Vor gut zwei Wochen jährte sich ein trauriges Datum zum wiederholten Male: Am Abend des 10. November 2009 nahm sich Fussball-Nationaltorhüter Robert Enke das Leben. Der Grund: Depressionen. Seitdem hat sich im Umgang mit Depressionen und psychischen Problemen glücklicherweise einiges in unserer Gesellschaft verändert. Und doch: Mit seinem Thread macht Twitteruser @WaybeSchlegel_ deutlich, dass wir alle gemeinsam im Kampf gegen Depressionen noch viel zu lernen und zu tun haben!
Ich hätte so viel über das Thema Robert Enke zu sagen, aber ich beschränke mich auf das Folgende.
Zunächst: In den zwei Wochen nach seinem Suizid, nach der detaillierten Berichterstattung über alle bekannten Umstände, stieg die Zahl der Schienensuizide um 138 Prozent. (Thread)— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
In den folgenden zwei Jahren lag die Zahl der Selbsttötungen auf Bahngleisen um 19 Prozent höher als in den zwei Jahren vor Robert Enkes Suizid. Der Werther-Effekt, also die epidemische Nachahmung eines Suizids, über den viel berichtet wurde, bestätigte sich einmal mehr.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Es gab in der Berichterstattung vieles, was man nur unsäglich nennen kann. Den für mich persönlich ekligsten Artikel über den Tod von Robert Enke schrieb ausgerechnet eine, wenn nicht gar die Leitfigur des deutschen Journalismus: Hans Leyendecker (s.u.). pic.twitter.com/hj41xIsemK
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Durch eine sachlichere und die Details aussparende Berichterstattung hätte es viele Suizide nicht gegeben. Und wenn die Deutsche Bahn endlich die Zugänge zu Bahnübergängen und anderen kritischen Punkten erschweren würde, würde das noch mehr Menschenleben retten.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Und nun ein deutliches Wort an die, die scharfe Kritik an Fußballern mit dem Robert-Enke-Argument kontern: Haltet endlich den Mund.
Erstens instrumentalisieren viele von diesen Schwätzern Robert Enkes Suizid nur, um sich moralisch über andere zu erheben.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Zweitens folklorisieren, simplifizieren und, ja, verharmlosen sie die Krankheit Depression, indem sie einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zu äußerem Druck und scharfer Kritik konstruieren. Um es einmal ganz klar darzustellen:
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Fußballer spielt schlecht -> Öffentlichkeit kritisiert und verspottet ihn -> Fußballer wird depressiv
Diesen Wirkungszusammenhang herzustellen, ist unwissenschaftlicher Schwachsinn.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Die Ursachen einer Depression sind hoch komplex, und wie man mittlerweile weiß spielen dabei unter anderem Entzündungen eine sehr große Rolle – also ein rein physischer Vorgang, der nun gar nichts mit der Seele, bösen Tweets und Pfiffen von den Rängen zu tun hat.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Es äußert sich nun auch niemand über die Gründe der Krebserkrankung von Frankfurts Marco Russ. Und Krebs ist in seiner Multikausalität und Komplexität der Depression absolut ähnlich. Übrigens: Auch Teresa Enke sagt, dass ihr Mann sicher nicht am Fußball erkrankt ist.
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019
Wer sich über all das noch mehr informieren möchte, kann das unter anderem in den folgenden Artikeln tun.https://t.co/InMJYWOoEyhttps://t.co/sUTMVRPpZAhttps://t.co/OX2SnZP9o0https://t.co/AA80Sm3QSThttps://t.co/rknR3qMjschttps://t.co/ztO1DBLc1f (Paywall)
— Wayne Schlegel (@WayneSchlegel_) November 10, 2019