Thread: Vorhin beim Einkaufen
Es sind bittere Zeiten, die wir gerade erleben, so viel muss man wohl festhalten. Dieses Virus hat längst gezeigt, dass es nicht nur unsere individuelle Gesundheit angreift, unsere kollektive Gesellschaft krankt. Das Vertrauen ineinander war vermutlich seit langem nicht mehr so fragil wie heute. Da tut es gut, sich vor Augen zu halten, dass wir Menschen auch ganz anders zueinander sein können. Dass in uns auch viel Gutes schlummert. Und zwar auch oder gerade in der Altersgruppe, der man ja allgemein einen Werteverfall zuschreibt, nämlich den Jugendlichen. Denn obwohl wir alle wissen, wie herausfordernd diese Lebensphase sein kann, gehen wir oft hart mit den Heranwachsenden ins Gericht. Umso schöner sind diese Momente, in denen wir erleben dürfen, dass es Grund zur Hoffnung gibt. Vielen Dank für diesen wunderbaren Thread von @Propofolium!
Vorhin beim Einkaufen. Ich lade, Kind im Einkaufswagen sitzend, den Einkauf aufs Band. Hinter mir steht ein junger Kerl, grade erst 18, wenn überhaupt, die Hände hinterm Rücken, scheinbar nichts dabei.
Ich frage ihn: „Hast du nur eine Sache? Du kannst gern vor!“ 1/3— PropofolPrinzessin (@Propofolium) November 20, 2021
Er druckst ein bisschen rum, scheint sich zu schämen.
Ich schaue fragend, er holt zögerlich eine Flasche billigen Whiskey hinter dem Rücken hervor.
„Geh ruhig vor“, sag ich und muss grinsen.
„Ist halt nicht so vorbildlich vor dem Kind…“, sagt er geknickt. 2/3— PropofolPrinzessin (@Propofolium) November 20, 2021
Ich finde das irgendwie schön. Er sah nicht so aus, als würde er sich viele Gedanken machen, aber das war ihm wichtig.
Das Kind ist 2, das kennt den Unterschied zwischen einer Flasche Schnaps und einer Flasche Saft nicht.
Aber es hat ihn gekümmert. 3/3— PropofolPrinzessin (@Propofolium) November 20, 2021
Das sagen andere User*innen:
Eine kleine Geste, die uns sehr gerührt hat, denn hier hat jemand ganz selbstverständlich Verantwortung für einen schutzbedürftigen Menschen übernommen. Und zwar jemand, der aller Wahrscheinlichkeit nach selbst noch nicht in der Situation war, die Verantwortung für ein eigenes Kind tragen zu müssen. Die Twitteruserinnen und -user zeigten sich ähnlich bewegt und teilten fleißig eigene Geschichten, die unser verschobenes Bild über Menschen wieder ein bisschen geraderücken. Die schönsten Momente haben wir für euch gesammelt.
Neujahrsmorgen. Noch vor sechs Uhr. Auf dem Weg in die Frühschicht. Mit dem Rad in der U-Bahn. Eine Gruppe Betrunkener findet es lustig mich beim Aussteigen zu behindern. Ein ganz junger Mensch mit martialischem Aussehen, schnauzt die Leute beherzt an. Und die lassen mich durch.
— so ne Heike (@eineHeike) November 21, 2021
Gute Sache
Ich kriege auch immer Pippi in den Augen wenn eine Gruppe Erwachsener an einer roten Fußgängerampel ewig warten an einer Straße wo seit gefühlt 5 Minuten kein Auto kam. Weil ein Kind da ist ❤️
— Nadine Petsch, RN (@nadine_petsch) November 21, 2021
Schön, das so zu erleben
Die Jugendlichen hier am Ort, bei denen echt auch viel Mist passiert und so, sind auch fast alle immer super freundlich wenn ich mit Kindern vorbei komme. Tun die Zigarette zur Seite und so.
In der öffentlichen Meinung werden junge Leute sehr oft unterschätzt.— 🔥 die rote (Socke) Mia 🔴 🤱 (@dierotemia) November 21, 2021
Ein Sozialverhalten, dass man auch anderen gesellschaftlichen Gruppen wünscht
Wir sind früher gern am Sonntag in Berlin ohne Plan mit BVG gefahren, um neue Ecken kennenzulernen. Gestrandet im Märkischen Viertel, etwas unschlüssig an Bushaltestelle. 3 arabisch aussehende Jugendliche kommen auf uns zu und fragen, wo wir hin wollen und ob sie helfen können.
— Aufschneiderin (auch Wiederzunäherin) (@sterntaler1970) November 20, 2021
Großen Respekt dafür
Gestern war ich in der Stadt, etwas düstere Ecke. Wurde von einem Jugendlichen sehr höflich angesprochen, vielleicht doch einen Umweg zu gehen, weil sich um die Ecke wohl eine Schlägerei anbahnte: „Ich möchte nicht, dass diese Arschlöcher Unbeteiligte in Gefahr bringen.“
— SaintChampagne (@saint_champagne) November 20, 2021
Genau so sollte das sein
Muttertag d.J., in der Drogerie steht ein ca. 9 jähriger Junge an der Kasse, der offenbar sämtliche (überschaubare) Barmittel für einige kleine Geschenke ausgeben will. Geld reicht natürlich nicht: alle Erwachsenen in der Schlange geben was dazu, bis es passt. Ehrensache.
— mad_mikel (@mad_mikel) November 20, 2021
Vielleicht sollten Hüte wieder Trend werden
3.10.90. Zug von HH nach D. Fahrkartenkontrolle. Mensch ausländischer Herkunft hat eine Karte nach H, sitzt im falschen Zug, hat nicht genug Geld für Zuschlag für Umweg. Schaffner entpuppt sich als Arschloch, will Bahnpolizei rufen. Die Menge im vollen Zug lässt den Hut rumgehen.
— Christian B. aus NRW 💉💉💉🖕🦠 (@NeoJuc) November 20, 2021
Es ist nur eine kleine Geste, aber es berührt doch ungemein
Ich hab gestern auch so ein tolles Erlebnis gehabt, war mit dem schlafenden Kleinkind unterwegs, drei Jugendliche kommen mir entgegen, Zigarette, laute Musik an und Bier in der Hand, sehen mich, gehen vom Fußweg, machen die Musik aus und grüßen höflich. Ich war happy darüber
— Jazz (@DarkJazz89) November 21, 2021
Hier läuft es richtig
Mein Sohn(14) hat letztens beim Bäcker gesessen und etwas gegessen. Am Nebentisch haben andere Jugendliche alles stehen gelassen, mein Sohn hat dann aufgeräumt, fand er unfair, dass das die Bäckerin machen sollte.Ein älterer Herr hat sich bei ihm bedankt und ihm 2€ dafür gegeben
— Nina Sembal (@ninipuh) November 21, 2021
Gute Fahrt
Beim Fahrrad springt morgens auf dem Weg zur Arbeit die Kette raus. Kommen zwei Männer mit Bierflaschen in der Hand und geben mir ein Küchentuch, damit ich mir die Hände nicht schmutzig mache
— Michael 💉💉 (@Michael_Al_Lo) November 21, 2021
Falls ihr auch so nach positiven Erlebnissen lechzt: Mehr gute Nachrichten stellen wir euch immer Samstags in unseren Good News vor: