Vergangenes Jahr lebten fast 15 Millionen Katzen in deutschen Haushalten. Unter den westeuropäischen Ländern sind wir damit Spitzenreiter. Kein Wunder, denn Katzen sind flauschig, niedlich und vergleichsweise leicht zu versorgende Haustiere. Es gibt aber eine Sache, der sollte man sich bewusst sein: Mit einem Katzenbiss ist nicht zu spaßen. Warum? Das erklärt euch @Vetgirl15 in dem nun folgenden Thread.
Wegen einem #Katzenbiss in die Notaufnahme?
JA!
Anlässlich meines kleinen Unfalls heute, hier dir Erklärung, wieso Katzenbisse IMMER und ASAP zum Arzt sollten!
— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Die Wunde ist doch nur so klein?
Ja, die Wunde ist winzig und nicht mit einer Fleischwunde durch einen Hundebiss zu vergleichen. Aber man geht auch nicht zum Nähen der Wunde in die Notaufnahme.
Weil es so klein und unscheinbar aussieht, wird so ein Biss auch oft unterschätzt.— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Das Problem hierbei ist: die natürliche Keimflora des Katzenmauls. KEIN Mäulchen ist steril, egal wie gesund die Katze doch ist.
Mit den spitzen Zähnen gelangen die Keime tief unter die Haut. Es blutet kurz, die Gerinnung setzt ein, die Wunde verschließt sich….— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
…Und die Keime feiern unter der Haut PARTY! 🎉
Dabei sind Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonaden und Pasterurellen vertreten.Die Erreger können sich also wunderbar vermehren und wunderbar ausbreiten.
— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Vor allem im Bereich der Hand: Sehnen, Sehnenscheiden, Knochenhaut, Gelenke – die Bakterien vermehren sich schneller, als das Immunsystem hinterher kommt.
— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Die betroffene Stelle infiziert sich, schwillt an, eitert eventuell, breitet sich langsam aber sicher aus.
Dann heißt es schnell und radikal handelt, um die Infektion einzudämmen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Sepsis und das Betroffene Körperteil muss entfernt werden!— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Deshalb: auch mit einem kleinen unscheinbaren Katzenbiss zum Arzt!
Die Wunde wird in der Regel (unter Lokalanästhesie) nochmal geöffnet um sie auch in der Tiefe zu reinigen und zu desinfizieren. Dazu gibt’s ein Antibiotikum und Ruhigstellung.— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Wenn man rechtzeitig handelt, heilt das meistens gut ab.
Die möglichen Komplikationen (#sepsis, Amputation, Versteifung des Gelenks) sind so bedrohlich und gravierend, dass man die paar Stunden in der NA auf sich nehmen sollte!
Denn jeder 2. Katzenbiss infiziert sich.— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Was ist mit Katzen-Kratzern?
Nicht zu vergleichen mit dem Biss. Aber nicht zu vergessen: die Katze putzt sich mit ihrem Speichel ihr Fell – Keime können auch unter den Krallen sein.
Meistens sind Kratzer „harmlos“, aber auch diese sollte man säubern und beobachten!— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Wenn sie sich entzünden, ab zum Arzt!
Außerdem gibt es die sog. Katzenkratzkrankheit (KKK), ausgelöst durch Bartonella henselae (Bakterium). Die Katze ist Träger dieses Keims, für sie ist es also völlig ungefährlich.
Auch beim Menschen ist die KKK selten!— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Wann es aber zu Problemen kommen KANN: bei immunsuppremierten Menschen im Haushalt der Katze, vor allem wenn diese Flöhe hat. Diese übertragen das Bakterium. Deshalb ist eine gute Parasitenprophylaxe umso wichtiger 😉
— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Das war also ein kleiner Exkurs zu möglichen Zoonosen.
An die humanmedizinischen Kollegen: bitte korrigiert mich, falls ich was falsch formuliert oder vergessen habe 😉— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020
Freut mich, dass ich etwas Aufklären kann! 😉
Ich versuche, alle Kommentare zu lesen und darauf zu reagieren, aber es sind mittlerweile doch einige – bitte verzeiht, wenn ich nicht auf alle antworte 😉— Vetgirl (@Vetgirl15) October 11, 2020