Thread: Stellt euch vor…
Am Montag sind die ersten Lockerungsmaßnahmen nach dem Corona-Lockdown in Kraft getreten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte diese gestern in ihrer Regierungserklärung im Bundestag zwar verteidigt, die Umsetzung in manchen Bundesländern jedoch als zu forsch kritisiert. Das Coronavirus ist weder besiegt, noch ist die Gefahr einer Weiterverbreitung überwunden. Deutschland hatte bislang viel Glück, aber der Erfolg, den wir mit den Lockdown-Maßnahmen erzielt haben, steht auf tönernen Füßen. Eine zweite Welle kann also jederzeit kommen und dann wären alle Maßnahmen der letzten Wochen für die Katz‘ gewesen. Darum geht es auch im nun folgenden Thread von @AscotBlack.
Stellt euch vor, das #Coronavirus würde überall in Dtld. gleichzeitig starten. 🔥🔥
„Es ist natürlich eine ganz andere Wucht, die so eine Infektionswelle dann hätte“
Sagt @c_drosten und meint die Gefahr einer 2. Welle wie es sie auch bei der Spanischen Grippe gab.
Ein THREAD:
— Info on #coronavirus (@AscotBlack) April 19, 2020
Ich will euch in diesem Thread einen Auszug aus dem NDR-Podcast von @c_drosten zu lesen geben.
Ich hatte es auch schon oft gelesen „Zweite Welle“, aber jetzt erst habe ich es verstanden. Am Ende gibt es den Link zum Podcast.
Los geht’s: 2/x
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„Die [erste Welle der Spanischen Grippe] ist aber nicht in allen Orten aufgetreten, sondern die war lokal extrem ungleich verteilt. Die war hier und da auffällig und anderswo hat man gar nichts davon gemerkt, dass es diese Erkrankung überhaupt gab. 3/x
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Auch dort – auch zu der Zeit – hat man schon mit Ausgangssperren und ähnlichen Dingen gearbeitet. Auch das war übrigens im Frühjahr der Fall. Dann ging es in den Sommer rein und man hatte dort offenbar einen starken saisonalen Effekt. Und man hat die Krankheit gar nicht mehr 4/x
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bemerkt. Und unter der Decke dieses saisonalen Effektes – da können wir vielleicht uns jetzt auch vorstellen: unter der Decke der sozialen Distanzierungsmaßnahmen, die im Moment in Kraft sind – hat sich diese Erkrankung aber unbemerkt viel besser gleichmäßig geografisch 5/x
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verteilt.
Und als man bei der Spanischen Grippe dann in eine Winterwelle gekommen ist, war die Situation auf einmal ganz anders. Dann sind Infektionsketten an allen Orten gleichzeitig losgegangen, weil sich das Virus überall unbemerkt verteilt hatte und man nicht drauf 6/x
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geachtet hatte.
Das ist natürlich ein Effekt, der sich auch in Deutschland einstellen wird, denn wir haben ja hier auch keine komplette Ausgangs- und Reisesperre und wir haben natürlich auch keine Nullübertragung, sondern wir haben eine R – also eine Reproduktionszahl –, 7/x
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die um oder zum Teil vielleicht manchmal sogar leicht unter 1 liegt. Aber das heißt ja nicht, dass nicht mehr übertragen wird. […]
Das Virus wird sich jetzt über die nächsten Wochen und Monate und über den Sommer in ganz Deutschland weiter verteilen. Es wird eine 8/x
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gleichmäßigere Verteilung geben – und das auch unter der Decke dieser Maßnahmen, die in Kraft sind.
Wir werden dann, wenn es in den Winter reingeht, in einer anderen Situation sein. Wir hätten dann nicht mehr das Ungleichgewicht zwischen einzelnen kleinen Orten in 9/x
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Nordrhein-Westfalen (wo es nach Karneval oder so eingeschleppt wurde) und anderen Orten an anderen Stellen, wo praktisch keine Infektionen sind.
Sondern plötzlich würde man sich wundern, dass das Virus doch überall gleichzeitig startet. Es ist natürlich eine ganz andere 10/x
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Wucht, die so eine Infektionswelle dann hätte.
Das gehört zu diesen vielen Gefahren, die man sich vielleicht nicht ganz so klarmacht, wenn man über diese Möglichkeit nachdenkt, eher so eine kontrollierte Verbreitung zu wollen, also eine kontrollierte Durchinfektion, 11/x
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nach dem Motto, man fährt irgendwie von der schwarzen Piste runter und man weiß, die ist schon steil, aber man kann ja auch so ein bisschen noch manchmal im Flug fahren und bremsen und manchmal Kurven fahren. Und denkt sich, das geht schon gut.
Das ist eben das Problem. 12/x
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Es gibt einfach irgendwann einen Punkt, wo so viel Fahrt aufgenommen ist, dass man durch diese einfachen konventionellen Maßnahmen – von denen wir ja wissen, die sind nicht vollkommen durchgreifend – dass man damit dann nichts mehr erreichen kann. 13/x
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Dann haben wir Situationen, die auch dann durch psychologische Effekte getrieben sind, die man beobachten kann an den wenigen Orten, wo es jetzt schon zufällig zu solchen Häufungen kam. Dann haben wir Situationen, dass Tanklastwagen eben durch Straßen fahren mit 14/x
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Desinfektionsmittel, weil das dann noch Maßnahmen sind, wo man in aller Verzweiflung noch versucht, etwas obendrauf zu setzen.“
Die Stelle, die ich in der Mitte weggelassen hatte, damit es etwas flüssiger zu lesen ist: 15/x
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.@c_drosten’s Abschlusssatz dazu: „Ich will jetzt gar nicht so ein starkes Plädoyer abgeben hier, aber ich will schon sagen, es laufen im Hintergrund Veränderungen von so einer Epidemie, die man auch mit einberechnen muss.“
Mit anderen Worten: Keine Panik, aber wichtig! 16/x
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Hier zum Nachhören oder -lesen: 17/17https://t.co/U9WVfzeulc
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Das sagt Christian Drosten dazu:
Als ich diese Passage letzte Woche gesprochen habe, war mir noch nicht klar, wie sehr die gültigen Distanzierungsmaßnahmen jetzt von allen Seiten in Frage gestellt werden. Bei R = ca. 1 verbreitet sich das Virus unter der Decke der Maßnahmen weiter. Auch jetzt schon. https://t.co/FFfuCBeGEe
— Christian Drosten (@c_drosten) April 19, 2020