Thread: Wo warst du am 11. September 2001?
Es gibt nicht viele Ereignisse, die den Lauf der Dinge ohne Ankündigung weltweit und nachhaltig verändern, aber die Terroranschläge auf das World Trade Center und weitere Einrichtungen in den USA markieren einen solchen zeithistorischen Moment. Dutzende Wikipedia-Artikel greifen die Geschehnisse rund um den 11. September 2001 auf und doch lässt sich schwer in Worte fassen, wie weit die Folgen dieser Ereignisse bis heute reichen. Natürlich kommen einem sofort die Reaktionen der amerikanischen Außenpolitik in den Sinn, insbesondere die Kriege in Afghanistan und dem Irak. Aber auch darüber hinaus ist unsere Generation auf vielfältige Weise von diesem Tag geprägt: unsere Wahrnehmung von Religion im Allgemeinen und dem Islam im Besonderen, die gesellschaftliche Bedeutung des Kapitalismus, die Hegemonialpolitik Amerikas, die Art der Medienberichterstattung, Sicherheitsstandards in Gebäuden und bei Veranstaltungen, der Flugverkehr, Kriegsführung, politische Kommunikation, Musik, Filme, Literatur – die Liste ist praktisch endlos.
Auch heute sind die Bilder noch in den Köpfen derer, die damals alt genug waren, um die Ereignisse am Bildschirm zu verfolgen, präsent. Die verwackelten Aufnahmen von aufsteigenden Rauchsäulen, der Einschlag des zweiten Flugzeugs, mit dem sich binnen Sekunden die bittere Hoffnung auf einen potenziellen Unfall ausschloss, die kollabierenden Gebäude und die verzweifelten Menschen in den staubigen Häuserschluchten New Yorks haben sich in unser kollektives Bewusstsein gebrannt. Und wahrscheinlich wissen wir alle noch, wo wir vor zwanzig Jahren an dem Tag, der die Welt in „davor“ und „danach“ trennt, waren. So wie Twitteruser Christoph Pallaske.
Heute in zwei Wochen jähren sich die Terrorangriffe in den USA zum 20. Mal. Wohl jede/r 30+ weiß noch, wo er gerade war und was er gerade gemacht hat, als sie/er davon erfuhr.
Und wo warst Du?
— Christoph Pallaske (@pallaske) August 28, 2021
Kann das real sein?
Zuhause, Unterlagen sortieren und Klamotten packen für das anstehende Erasmus-Semester im UK. Dazu Frage mit dem Vater klären; zufällig lief in seinem Arbeitszimmer der Fernseher, ohne Ton oder besondere Beachtung. „Ist das ein Film?“ meine überraschte Frage zum brennenden WTC.
— Christoph Hilgert 😷 (@C_Hilgert) August 28, 2021
Zuhause mit meinem damals noch 4-jährigen Sohn. Ich war nachmittags in der Küche beschäftigt und wunderte mich über das plötzlich seltsam aufgeregte Kinderprogramm im TV und fragte mich, wieso sie Kindern Filme über brennende und einstürzende Hochhäuser zeigen.
— Beate Kriechel (@BeateKriechel) August 28, 2021
Absurd, wie dicht Banalitäten und Chaos an einem solchen Tag beieinander liegen:
In der Schlange bei der Post, mein Mann hat mich angerufen.
Ich bin dann rüber zu Karstadt, dort liefen die Bilder auf dem Fernseher in der Kinderecke.
Am Abend habe ich das Ganze erst mal noch verdrängt – ich war mit einer Freundin im Kino: Die fabelhafte Welt der Amélie.— Frau Blau (@Frau_macht_blau) August 28, 2021
Beim Friseur. Das Radio lief leise im Hintergrund. Als irgendwann ständig neue Berichte zu hören waren, bat ich die Friseurin, kurz lauter zu stellen. Es war schnell klar, dass etwas Ungeheuerliches passiert war.
