Donald Trump lässt keine Gelegenheit aus die Briefwahl schlechtzureden. Sie lade angeblich zur Wahlfälschung geradezu ein. Dabei sehen einige US-Staaten diese als Chance, die Abstimmung für die Wähler trotz der Coronakrise sicher durchzuführen. Der Präsident spricht jedoch von Betrugsmöglichkeiten und lässt damit offen, ob er ein Wahlergebnis zu seinen Ungunsten überhaupt akzeptieren würde. Dass es ihm dabei um Angst vor den Folgen einer hohen Wahlbeteiligung geht, ist schon fast offensichtlich. Das Thema ist jedoch wesentlich komplexer, als man zunächst annehmen würde. Annika Brockschmidt erklärt es euch in dem nun folgenden Thread.
Die Post wird bei der Präsidentschaftswahl in den USA eine elementare Rolle spielen. Deswegen sollten wir uns genauer anschauen, was Trump gerade tut: er arbeitet an der gezielten Zerstörung der Post. Ein Thread.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Trumps ursprüngliche Missgunst der Post gegenüber war der Tatsache geschuldet, dass Amazon Gründer Jeff Bezos über sie Pakete liefern lässt – und dem gehört bekanntlich auch die Washington Post, eines der zahlreichen verhassten Medienhäuser Trumps.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
In den letzten Monaten kam aber ein noch viel gefährlicheres Element dazu: Durch die Pandemie ist die Briefwahl für viele Amerikaner*innen vermutlich die einzige Möglichkeit, im November sicher zu wählen, ohne sich der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Und obwohl Trump, seine Tochter Ivanka, Jared Kushner, Kayleigh McEnany, Brad Parscale, die Pences und viele Angehörige seiner Regierung selbst bereits per Brief gewählt haben (oder es versuchten), verbreitet Trump das Märchen vom durch die Briefwahl möglich gemachten Wahlbetrug.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Diese Behauptung ist falsch – das zeigt jede Recherche. Wahlbetrug per Briefwahl ist extrem selten. Trump glaubt, dass eine ausgeweitete Briefwahl Demokraten stärken wird. Wenn der Ausbau käme, so Trump, würde „in diesem Land nie wieder ein Republikaner gewählt“
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Und der Gedanke scheint zunächst nicht verkehrt – Demokraten haben mehr Anhänger in marginalisierten Bevölkerungsgruppen, die es sich schlicht nicht leisten können, stundenlang an der Wahlurne anzustehen. Trumps Angriff auf die Post ist eindeutig:
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Erst im Mai hat er einen neuen Post-Master eingesetzt, einen Mega-Spender an die Republikaner und Trump. Er hat keinerlei Erfahrung mit der Post. Louis DeJoy ist also eindeutig ein Trump-Unterstützer erster Güte.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Und er liefert: seine Sparmaßnahmen und z.B. die Streichung von Schichten haben zu massiven Verspätungen bei der Auslieferung der Post geführt. Das bedeutet auch: Amerikaner*innen könnten ihre Unterlagen zur Briefwahl, die per Post kommen, nicht rechtzeitig erreichen.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Demokraten werfen DeJoy vor, genau das zu planen – und vieles spricht dafür, dass er Trump in die Hände spielt. Erst am Freitag wurde bekannt, dass DeJoy zahlreiche Leitungsposten neu besetzt oder umstrukturiert, was die Sorgen der Demokraten weiter befeuerte.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Sie fordern eine Untersuchung von DeJoys Plänen: https://t.co/Ok1I65kUVG
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Die amerikanische Post war schon vor Trump und der Pandemie in schlechtem Zustand. Doch Trumps Attacken in Kombination mit der Pandemie könnten ihr den Todesstoß versetzen – zumal die Republikaner kein weiteres Geld herausrücken wollen, die Demokraten aber dafür plädieren.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Im Übrigen: Studien haben gezeigt, dass Briefwahl weder Demokraten, noch Republikaner bevorzugt. Die Einzigen, die unter normalen Bedingungen dann mehr wählen gehen sind die, die mit Politik weniger am Hut haben. Während einer Pandemie sieht das natürlich anders aus.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Trumps Angriff auf die amerikanische Post sind ein Angriff auf die Demokratie. letzten Endes ist es ihm egal, wem genau er damit schadet – mit seinen Behauptungen legt er schon das Fundament dafür, die Wahl im Falle einer Niederlage nicht anzuerkennen.
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Trump und seine Berater planen laut Politico bereits, die Postzustellung durch weitere executive orders weiter einzuschränken: https://t.co/upAXZZbNZJ
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 9, 2020
Patrons ab einem bestimmten Tier bekommen im Laufe des Tages eine erweiterte Version des Threads als Textform. Wer meine Arbeit unterstützen möchte, kann das hier tun:https://t.co/pK1Z1MX55E
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 10, 2020
Die erweiterte Version des Threads in Textform ist für Patrons ab 10 Euro jetzt online verfügbar. Darin u.a. warum manche Republikaner von Trumps Briefwahl-Märchen wenig begeistert sind und wie sie damit umgehen. https://t.co/OJxrG7pKp5
— Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) August 10, 2020