Ralph Ruthe ist Cartoonist, Comiczeichner, Autor und Musiker. Wer auf Twitter unterwegs ist, kommt quasi gar nicht an ihm vorbei.
Neben seinen genialen Zeichnungen und seinen bissigen Tweets, liefert er dort auch hin und wieder einen nachdenklich machenden Thread ab. So verdeutlichte er uns vor kurzem sehr anschaulich die Gefahren des Klimawandels.
Der nun folgende befasst sich mit dem Kunstunterricht an Schulen.
„In Kunst hattest du bestimmt immer ne 1, ne?“. Die Frage höre ich oft. Meine Antwort darauf irritiert die meisten: „Grade noch ne 3.“
Der Grund dafür ist simpel: Witze ausdenken und schielende Bäume zeichnen stand (und steht meines Wissens nach bis heute) auf keinem Lehrplan. pic.twitter.com/ImOuwC3alG— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Im Kunstunterricht – zumindest wie ich ihn erlebt habe – gings im eigentlichen Wortsinn nicht um Kreativität. Und schon gar nicht um das, was mein Hauptantrieb für alles ist, was ich heute mache: Humor.
Kunstunterricht war bei uns eher eine Form von Handwerkern.— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Wir lernten das Arbeiten mit Wasserfarben, Pappmaché, Wolle … alles mit Betonung auf „Arbeiten“. Das ganze wurde außerdem mit einer für mich nicht nachvollziehbaren Ernsthaftigkeit vermittelt, die jeden Spaß am Basteln, Malen und Zeichnen im Keim ersticken ließ.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Als ginge es nicht darum, Ideen umzusetzen und künstlerische Visionen zu realisieren, sondern einen Bauplan möglichst exakt einzuhalten.
Leichtes Abweichen wurde eher mit einem Stirnrunzeln und dem Ruf nach Ordnung honoriert. Für mich bedeutet „Kreativität“ aber Freidrehen…— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
ausprobieren, falsch machen, Ideen, Techniken und Medien zusammenführen, die vielleicht (laut Lehrbuch) gar nicht zusammengehören. Das alles geschah nicht in meinem Kunstunterricht und deshalb fand ich ihn langweilig bis nervig.
Mein Rat an alle, die Cartoons, Comics…— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Trickfilme oder was auch immer machen möchten lautet: denkt grundsätzlich bitte erstmal nicht, dass ihr dazu irgendetwas lernen oder wissen müsst. Kreativität ist keine Wissenschaft. Habt Spaß! Tut es, um euch dabei gut zu fühlen. Probiert rum!
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Und wenn ihr denkt, dass ihr bei irgendwas nicht weiter kommt, oder etwas so hinkriegen möchtet, wie andere bekannte Künstlerinnen und Künstler, dann könnt ihr euch natürlich in einem Buch oder einem Youtube-Video technischen Rat holen.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Aber bis dahin empfehle ich euch, nicht so viel darüber nachzudenken, was ihr da macht, oder ob eure Werke nach irgendwelchen obskuren Standards fachlich korrekt umgesetzt worden sind.
Kunst ist die eine Sache auf der Welt, wo das alles keine Rolle spielen sollte.— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Es geht um Verwirklichung von Ideen + darum, etwas eigenes, vielleicht neues zu erschaffen. Für Schulen würde ich mir wünschen, dass im Kunstunterricht verstärkt die Fantasie gefördert wird, statt den Kindern nur beizubringen, von wo das Licht auf die Blumenvase fällt.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Fantasie kann einem letztendlich in allen Bereichen des Lebens helfen. Was nutzen z. B. wissenschaftliche Fakten, wenn einem die Fähigkeit fehlt, sich vorzustellen, was daraus resultieren kann?
Ich hatte Glück, dass es an meiner Schule eine Person gab, die das ähnlich sah:— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
mein Deutschlehrer Herr Fischer. Der liebte ebenfalls Comics und Animationen, erkannte, worin meine Begabung lag und bestärkte mich darin, weiter zu machen und meine Ideen umzusetzen. Gemeinsam habe ich mit ihm meinen ersten Trickfilm gedreht, als ich erst acht Jahre alt war.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019
Danke, Herr Fischer! Und Danke an alle Lehrerinnen und Lehrer, die Talente und Fantasie fördern. Unabhängig davon, ob es Teil ihres Lehrplanes ist oder nicht.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) August 9, 2019