Ja, das Umweltsau-Omagate-Thema nervt. Aber da sich so viele Konservative, Liberale und Ultrarechte immer noch daran abarbeiten, kommt hier der ultimative Thread.
Der Journalist Silvio Duwe hat nämlich den kompletten Liedtext ganz nüchtern auseinandergenommen. Auch den Teil, den die meisten Kritiker weggelassen haben, damit das Lied in ihr Weltbild passt.
Wer danach immer noch nicht verstanden hat, was Satire ist und was nicht, will es vermutlich auch nicht.
Da zahlreiche Konservative (die Rechten sind noch mal ein anderes Thema) Schwierigkeiten haben, Satire und Kinderlieder zu verstehen, gibt es jetzt eine #Umweltsau-Liedtext-Analyse für alle, die den Weg vom Kindergarten zur Grundschule nicht gefunden haben.
Thread
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
In Zeile 1 wird die Protagonistin des Liedes („meine Oma“) eingeführt und mit einer charakteristischen Handlung („fährt im Hühnerstall Motorrad“) vorgestellt. Die Handlungsweise der Oma ist derart grotesk, dass das Publikum diese sofort als nicht wirklich stattfindend erkennt
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Daraus folgt, dass auch die Oma eine rein fiktive Person ist. Sie ist als Protagonistin nur eine Stellvertreterin für eine tatsächlich gemeinte Personengruppe. Welche Personengruppe tatsächlich gemeint ist, wird im weiteren Verlauf des Textes deutlich.
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— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Die Protagonistin verbraucht „tausend Liter Super jeden Monat“ mit einer vollkommen sinnlosen Handlung (Motorradfahren im Hühnerstall). Es geht im Lied also um Menschen, die sinnlos Ressourcen verschwenden und die Umwelt schädigen. Umweltsäue nennt sie das Lied.
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Im nächsten Vers wird dieses sinnlose, umweltschädliche Verhalten durch ein weiteres Beispiel herausgestrichen. Die Aussage der Protagonistin, diese Handlungsweise sei „voll cool“ verweist darauf, wie umweltschädliches Verhalten nach wie vor verteidigt und gerechtfertigt wird
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Dass die Protagonistin mit ihrem SUV „zwei Opis“ überfährt, verweist darauf, dass umweltschädlicher Inidividualverkehr auch Gefahren für andere Menschen mit sich bringt. Die „Opis“ sind übrigens auch nur als Stellvertreterfiguren zu lesen.
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Der Kotelett-Vers verweist darauf, dass auch Ernährung umweltschädlich sein kann, und dass durch Billigfleischproduktion und Massentierhaltung unökologische Ernährung billiger ist als ökologische.
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Dieser Vers enthält ein Paradoxon, eine gewollte Widersprüchlichkeit, die den Zuhörer zunächst verwirrt (Menschen, die noch nie Liedtexte, Gedichte, Romane oder überhaupt etwas gelesen haben, verwirrt das bis ans Lebensende, was zu unsinnigen Tweets und Artikeln führen kann).
— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Zunächst wird behauptet, die Protagonistin sei „geläutert“, weil sie nicht mehr fliegt. Als Ersatzhandlung gehe sie „zehnmal im Jahr“ auf Kreuzfahrt.
Die Zuhörenden erkennen sofort: das ist genau so umweltschädlich wie fliegen, das passt nicht zur Behauptung „ist geläutert“— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Der Liedtext thematisiert hier das Phänomen, dass Menschen eine umweltschädliche Verhaltensweise unterlassen, damit aber die Aufnahme einer anderen ebenso schädlichen Verhaltensweise rechtfertigen, so dass am Ende nichts gewonnen ist.
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— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Trotzdem zieht der Kinderchor das Fazit, die Protagonistin sei nun „doch keine Umweltsau“. Das verweist darauf, dass die oben beschriebenen Ersatzhandlungen oftmals unkritisiert bleiben, die Gesellschaft bei Greenwashing gerne wegsieht und nicht hinterfragt.
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— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Dass mit diesem Wegsehen Schluss sein muss, wird dann durch ein Audiozitat von Greta Thunberg aufgegriffen: „We will not let you get away with this“.
Das Paradoxon zum Schluss soll die Zuhörenden zum Nachdenken darüber anregen. Geschickt gemacht, finde ich.
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— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019
Fazit: das #Umweltsau-Lied ist eine Gesellschaftskritik, ein Angriff auf ältere Menschen („Omas“) lässt sich durch Textanalyse nicht belegen.
Es kritisiert nicht nur das Verhalten der „Umweltsäue“, sondern auch jene, die sich von Greenwashing gern blenden lassen wollen.
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— Silvio Duwe (@sduwe) December 30, 2019