Thread: Ungeimpft – Eine Begegnung

Chris Schröder 08.09.2021, 17:48 Uhr

In der aktuellen Impfdebatte sind die Fronten mehr als verhärtet und der Ton wird zunehmend rauer, was an dem bevorstehenden zweiten Coronaherbst liegen dürfte. Aufgrund der zu geringen Impfquote wird dieser nämlich auch am Ende wieder Kontaktbeschränkungen für alle mit sich bringen. Dabei spielen vor allem die sozialen Medien und auch die Presseberichterstattung eine Rolle. Eine Differenzierung zwischen Ungeimpften, Impfskeptikern, Impfgegnern, Verschwörungsanhängern, „Querdenkern“ und Reichsbürgern findet in manchen Debatten gar nicht mehr statt. Die Rede ist pauschal nur noch von Impfgegnern oder gleich „Querdenkern“. Dabei wäre es so wichtig, hier ganz genau zu unterscheiden. Denn wenn es unser Ziel ist, die Impfquote zu erhöhen, müssen wir natürlich auch irgendwie Überzeugungsarbeit leisten. Ohne Diskurs wird das nicht funktionieren, so viel ist sicher. Aber wen kann man überzeugen? Und: Geht das überhaupt?

Aber werfen wir doch einen Blick auf die Begrifflichkeiten. Und auf die Personen, mit denen es sich lohnt, ins Gespräch zu kommen.

Ungeimpfte – Es lohnt sich nachzufragen

Nicht jeder Ungeimpfte ist gleich ein Impfgegner oder gar „Querdenker“. Generell ist „ungeimpft“ als neutraler Oberbegriff zu sehen. Darunter fallen auch Menschen, die sich schlicht nicht impfen lassen können. Kinder zum Beispiel, denn unter 12 Jahren gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Es kann aber auch sehr wohl medizinische Gründe gegen eine Vakzination geben oder der Betroffene zählt zu den Genesenen. Auch sollte man in Betracht ziehen, dass er oder sie unter Umständen gar nicht weiß, wo er sich impfen lassen kann. Klingt realitätsfremd, ist aber möglich. Erwachsene Ungeimpfte kann man fragen und Hilfe anbieten. Die meisten werden sich als Skeptiker zu erkennen geben.

Impfskeptiker – Es lohnt sich zu reden

Nicht jeder Impfskeptiker ist gleich ein Impfgegner oder gar ein „Querdenker“. Ein Skeptiker zeichnet sich dadurch aus, dass seine Meinung noch nicht gefestigt ist. Es ist keine Schande, unentschlossen oder überfordert zu sein. Auch Angst ist völlig menschlich. Da hilft dann auch keine kostenlose Bratwurst. Wer empathisch und ruhig das Gespräch mit einem solchen Skeptiker sucht, hat gute Chancen, sein Gegenüber zu verstehen und auch zu überzeugen. Die meisten von ihnen sind Opfer von Desinformation und Verschwörungserzählungen geworden, die ihnen durch Social-Media-Algorithmen oder eine unausgewogene Presseberichterstattung täglich vorgesetzt werden. Man erkennt sie daran, dass sie den Corona-Maßnahmen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen.

Impfgegner, „Querdenker“, Verschwörungsanhänger und Reichsbürger – Es ist kompliziert

Da „Querdenker“ aufgrund der Demos als eine Art Oberbegriff fungiert, meint man damit in der breiten Öffentlichkeit gleichermaßen auch Impfgegner, Qanons, Reichsbürger und Selbstverwalter sowie sonstige Verschwörungsanhänger. Sie alle eint am Ende die Tatsache, dass ihre Meinung bereits gefestigt ist. Sie lehnen nicht nur die Impfung, sondern auch alle anderen Maßnahmen ab. Viele haben sich nach anderthalb Jahren sogar radikalisiert. Der sachliche Diskurs ist hier so gut wie unmöglich. Nicht nur, dass sie sich als freiwillig Ausgestoßene über ein sektenartiges Wir-gegen-die-Gefühl definieren, nein, sie haben bereits festgelegt, welchen „Experten“ sie vertrauen, was sie glauben und welche Weltordnung für sie gilt. Logik und Fakten zählen hier nicht mehr, denn der gesellschaftliche und wissenschaftliche Common Sense wird von ihnen schlicht nicht mehr länger anerkannt. Das heißt nicht, dass sie alle dumm und ungebildet sind. In ihrer Wahrnehmung ist die Pandemie nur zur größten Verschwörung aller Zeiten umgedeutet und entsprechend belegt worden, abgerundet durch diverse NS- und DDR-Vergleiche. Wer einmal versucht hat, mit ihnen zu diskutieren, weiß, dass sie nicht an einem Diskurs interessiert sind, sondern nur Recht haben oder bekehren wollen. Falschinformationen und echte Meldungen werden so engmaschig in das konstruierte Weltbild eingewoben, dass es schlicht unmöglich ist, dagegen anzukommen. Dafür haben vor allem falsche Propheten wie Attila Hildmann & Co. gesorgt, die mit dem diesem Weltbild Spendengelder aus den Taschen ihrer Schäfchen ziehen. Die Grundlagen für eine sachliche Debatte sind hier schlicht nicht mehr gegeben. Lohnt es sich noch, mit ihnen über die Impfung zu reden? Wahrscheinlich nicht. Aber versuchen kann man es.

Generell ist es aber wichtig, das Gespräch zu suchen, wenn man hört, dass jemand nicht geimpft ist. Vorverurteilungen nützen niemandem etwas. Wie ihr seht, gibt es doch erhebliche Unterschiede. Ein schönes Beispiel dafür liefert euch der nun folgende Thread des Twitterusers @redder66 aus der Schweiz

Das sagen andere User:

Eigentlich ist alles gesagt, aber Twitter wäre nicht Twitter, wenn es nicht noch ein paar Kommentare gäbe, die einen genauen Blick wert sind. Wir haben ein paar davon hier für euch gesammelt.


Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Zum Thema Impfung, möchten wir euch noch diesen Thread hier ans Herz legen.

Thread: Über den Erfolg der Bratwurst-Impfung

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