Bin mit nassen Haaren nach Hause gefahren!!!— Ingrid Schockemöhle (@ISchockemohle) August 28, 2021
So dürfte es an diesem Tag vielen gegangen sein:
Kam gerade von der Schule nach Hause. Im Wohnzimmer lief N24. Meine Mutter saß geschockt vorm Fernseher. Wir sahen uns den ganzen Tag die Nachrichten an.
— yvonne mit y! 🤱🏻 (@FrauBadbits) August 28, 2021
Ich hatte einen freien Tag und habe mir den ntv-Börsenticker angesehen, als die Live-Bilder mit dem rauchenden Turm auftauchten. Dann hab ich live erlebt, wie der Flieger in den 2. Turm rauschte. Das kam mir alles unwirklich vor, aber ab da hab ich begriffen, dass es Terror ist.
— Sven Holger Wolf ☮ ☯️ ♒ (@SvenHolgerWolf1) August 28, 2021
Absolute Horror-Vorstellung:
Ich war zu Hause mit meinen kleinen Brüdern und wir haben die Bilder im Fernsehen gesehen. Unser Vater war den USA, aber wir wussten nicht wo. Dann kam der Anruf vom Chef meines Vaters: er wollte aber nicht mit mir sprechen, sondern nur mit meiner Mutter, die nicht da war…
— Elen Le Foll 🇫🇷 🇬🇧 🇩🇪 🇪🇺 (@ElenLeFoll) August 28, 2021
Ein paar Tage zuvor waren wir in NYC. Gehen wir aufs Empire State oder auf das WTC? Wir entscheiden uns für’s ESB und wollten das WTC beim nächsten Besuch machen. Pustekuchen😰
— Gehirnschmalz (@Gehirnschmalz) August 28, 2021
In den USA. In der Highschool. Im Matheunterricht. Die Lehrerin von nebenan kam rein und stellte den Fernseher an. Haben erst an ein Unglück gedacht. Als das zweite Flugzeug live reinflog, brach die Hölle aus.
— nerd mommy (🏥) (@mommyisanerd2) August 28, 2021
Gräbt sich in die Erinnerung:
In der Schule. Es gab ne schulweite Durchsage: ganz knapp was passiert ist, dass alle SuS heimkönnen, aber wer möchte im Hörsaal die Nachrichten sehen kann, Unterricht findet nicht statt, wer reden will kann zu allen LuL kommen. Die einzige Durchsage meiner Schulzeit.
— Seelentier (@SPuffmutter) August 28, 2021
Das war der Tag, an dem ich meinen Vater zum letzten Mal lebend sah. Er schlief auf dem Sofa, als ich aus der Schule kam. Meine Schwägerin rief an und sagte „Die Palästinenser haben das WTC gesprengt.“ Ich dachte, sie meint das in Dresden, wo mein Vater früher arbeitete. ->
— 🔴🔴🔴Uta Stareprawo (@My2Cent10933589) August 28, 2021
Hab den Fernseher ganz leise gedreht, um Papa nicht zu stören. Er wurde aber nicht wach. Stunden später riefen wir den Notarzt. 11 Tage später hatte der Hirntumor ihn besiegt. 9/11 ist für mich der Tag, an dem mein Vater einschlief und nicht mehr aufwachte.
— 🔴🔴🔴Uta Stareprawo (@My2Cent10933589) August 28, 2021
Wäre heute sicher ganz anders:
Interessant an den vielen Antworten:
Das Fernsehen war 2001 auf jeden Fall noch das Leitmedium zur Informationsbeschaffung, weniger das Internet. Erinnere mich noch gut daran, dass die damals meistgenutzte Nachrichten Seite @derspiegel einige Tage kaum abrufbar war.
— Christoph Pallaske (@pallaske) August 29, 2021
Auch dieser Tag markiert eine Wende in der Geschichte, allerdings dürften wir ihn deutlich positiverer in Erinnerung haben: