
Gute Idee
darüber sollten Lehrfilme gedreht werden und sie in den Schulen gezeigt werden oder Jugendliche mit Suchtverhalten sollten soziale Arbeit auf Suchtstationen leisten, vielleicht würde das einige abschrecken und zum umdenken im Umgang mit C2 bringen.
— Wellnessqueen 📯🌺🐞🌻 (@lovlyfee) May 1, 2023
Auf jeden Fall
Das Problem ist aber nicht neu. Ähnlich wie bei den Rauchern gibt es diese Lobby, die den Alkoholpegel als Gradmesser für das Gelingen eines Abend symbolisiert und jeden als uncool verstößt, der sich davon distanziert. Das war in den 80ern schon genauso.
— BoernyOnAir 🐳💚🔴🏳️🌈🇪🇺 (@BoernyA) May 1, 2023
Vermutlich ist das Ergebnis noch erschreckender
Mich würde ja mal interessieren, wie viel Alkohol pro Person getrunken wird, wenn man alle rausrechnet, die seltener als z.B. 1x/Monat Alkohol trinken 🤔
— Ɓ̟̃Ɉ̖͠œ̧̫̐︠Ʀ̊Ɲ̼̉🌍ֆ̥͡ե̤̆︠Ѧ̨︠Я̴̫︢Ҡ̧ἷϻ̼̌︢д̒︡Ɽ̜̾︠ᶆ̽̆ (@BStarkimarm) May 1, 2023
Das Schlusswort
Ich denke an den Freund, der sagte, seine schlimmsten Streite hatte er unter Alkoholeinfluss. Er hatte seinen Partnerinnen die verletzendsten Dinge an den Kopf geworfen. Genau das macht der Alkohol mit den Menschen. Völlig unterschätzte, gesellschaftlich akzeptierte Droge.
— La Reina 🪣 (@katabepunkt) May 1, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend zum Thema hätten wir noch das: