Thread: Was ich mir für den Schulbetrieb vorgestellt hätte
In Berlin hat am Montag die Schule wieder begonnen, in NRW ging es heute wieder los. In letzterem Bundesland sind nach dem ersten Tag nach den Sommerferien gleich die ersten Corona-Infektionen bekannt geworden. In dem von Armin Laschet (CDU) regierten Bundesland müssen die Schüler außerdem – im Gegensatz zu Berlin – sogar bei Sommerhitze im Unterricht Masken tragen. Irgendwie drängt sich der Eindruck auf, die Politik hat die letzten Monate gepennt. Dabei wäre es doch so wichtig und sinnvoll gewesen, die Schulen generell auf mehr digitalen Unterricht umzustellen, um bei einer Schließung weiter unterrichten zu können und sich parallel dazu auf die Probleme im Klassenraum einzurichten, die diese Pandemie mit sich bringt. Frank Köhntopp hat seine Gedanken über die Rückkehr zum Regelbetrieb der Schulen in dem nun folgenden Thread zusammengefasst.
Was ich mir nach 5+ Monaten Corona als Fortschritt für den Schulbetrieb vorgestellt hätte:
(Thread)— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Erst mal generell die Erkenntnis dass das Thema uns noch länger begleiten wird und man jetzt nicht noch 9 Monate diskutieren kann bevor man etwas tut.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Wenn man weiss dass Infektionen insbesondere in Innenräumen mit vielen Menschen stattfinden muss man die absurde Regel Masken zwar in der Pause (draußen!) – aber nicht im Klassenraum – zu tragen _sofort_ ändern.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Man muss in den Klassenräumen dafür sorgen dass auch in den nächsten Monaten über Winter das Fenster geöffnet bleiben kann ohne dass die Kinder frieren. Dazu Ventilation in den Fenstern. Sollte für das ‚Land der Ingenieure‘ machbar sein.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Man wird mit voller Klassenstärke die notwendigen Abstände baulich nicht realisieren können. Ebensowenig wird man halbe Klassen doppelt unterrichten können, so viele Lehrer haben wir nicht.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Daher muss man die Möglichkeit schaffen am Unterricht von Zuhause teilzunehmen. Das kann man einvernehmlich nach Möglichkeiten der Schüler (Infrastruktur) und im Dialog mit den Lehrern aufteilen, das nimmt Druck weg.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Die Hardware dafür ist auf beiden Seiten überschaubar, Schüler sind nicht perfekte Videos gewöhnt. Wer über Discord mit 8 Spielern Minecraft koordiniert kriegt versteht auch Schulstoff auf diese Art. Die Lehrer können das mit Hilfe der Schüler auch lernen.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Von mir aus machen wir das auch mit Zoom. Oder Teams. Oder Google Meet. Egal. Wir können gerne eine tolle deutsche datenschutzkonforme Lösung bauen, bis dahin nehmen wir erst mal irgendwas was die Schüler eh Nachmittags nutzen.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Am Geld darf das nicht scheitern. Wenn wir 9 Milliarden ausgeben für eine Firma die in der Folge tausende Mitarbeiter abbaut haben wir sicher auch genug für einen Access Point und Minimal-Konferenzausstattung für jeden Klassenraum.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Und nein, nicht jeder Schüler braucht ein iPad. Es geht in erster Linie um Audio-, Text- und Video-Kommunikation. Idealerweise nur mit Browser.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Die Schulträger dürfen gerne mal vom hohen Ross absteigen und pragmatische Hilfe von IT-affinen Eltern anfragen. Was da derzeit ausgerollt wird ist der blanke Horror aus den 90ern, auch konzeptuell.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Wichtig ist: Wir *MACHEN* weil es eine Alternative dazu ist Schülern und Lehrer (und in Verlängerung Eltern!) einer Ansteckung auszusetzen nur weil irgendjemand der unterschreiben muss das Internet nicht versteht.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Dabei lernen wir alle gemeinsam und passen uns an. Manchmal zähneknirschend, aber da wir keine perfekte Lösung haben und nicht warten können geht’s halt nicht anders.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Und ganz ehrlich: Das kann man machen, weil nichts was da zur Diskussion steht irgendwie wirkliche Schäden erzeugt, tausende Firmen im Land nutzen nichts anderes.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Grundvoraussetzung: Die Ministerien und Verwaltungen erklären öffentlich dass Schulen im Sinne der Schüler machen *dürfen*, die 30 Seiten Rundschreiben bisher lähmen und machen Handeln unmöglich.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Die Schulen brauchen erstmal freiere Hand – von mir aus einen Freibrief für 2 Jahre zum Lernen, das wird Ergebnisse produzieren. Von mir aus machen wir dann etwas Anderes, aber wir machen wenigstens mal.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020
Ach ja: Die Schüler machen das übrigens spätestens ab Klasse 5 sowieso. Und zwar auch hemdsärmlig. Aber damit sind sie der momentanen Diskussion schon weit voraus.
— Frank Köhntopp (@koehntopp) August 6, 2020