Thread: Unvergessliche Momente – Wo wart ihr am 9. November 1989?
Der 9. November 1989 war ein Donnerstag. Ein Tag, der als Schicksalstag in die deutsche Geschichte eingehen sollte. Durch die Demokratiebewegung unter Druck gesetzt, arbeitete die Führung der DDR im Laufe des Tages mit Vertretern der Ministerien des Innern und der Staatssicherheit an einer neuen Reise- und vor allem Ausreiseregelung. Um 18 Uhr beginnt Günter Schabowski eine denkwürdige Pressekonferenz und erklärt gut eine Stunde später auf Nachfrage, dass die Regelung zur Ausreise nach seiner Kenntnis „sofort, unverzüglich“ in Kraft trete. Die Eilmeldung „DDR öffnet Grenzen“ war nun nicht mehr aufzuhalten und mit ihr auch zahlreiche Menschen aus dem Osten, die unmittelbar in Richtung Westen strömten.
Und ihr so? Es gibt diese Momente und Augenblicke, an die man sich auch zig Jahre später noch sehr genau und sehr detailliert zurückerinnern kann. Daran, wo und mit wem man diesen Moment verfolgt oder erlebt hat. Viele Menschen berichten, dass die grauenvollen Terroranschläge vom 11. September 2001 für sie ein genau solcher Moment sind. Doch sind die schönen Momente nicht noch viel bedeutender? Twitteruserin @_toertchen hat daher gefragt, wer sich noch daran erinnern kann, wo er den 9. November 1989 erlebt hat. Es wird emotional!
Alle wissen, wo sie am 11.9.2001 waren, aber könnt ihr euch an den 9.11.1989 erinnern?
— yes (@_toertchen) October 2, 2020
In der Nacht zum 10. klingelte das Telefon. Der Cousin meines Vater, der 1988 seinen Ausreiseantrag genehmigt bekommen hatte und für sich & seine Familie mit Unterstützung seiner Cousins direkt mit Job, Wohnung & Auto im Westen gestartet ist, war dran. Heulend. Hätte er das/1
— Katha schreibt (@KathasStrophen) October 2, 2020
gewusst. Er hätte noch gewartet. Wie schlimm war die Zeit in der DDR nachdem sie den Antrag gestellt hatten.
Am nächsten Morgen klingelte das Telefon wieder. Die Cousine meiner Mutter, meine Patin, hatte in der Nacht ein Baby bekommen, K2s Patin.— Katha schreibt (@KathasStrophen) October 2, 2020
Zu Hause im Wohnzimmer vor dem Fernseher und hab nicht begriffen was da passiert, ich war 9.
— •Mutter aller Probleme• (@old_and_grumpy) October 2, 2020
Ich habe mit meiner Freundin vor ihrem Fernseher gesessen und es nicht geglaubt.
Und dann ab in’s Auto und auf nach Helmstedt, ca 3 Stunden von uns. Auf halber Strecke kamen uns die Trabbi entgegen…
— Unspezifisch #TeamLockdownNow (📱🏠☣️) (@the_cleaner) October 2, 2020
Bei Oma auf dem Schoß vor dem TV. Westen. Und ich hab nicht kapiert, warum die so heulte.
— Abstand haltendes Beuteltier (@19Insomnia82) October 3, 2020
Kann ich. Ich saß alleine vor dem Fernseher und hatte Angst, dass die Lage eskalieren könnte. Entweder durch DDR-Truppen selbst, oder durch die sowjetischen Truppen.
— Spielverderber (@OchMensch) October 2, 2020
Ich war im Kindergarten u habe an die Kinder, die aus dem Osten am Bahnhof ankamen kleine Päckchen Gummibärchen verteilt. Meine Eltern hatten mir erklärt, dass es in der DDR nicht immer alles gab und ich fand das schlimm und wollte was tun. Also ist mein Vater mit mir losgefahren
— Kasminchen (@kasminchen) October 2, 2020
Ich war 13, lebte in der niedersächsischen Provinz und erinnere mich vor allem an den folgenden Morgen; unser sonst eher phlegmatischer Geschichtslehrer war total euphorisch und in Aufruhr, hatte ein Radio mitgebracht in den Unterricht und wir besprachen die aktuellen Ereignisse.
— Jule Uphoff (@komplizin) October 2, 2020
Eine meiner ersten Erinnerungen. Völlig aufgelöste Erwachsene vorm Fernseher. Ich war 3,5
— Hannah Jo (@hannahjowolff) October 2, 2020
Ja klar! Ich stand am Schwimmbad im „Baugebiet 7“ und es ging ein Gerücht um! „Die Grenze ist auf!“
An schwimmen war nicht mehr zu denken!— Never ever! (@werwowiewarum) October 2, 2020
Ich war bei meinen Großeltern, wie fast jeden Tag. Und mein Opa kam nach Hause und sagte, Morgen fahren wir in den Westen.
— Flauschi (@Flauschbert) October 2, 2020
Nein, aber ich kann mich noch sehr gut an den 16.10.89 erinnern(der Tag,an dem Honecker seinen „Rücktritt“ erklärte). Den 9.11.89 habe ich erst am nächsten Morgen realisiert. Oder ein paar Tage drauf, als Samstags plötzlich die Klassenzimmer leerer wurden. (Ich war 16.)
— Pummelhummel (@Pummelhummel2) October 2, 2020
Werde ich nie vergessen. Mein Vater war gerade verstorben. Und plötzlich fällt die Mauer. Wie lange hatte er darauf gehofft.
Ich habe die ganze Nacht vor dem TV gesessen und geweint.— Heidi Sigrid (@HeidiSigrid) October 2, 2020
Ich war 2einhalb, vermutlich zu Hause.
Meine Mutter lag in der Klinik nach Sectio, weil am 3.11. mein Bruder geholt wurde, als Frühchen. Nicht, weil er musste, sondern weil Ungarn offen war und keiner wusste, ob nen Monat oder zwei später noch Ärzte im Land wären.— Frau L. (@ljosmodirin) October 3, 2020
Ich hatte Spätdienst am Fahrkartenschalter der Deutschen Reichsbahn. Sehr viele Leute kamen und wollten Fahrkarten nach Westberlin und die BRD.
UND ICH HATTE KEINE AHNUNG, WAS PASSIERT WAR!Erst als ich zuhause den Fernseher einschaltete, begann ich zu verstehen.
— Kaffeejule trinkt zu Hause Kaffee (@Kaffeejule1) October 2, 2020
Gepennt, war ja Schule am nächsten Tag. Unsere Klassenlehrerin kam am 10.11. nicht mehr wieder.
— Gretel (@gretelundteddy) October 2, 2020
Logo.
Sah Nachrichten.
Hört von der Grenzöffnung.
Ging ins Bad, wo mein Vater meine Schwester duschte.
Sagte es ihm.
Er ließ vor Schreck den Duschkopf fallen.
Alles unter Wasser.
Bleibender Eindruck.
☺️— Hoptimist 🇪🇺 (@musichistorylaw) October 2, 2020