Thread: Weibliche und männliche Praktikant*innen
Die eigenen Kinder in Betreuung zu geben, erfordert von Eltern immer einen gewissen Vertrauensvorschuss. Immerhin kennt niemand die Vorlieben, Ängste und Eigenheiten des Nachwuchses so gut wie die engste Familie. Und selbst wenn man überzeugt ist, dass das Kind liebevoll versorgt ist, man professionell darauf achtet, dass es im Kinderrudel nicht zu kurz kommt und entsprechend seiner Vorlieben und Fähigkeiten fördert, bleibt bei manchen Eltern eine leise Sorge zurück. Denn auch wenn man selbst nie Erfahrungen mit Übergriffigkeit gemacht hat, zu groß waren die Skandale um Kindesmissbrauch in den letzten Jahren.
Systemische Verbrechen und deren Vertuschung, wie sie in den vergangenen Jahren in kirchlichen Einrichtungen bekannt wurden, aber auch Einzelfälle in Betreuungssituationen sowie im Privatleben, haben ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Und auch wenn man anmerken muss, dass Frauen durchaus (sexuelle) Übergriffe begehen können, zeichnet die Statistik ein eindeutiges Bild: Sexueller Missbrauch an Kindern wird von 75 bis 90 Prozent von Männern und männlichen Jugendlichen verübt.
Natürlich ist das kein Grund, eine Person vorzuverurteilen. Und dennoch sind viele Einrichtungen vorsichtig und vermeiden durch Maßnahmen von vornherein bestimmte Situationen. Dies soll Kinder schützen, aber auch unbegründete Vorwürfe vermeiden. Das klingt erst einmal nach einer guten Idee, schränkt die pädagogische Arbeit aber auch ein und trägt zu einer gewissen Verunsicherung bei. Darum ging es auch in einer Diskussion zwischen Twitteruserin @jadekompendium und ihrem Sohn, zu der es viele verschiedene Gedanken aus der Community gab.
Eine lange Autofahrt mit einem Sohn darüber diskutiert, warum die weibliche Praktikantin das weinende Kind zum Trösten auf den Schoß nehmen darf und er nicht.
— jadekompendium (@jadekompendium) May 12, 2023
Klingt eigentlich vernünftig
Ich würde noch in den Raum werfen: dass in unserer Einrichtung kurzzeit (1-2 Wochen) Praktikanten und Praktikantinnen grundsätzlich Kinder nicht auf den Schoß nehmen sollen, damit in der kurzen Zeit keine zu großen Bindung entsteht und um Übergriffen entgegenzuwirken.
— Dat BO (@TeTrucido) May 12, 2023
Eine Maßnahme mit Schwächen
ich kann lesen, ich habe gelesen, ich kann auch etwaige gründe eventuell verstehen….
und dann hört es schon auf.
weil ich nicht begreifen werde, dass junge männer hier quasi vorverurteilt werden, die so nie in der lage sein werden, selbstständig in diesem job zu arbeiten!?!— Jägerin (@Jgerin2) May 12, 2023
Soooo, sooo doof. Grade die Jungs brauchen männliche Vorbilder. Ein Praktikant in einer Kita in der ich gearbeitet habe durfte auch nicht wickeln oder im Bad helfen. Er war dadurch super verunsichert.
— Tiffany Weh (@Kreidehexe) May 12, 2023
Wir brauchen dringend männliche Erzieher!
Oh je, K2 hatte als Au-pair-Vorbereitung in seinem alten Kiga gearbeitet. Und ein kleiner Kerl, der von einer Pflegefamilie versorgt wurde, hatte sich ganz fest an ihn geklettet. Hätte man nicht verhindern können.
— infidel 📯 (@pnorsei) May 12, 2023
Wir hatten im Kindergarten (leider nur) einmal einen Aushilfspraktikanten. Der arbeitete normalerweise im Hort. Für meinen Sohn war das die schönste Zeit und die Mädchen fanden es auch toll. Schlimm, dass dein Sohn nicht auf dem Schoß trösten durfte. Ich verstehe das nicht.
— La Reina 🪣 (@katabepunkt) May 12, 2023
Alle Seiten sollen hier geschützt werden
Mal aus Sicht des Teams gesprochen (egal wie ich das privat finde) der Praktikant ist kurze Zeit da, was ausreicht um viele Eltern diesbezüglich zu sorgen. Was dann unterschwellig seitens der Elternschaft „mit dem aber nicht usw“ am Praktikanten ausgelassen wird.
— Morgie Fox 🦊 (@la_morgue) May 12, 2023
Vertrauen ist einfacher, wenn man nie schlechte Erfahrungen gemacht hat
Hm, schwierig. Also bei uns in der Kita ist ein FSJ-ler, der hat morgens meistens einen Stapel Kinder auf dem Schoß.
Ich finde das jetzt nicht so tragisch. Kann aber auch daran liegen, dass ich als Kampfkunst-Trainer auch sehr engen Körperkontakt zu fremden Kindern habe.— Sifu Thomas (@gottschi681) May 12, 2023
Straftaten hinterlassen Spuren für alle
Ich versteh das Problem, finde es aber ganz grässlich das wir uns über sowas überhaupt unterhalten müssen… bei uns in der Kita dürfen die männlichen Erzieher die Türen nicht zumachen, aus genau solchen Gründen. Dabei sind das wirklich klasse Typen!
— John Doe (@JD_StA) May 12, 2023
Sehr, sehr schade
Das fühle ich! Mein Mann war Grundschullehrer. Die Kinder haben ihn geliebt. Er wurde als sehr guter Lehrer geliebt und weil er mitfühlend war und ist! Er bedauerte es sehr, dass er Kinder nicht mehr so trösten konnte, wie sie es gebraucht hätten. Unfair eben für Kinder🤬
— AnneP Thiem (@annepintzke) May 12, 2023
Der Sohn hat zu Schulzeiten auch Praktikum in seinem ehemals KiGa gemacht. Die Kinder hingen an ihm wie Kletten. Denke, sie hätten ihn wie einen exotischen Zoobewohner in einen Käfig sperren müssen um zu verhindern, dass die Kinder ihn umarmten, auf ihn kletterten, Hand hielten.
— Lesepatin (@SchnabelBarbara) May 12, 2023
Grenzen setzen und Grenzen wahren ist ein Thema, das für Kinder mindestens so wichtig ist wie für Erwachsene: