Thread: Was Müllwerker im Lockdown leisten
Systemrelevant, das sind für die meisten Menschen in erste Linie medizinisches Fachpersonal, Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verkehrsbetriebe, Lehrer:innen, Erzieher:innen und Kassier:innen. Dabei gibt es eine Gruppe, die gerne mal vergessen wird, aber die wichtiger nicht sein könnte: Mitarbeiter der Entsorgungsbranche. Im Jahr 2014 gab es in Deutschland fast 4.600 Abfallentsorgungsunternehmen mit 267.000 Beschäftigten, wovon 73.000 der Abfallsammlung zugeordnet werden (Quelle: Statistisches Bundesamt). Einer dieser sogenannten „Müllwerker“ ist Markus Bock. Er hat über seine Arbeit während des Lockdowns diesen Thread geschrieben.
Ich sage Ihnen jetzt mal, was bei meinen „systemrelevanten“ Beruf als Müllwerker passiert, wenn viele wieder zu Hause sind: Meine Arbeitstage werden länger und schwerer, denn Sie essen nicht mehr in Schulen, Kitas, Kantinen oder sonstwo. Sie produzieren zu Hause mehr Müll. /1
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
Der dann vor der Tür steht. Haushalte, die sonst einen oder zwei gelbe Säcke haben, haben jetzt vier. Die Tonnen sind voller. Und die Planung für die Auslastung des LKW ist für den Arsch, weil wir vor Tourende voll sind. Zu dem höheren körperlichen Anspruch kommt nun /2
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
noch, dass wir am nächsten Tag den Rest nachfahren müssen. Sind wir nicht voll, unterstützen wir andere Touren. Und am Tag darauf dann ähnlich. Es ist ein Rattenschwanz, der sich durch die Feiertage ziehen wird. Heiligabend haben wir die am weitesten entfernte Tour, wir sind /3
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
in der Regel nicht vor 15 Uhr auf dem Hof. Und jetzt sind Sie alle noch zu Hause. Das. Wird. Klasse. Denn ein Teil meiner Kollegen hat schon Urlaub. Wir fahren also mit Minimalbesetzung. Fällt nur einer aus, brennt der Laden. Und wenn ich am körperlichen Limit bin? /4
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
Machen wir weiter, bis die Tour fertig ist oder die Karre voll. Der Handel hat zu, es ist dann weniger? Nein. Sie sind zu Hause und bestellen sich all die schönen in Styropor verpackten Dinge, stopfen die wie blöde in die Tonnen, was dann nicht rauskommt. Oder stellen noch /5
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
fünf Säcke mehr raus. Gar kein Thema! Mach ich alles, ist mein Job. Und dann könnte ich nochmal auf das rücksichtslose Verhalten einiger Menschen zu sprechen kommen. /6https://t.co/WfwYEvEh2B
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
Sie werden mir hoffentlich verzeihen, wenn Sie in meinem Tourengebiet wohnen und meine Nerven nicht mehr so stark sind, ich nicht nur lächle, sondern auch mal ausflippe, wenn was beschissen ist. (Auch wenn Sie sich mit kleinen Aufmerksamkeiten bedanken.) /7
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
Respektieren Sie einfach die Menschen – ob zu Hause oder arbeiten müssend – mehr, dann ist allen geholfen. Unterstützen, sich selbst etwas zurücknehmen, mithelfen, mitdenken. Das wäre was.
— Markus Bock (@verbockt) December 13, 2020
Das sagen andere User:
Ich bekomme das meistens gar nicht mit, wenn die Tonnen geleert werden. Manche Dinge nimmt man wirklich viel zu selbstverständlich hin.
Daher an dich, stellvertretend für all deine Kollegen, ein ganz dickes Dankeschön!— MissPennywise (@MissPennywise2) December 13, 2020
Von der Seite habe ich es noch nicht betrachtet. Sie haben recht. Für Sie und Ihre Kollegen wird viel mehr zu tun sein. In aller Herrgottsfrühe machen Sie sich auf den Weg. Danke für diese Arbeit, die Sie und Ihre Kollegen tun.
— Tilly66 (@kyere_jutta) December 13, 2020
Deine Kollegen hier vor Ort sind übrigens Helden für die Zwergenkrieger. Was sind wir schon zu spät zu Terminen gekommen, weil wir unbedingt noch der Müllabfuhr zusehen mussten.
— Simsonit (Nerd, nerdapproved, cubeapproved) (@SchloTo) December 14, 2020
Bei uns gibt es immer „Neujährchen“ für die Dienstleister, meist Alkohol oder Schokolade und Geld. Womit sagt man denn am besten Danke?
— Ok.Danke (@bhyibo) December 13, 2020
Es ist vollkommen okay da genervt zu sein.
Und das gilt für alle die weiter machen müssen /dürfen.Ich bin auch beim letzten Mal entsetzt gewesen. Und mein Respekt für viele Leute ist gestiegen. Vorallem für das Durchhalten.
Danke Dir.
— Em-me (@EM_Elisa86) December 13, 2020
Danke für deine Perspektive – im Sommer stellen wir immer kalte Getränke in ner Kühlbox raus oder verteilen Eis, falls wir ausnahmsweise zuhause sind. Heißgetränk könnte bei Eile vielleicht etwas schwierig werden, oder?
— I’m here for the cake. (@here_cake) December 13, 2020
Und wenn wir schon beim Thema Wertschätzung sind: