Thread: Ungewollte Schwangerschaften
Die Twitter-Userin Frau Frosch hat unlängst einen sehr treffenden Thread zum Thema ungewollte Schwangerschaften vertwittertet, der in der Debatte um §219a ein für alle Mal mit den typischen Vorurteilen aufräumt. Vorausgesetzt natürlich, dass man ihn auch gelesen hat. Und weil das Thema so wichtig ist, möchten wir euch diesen Thread hier ans Herz legen.
Ich habe es bisher noch nicht so öffentlich thematisiert, weil es für mich auch nicht so leicht ist, den richtigen Ton zu finden, aber ich glaube, es ist an der Zeit, mal darüber zu sprechen.
Menschen, die ungeplant schwanger werden, sind nicht unaufgeklärt oder minderbemittelt.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Im Zuge der Abtreibungsdebatte lese ich immer wieder, dass ja gar keine*r mehr ungeplant (ich schreibe bewusst nicht ungewollt – das ist nämlich dann eine ganz persönliche Sache) schwanger werden könne, weil „wir“ es ja besser wüssten und wer nicht verhütet, ist selbst schuld.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Ganz ehrlich: was stimmt bei euch nicht? Es gibt so viele Möglichkeiten, ungeplant (und eventuell auch ungewollt) schwanger zu werden – und ich erzähle euch jetzt mal eine davon.
Ihr wisst, dass ich Mutter bin, ich schreibe ja hin und wieder darüber.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Aber einen großen Teil meines Lebens verbrachte ich in dem Glauben, dass es mir körperlich nicht möglich sei. Das haben Ärzt*innen gesagt, das habe ich häufig gehört, und es war für mich okay.
Denn ich wollte nicht unbedingt Kinder haben.
Okay, die eine Folge HIMYM war hart.— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Die hat mir voll ins Herz geschnitten, als sie rauskam, weil ich mich so gut in Robin wiederfand, aber an sich kam ich gut klar damit, von einzelnen Momenten mal abgesehen.
Meinem Mann gegenüber war ich diesbezüglich offen und er hatte auch kein Problem damit.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Klar, er liebte ja mich und nicht meinen Uterus. Und wir hatten uns gesagt, dass wir erstmal leben, arbeiten und so mit Anfang/Mitte 30 mal schauen, wie es aussieht und was wir dann eventuell für Möglichkeiten haben.
Wir heirateten 2013, im Mai.
Im August war der Test positiv.— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Und über mich brach die größte aller Krisen herein. Wenn eine Unmöglichkeit passiert, hat eins kein Handwerkszeug für so eine Situation.
Ich war als „unfruchtbar“ (fieses Wort, irgendwie) diagnostiziert – und schwanger.
Zu wissen, dass ich einen Ausweg habe, war erleichternd.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Wir haben uns hindurchgewühlt – natürlich vor allem ich, weil in meinem Bauch die Unmöglichkeit wuchs und später zappelte. Aber es war hart, sämtliche Annahmen und Sicherheiten wegzuwerfen und neu zu besetzen.
Und ja, ich habe alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Ich war froh, alle Möglichkeiten zu haben.
Aber wir (und ich rede nur von uns; so eine Entscheidung ist die Individuellste, die es geben kann) haben unsere Entscheidung getroffen, diese Unmöglichkeit zu feiern.
Sie wird bald 5, und wir sind sehr froh,die Chance bekommen zu haben.— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Aber, warum ich das euch erzähle: nicht einmal „Unfruchtbarkeit“ ist sicher. Wir haben sogar zusätzlich verhütet, aber offensichtlich nicht „gut genug“.
Es gibt bei der Verhütung keine 100%ige Sicherheit.
Und deshalb muss es auch immer Auswege geben.— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Denn nicht jede Person ist in der privilegierten Lage, in der ich war – feste Partnerschaft, relative finanzielle Sicherheit und die Bereitschaft, ein Kind auch zu bekommen – mit allen Konsequenzen.
Meine Lage ist individuell – genau wie die jeder einzelnen schwangeren Person.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Ich kann keine Schlüsse von mir auf Andere ziehen und maße es mir nicht an.
Wir brauchen Optionen und Rechte für Schwangere, die kein Kind bekommen können oder wollen.
Recht auf Informationen und Lösungen für ihre individuelle Situation.Und zum Schluss ein Disclaimer.
— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019
Ich werde hier keine medizinischen oder sexuellen Details offenlegen.
Eklige Lurche können sich fernhalten, genauso wie „Lebensschützer“.
Es ist meine Geschichte und meine Entscheidung.
Wenn es einer Person hilft – gut.
Wenn jemand Perspektiven sehen lernt – gut.
Ende.— Frau Frosch (@frau_frosch86) 4. Februar 2019