Thread: Warum Zuwanderung nach Ostdeutschland für die AfD eine Horrorvorstellung ist
Mit der Landtagswahl in Thüringen am vergangenen Wochenende endete das „Wahljahr“ 2019. Wie schon zuvor in Brandenburg und Sachsen schnitt die sogenannte „Alternative für Deutschland“ auch in Thüringen wiederholt gut ab und zog mit 23,4 Prozent als zweitstärkste Kraft, hinter Der Linke und vor der CDU, in den Erfurter Landtag ein. Und das wohlgemerkt mit einem Spitzenkandidaten Höcke, der klar völkisch-nationales und rassistisches Gedankengut verbreitet und per Gericht als „Faschist“ bezeichnet werden darf.
Twitteruser @christianbangel, der als politischer Autor für ZEIT ONLINE schreibt, hat einen Thread verfasst, in dem er auf das Thema Zuwanderung in Ostdeutschland eingeht und darlegt, warum man den Osten attraktiver machen muss, um den Rechten das Wasser abzugraben.
Krasser Tag. Ich komme mit dem Blocken kaum hinterher. Drohungen, Beleidigungen, Hitler- und Erdoganvergleiche, sogar der Vorwurf, einen Völkermord vorzubereiten. Wie müssen sich Leute fühlen, die nicht so viele Follower haben?
Zwei Sachen sind mir nochmal klargeworden: (Thread)— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Erstens: Klar findet die AfD Zuzug schlecht. Zuwanderung in den Osten ist für die AfD und ihre Anhänger nicht nur dem Augenschein nach eine Horrorvorstellung. Jede einzelne erfolgreiche Integration von Westdeutschen oder Ausländern untergräbt deren paranoides Weltbild. 2/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Was aber bisher zu kurz kam: Zuzug, also die Stabilisierung der demografischen Situation vor allem ländlicher Räume, ist kein sinistrer Plan linker Journalisten, sondern im Osten relativ konsensual. Zuzug hält Schulen offen, erhält Zugverbindungen, bringt Azubis. 3/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Jeder, der dem Osten Gutes will, muss ihm wünschen, dass Menschen dort hinziehen. Man sieht am Verhalten der AfD und ihrer Twitterblase, dass sie dem Osten nichts Gutes will, sondern ihn lediglich als politische Basis braucht. 4/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Deshalb auch die polemische Verengung auf die Formulierung „Der Osten muss besiedelt“ werden, die ich in einem Tweet benutzte. Ich würde beim nächsten Mal eher „Der Osten muss Zuzug erleben“ schreiben. Aber mir zu unterstellen, einen Bevölkerungaustausch vorzubereiten, 5/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
das zeigt, dass die Rechtsradikalen auf diesen Gedanken ansonsten keinerlei Antwort außer ihren leeren Erzählungen von der Systempresse haben. Und natürlich erst recht nicht auf den Missstand, dass sich viele Menschen mit Migrationshintergrund nicht in den Osten trauen. 6/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Würden wir noch mehr darüber sprechen, wie man es schafft, dass der Osten attraktiver wird, wie man Menschen die Angst vor dem Osten nehmen kann, und wen es dort noch so gibt außer den AfD-Wählern, dann würde diese Partei ein echtes Problem bekommen. 7/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Den der Osten ist nicht nur ein Problemfeld. Überall, in seinen Städten, aber auch in seinen ländlichen Räumen gibt es überall, wie es @feinesahne so schön, „geile Leude“. Der Osten nicht nach wie vor #nochnichtkomplettimarsch. Ganz im Gegenteil. 8/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Insofern: Wieder was gelernt aus diesem Shitstorm. Danke allen, die mich heute unterstützt haben, per DM oder öffentlich.
Wer meinen Text lesen mag, hier: https://t.co/9k02uqzemoOr in english: https://t.co/5PY9W08hwZ 9/
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
Und jetzt: 1 Bier.
Prost! Auf den Osten!-Ende
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019
PS: Die Wortauslassungen und Rechtschreibfehler sind natürlich Absicjt.
— Christian Bangel (@christianbangel) October 28, 2019