Thread: Was Südkorea im Umgang mit der Corona-Pandemie besser macht
Ein Jahr ist es her, als die Welt neidisch auf Deutschland blickte. Wir galten als Musterbeispiel, wie man mit der Pandemie umgehen sollte. Die niedrigen Infektions- und Todeszahlen sprachen für den Erfolg der deutschen Corona-Politik. Doch was ist dann passiert? Wo sind wir falsch abgebogen? Seit November letzten Jahres verharrt die Bundesrepublik in einer Art Dämmerzustand. Die Corona-Maßnahmen sind so undurchsichtig und widersprüchlich geworden, dass es den meisten schwerfällt, sich überhaupt zurechtzufinden. Erst stagnierten die Infektionszahlen, nun steigen sie wieder. Alle Warnungen von Experten wurden ignoriert. Und so steuerte Deutschland von der zweiten geradewegs in die dritte Welle. Das Vertrauen in die Politik, die Krise zu meistern, ist mit der Maskenaffäre der Union, den ewigen Lockerungsdiskussionen, dem schleppenden Impfprogramm und dem Versagen, mit den Querdenkerprotesten angemessen umzugehen, zerbröselt. Der Twitteruser @SungUnGang hat vor diesem Hintergrund einen direkten Vergleich mit der Pandemiepolitik Südkoreas gewagt, die gelinde gesagt, wesentlich erfolgreicher ist. Falls ihr euch jetzt fragt, warum der Autor diesen Vergleich anbringt: Sung Un Gang ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Koreanistik der Universität Bonn und Doktorand am Institut für Theater- und Medienkulturwissenschaften der Universität zu Köln.
Ich finde, dass die Menschen in Südkorea sich bemühen, die Pandemie zu beenden. In Deutschland eher den Lockdown. Nach dem ich ein Jahr lang die Nachrichten und öffentlichen Stellungnahme aus den beiden Ländern gelesen habe, denke ich, dass die Zielsetzungen unterschiedlich sind
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
und auch anders kommuniziert werden. Ich lese regelmäßig südkoreanische Nachrichten zum Thema Pandemie und mir fällt der Name vom Gesundheitsminister nicht auf Anhieb ein, anders als der Name der Kommissarin der Agentur für Krankheitskontrolle und Prävention (KDCA).
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
Südkoreanische Regierung hat von Anfang an die Kommunikations hat von Anfang an den Kommunikationskanal vereinfacht und stellte KDCA in den Vordergrund. Die Maßnahmen, die KDCA vorschlug, wurden klar und verständlich erklärt. Der Präsident erklärte die Infektionsschutz als …
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
die Sache des KCDA und somit ermöglicht, die epidemiologische Perspektive in die Umsetzung der Schutzmaßnahmen effektiv einzubinden. Es waren Expert*innen wie Frau Jeong, die Aktionspläne für die Infektionsgeschehen vorstellten und zeigten, dass sie immer wieder wirkten.
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
Ich habe aufgehört, Interviews und Pressekonferenz mit Jens Spahn zu sehen denn es fehlte an Transparenz und Expertisen, an die ich mich durch die südkoreanischen Meldungen von KDCA gewöhnt habe. Weitere Politiker*innen scheuten sich nicht davor, mit der Errungenschaften der …
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
harten Maßnahmen ihre eigenen Großzügigkeit vorzuspielen mit den voreiligen Lockerungen. Es ist absurd zu beobachten, wie konsequent die Entscheidungsträger*innen für eine kurzweilige Entspannung und eigene Profilierung irrationale Entscheidung treffen.
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
Denn sie wollen vor allem den Lockdown beenden und nicht die Pandemie. Statt zu überlegen, wie man die Pandemie beenden könnte, fing man an, nach den Gründe zu suchen, warum es auf keinen Fall funktionieren würde (#NoCovid). Es ist so frustrierend.
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
Gefühlt befinde ich mich nicht in der dritten Welle, sondern war es vom letzten Frühjahr bis heute eine Dauerwelle. Hier hat man sich an die sehr hohen Infektions- und Todeszahl gewöhnt. Das sollten wir aber nicht, denn es geht um Menschenleben.
— Sung Un Gang (@SungUnGang) March 23, 2021
„Pandemie oder Shutdown, was beenden wir?“
Ich habe über die unterschiedlichen Zielsetzungen der Corona-Politik in Deutschland und Südkorea einen Gastbeitrag für @ZDFheute geschrieben.https://t.co/NajePDFZi3
— Sung Un Gang (@SungUnGang) April 3, 2021
Das sagen andere User:
Die Leser des Threads sind sich einig. Deutschlands Pandemiepolitik wird von der Tatsache bestimmt, dass in diesem Jahr gewählt wird. Entsprechend fallen die Maßnahmen aus, die die Verantwortlichen den Bürgern auferlegen. Es fehlt grundsätzlich an einer gewissen Ernsthaftigkeit und Geschlossenheit, der Situation als eine Nation zu begegnen. Neben einer verfehlten Zielsetzung bemängeln einige User auch die dürftige Kommunikation, die in ihren Augen zu einem Vertrauensverlust geführt hat. Die treffendsten Reaktionen haben wir hier für euch zusammengetragen.
… ausgerechnet uns Deutschen fehlt es an Disziplin, Gemeinschaftsgeist und Eigenverantwortung… 🙈, scheinbar nur noch Egoisten, deren größtes Problem ist, nicht mehr Shoppen zu können und das der Urlaub ausfällt… wohl der einzige Lebenszweck..
— Reimer Bonitz (@halfbit) March 24, 2021
Hier wird ja auch mehr von „Lockerungskonzept“ anstatt „Pandemiebekämpfungskonzept“,“Impfkonzept“ (o.ä.) gesprochen. Die Wortwahl allein sagt es ja schon.
— just my 04 cents (@justmy04cents) March 25, 2021
Ja, es gibt definitiv unterschiedliche Zielsetzungen: Südkorea hat eine Pandemie. Deutschland hat im Herbst Bundestagswahlen und einen freien Platz als Kanzler.
— Wednesday (@Wednesday1307) March 24, 2021
Leider ist das wahr. In Deutschland wurde nie wirklich die Pandemie bekämpft, sondern immer nur die Maßnahmen dagegen.
— Bonnie Idaho l ⊃∪∩⪽ (@bonniealba) March 24, 2021
Danke für den Beitrag! Die Bundesregierung könnte durchaus etwas lernen von Ländern, die die Pandemie erfolgreicher bekämpfen, m.E. vor allem eine Strategie, konsequente Maßnahmen und klare Kommunikation.
— Lynn Lone Twin (@lynxtwin) March 24, 2021
Hier ist Schluss mit dem Thema, aber wenn ihr noch mehr lesen wollt, wie wäre es denn mit diesem passenden Thread?