Thread: Wo bleiben die Lösungen?
Okay, wir sind hier im sicheren Twitterperlen-Universum, keiner kann uns sehen, keiner kann uns hören. Also lasst uns ehrlich sein: Wir tun doch alle Dinge, von denen wir eigentlich wissen, dass sie nicht in Ordnung sind.
Wir fahren zu viel Auto, essen zu viel Fleisch, fliegen zu viel durch die Gegend, schmeißen mit Plastik um uns und kaufen Klamotten, die unter katastrophalen Bedingungen hergestellt wurden. Klar, wir können so tun, als hätten wir keine Ahnung von den Folgen unseres Tuns. Aber, hey, wie glaubwürdig ist es, zu behaupten, man hätte noch nie vom Klimawandel gehört, während man das gebündelte Wissen der Menschheit in der Hosentasche spazieren trägt? Apropos Smartphone, das darin enthaltene Cadmium wird unter widrigsten… Aber auch das wissen wir ja längst.
Eigentlich fragt sich nur, warum es für diese Probleme nicht längst Lösungen gibt, immerhin ist ja seit Jahrzehnten bekannt, in welche Richtung das alles geht. Was hält uns auf? Was macht es so zäh und warum drehen wir uns in den immer gleichen Diskussionen permanent im Kreis?
@DerGraslutscher hat das leidige Thema mal durchdacht und für ein paar Probleme auf den Punkt gebracht. Vielen Dank dafür!
Ich finde es irgendwie lustig/bezeichnend, wie alle neuen Lösungen bitte noch in der Sekunde ihrer Entstehung perfekt zu funktionieren haben, während unser ganzer alter Schrott voller Makel ist und einen Haufen Probleme mit sich bringt. (Thread)
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Ihr esst keine Tierprodukte? Oh, aber geht das denn auch, wenn 8 Mrd. Menschen das machen? Was essen dann die Massai in Tansania und Bohnenallergiker aus Surinam? Woher sollen denn alle ihr Calcium nehmen ganz ohne Kuhmilch?
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Ah, Du fährst jetzt E-Auto oder Fahrrad? Aber Oma Schibulski hat gar kein Fahrrad! Und Onkel Herbert wohnt im Westerwald, da ist die nächste Ladestation 20 km weit weg – das ist ja gar nicht zu Ende gedacht, so ganz ohne Verbrennungsmotor!
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Was bei solchen Anschuldigungen gerne vergessen wird: Unsere jetzigen Lösungen funktionieren auch schon nicht im großen Maßstab. Sollen 8 Mrd. Menschen ihr Calcium aus Kuhmilch beziehen, so wie das in Europa und Nordamerika in weiten Teilen geschieht?
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Abgesehen von der Verträglichkeit haben wir jetzt schon knapp eine Milliarde Kühe auf dem Planeten, wie viele sollen es denn noch werden? Deutschland züchtet, mästet und schlachtet 750 Mio. Landtiere im Jahr (das geht nur mit Millionen Tonnen Futterimporten.)
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Sollen das alle Menschen so machen? Dann verspeisen wir weltweit 75 Mrd. Landtiere pro Jahr, müssen dafür entsprechend großflächig Naturflächen zu Futteranbaugebieten machen und unseren Phosphorverbrauch für Kunstdünger noch mal erhöhen.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Ja, Oma Schibulski hat kein Fahrrad und Ladestationen gibt es auch (noch) nicht überall. Und deswegen sollen alle weiter Benzin und Palmöl in ihren Autos verbrennen? Okay, den deutschen Autobestand auf eine globale Skala hochgerechnet ergäbe 4,7 Milliarden Verbrennungsmotoren.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
Das geht alles nur, solange wir diese Lebensweise auf ein paar privilegierte First-World-Regionen beschränken. Sobald 3 Milliarden Menschen in China und Indien dazukommen, zeigt sich, in welchem Ausmaß unser System gerade zu Ende gedacht ist:
Gar nicht mal so besonders.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) August 26, 2020
PS: @DerGraslutscher arbeitet auf Spendenbasis und freut sich über Unterstützung.